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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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aus, streifte schnell die Strümpfe ab und lief zum Wasser. Es war eiskalt aber herrlich und reinigend. Sie blickte sich um, dann zog sie ihre Tunika und das Unterhemd aus und watete in das hüfthohe Wasser. Sie zitterte, als die Kälte sie wie ein Schlag traf. Dann ließ sie sich hinuntersinken, bis das Wasser ihre Schultern bedeckte und ihr Haarnetz. Sie tauchte schnell ganz unter und spürte die volle Wucht der Kälte. Sie erhob sich wieder und schüttelte sich erfrischt. Sie fühlte sich frei. Frei von seiner Berührung, von seinen Befehlen.
    »Rhiannon!«
    Sie stöhnte, drehte sich schnell um und ließ sich wieder unter Wasser sinken, als sie ihren Namen in scharfem, besorgtem Ton rufen hörte. Sie biss die Zähne zusammen und betete, dass nicht Eric sie gerade hier entdeckt hatte. Doch sie entspannte sich sofort, als sie Rowans Stimme erkannte.,
    »Rhiannon!«
    »Ich bin - ich bin hier!« rief sie ihm zu.
    Dann sah sie ihn, wie er um die Eiche geritten kam. Wie jung er aussah! Sie hatte das Gefühl, als wäre sie viele Jahre älter als er. Rowan war immer noch ein Jüngling, überlegte sie, aber sie war kein Mädchen mehr, sondern eine Frau. Er stieg schnell ab und eilte zu ihr ans Wasser. Er hielt inne, als er ihre Kleidung am Ufer verstreut liegen sah. Mit einem verlegenen Ausruf nahm er ihren Umhang und ging an den Rand des Wassers, wobei er das Kleidungsstück für sie hochhielt.
    Sie erhob sich und ging auf ihn zu. Dabei erinnerte sie sich an den unglückseligen Morgen, als sie ebenfalls so zu ihm gekommen war. Damals waren ihre Träume noch lebendig gewesen. Aber jetzt… jetzt wickelte sie sich schnell in den Umgang und vermied es, ihm in die Augen zu blicken.
    »Was ist?« fragte sie leise und zog den Umhang enger um sich.
    »Du bist weggegangen«, sagte er kurzangebunden. »Du bist weggegangen, und die Wächter haben es gesehen, aber keiner wusste, wo du hingegangen bist und ich - ich hatte Angst um dich. «
    »Angst um mich?« Sie starrte ihn erstaunt an. Dann lächelte sie langsam und verständnisvoll und straffte ihre Schultern. »Ich verstehe. Du dachtest, dass ich vielleicht vorhabe, mich über die Klippen ins Meer zu stürzen?«
    Rowan lief rot an. »Ich - ich weiß nicht. « Sie erschrak, als er plötzlich vor ihr auf die Knie fiel. »Ich bitte dich um Verzeihung, Rhiannon, denn vergangene Nacht habe ich erst gemerkt, dass meine Anwesenheit dein Elend noch vergrößert. Bitte verstehe mich. Ich … «
    Sie entzog ihm ihre Hand. »Du hast dich entschieden, einem Wikinger zu dienen, Rowan. Ich habe mich anders entschieden. Das ist alles. «
    »Du solltest ihn im Kampf sehen. «
    »Ich habe ihn im Kampf gesehen, ich sah, wie er mein Heim angriff, und ich bewundere nicht einen Mann wegen seiner Fähigkeit, andere Menschen zu töten. «
    »Du kennst ihn nicht.«
    »Bitte verzeih mir, Rowan, aber ich bin gerade dabei, ihn sehr gut kennenzulernen.«
    Er stand ganz nah neben ihr. »Rhiannon, um der Liebe Gottes willen, bitte versuche mich zu verstehen. Er hat mein Leben gerettet, nicht einmal, sondern zweimal. Bei allem, was heilig ist, ich bin um der Ehre willen gezwungen, ihm zu dienen.«
    Er schien so verzweifelt zu sein, so unglücklich über sich selbst dass es ihr schier das Herz zerriss. Sie schlang ihre Arme um ihn, sie wusste, dass sie ihn immer lieben würde, wenn auch nicht in der Art wie früher. Sie liebte ihn, wie sie vielleicht einen Bruder lieben würde. In ihrer Geste lag nichts anderes’ als diese geschwisterliche Liebe.
    Gerade als sie ihm die Anne um den Hals schlang und mit Zärtlichkeit und Sorge seinen Namen flüsterte, fühlte sie, wie ein kalter Hauch sie streifte. Sie blickte an seinem Kopf vorbei, und die Kälteschauer jagten ihr mit eisigen Nadeln über den Rücken.
    Eric beobachtete sie.
    Er saß auf seinem weißem Hengst und starrte sie aus dem Schatten unter den Bäumen an. Sie konnte seine Augen nicht sehen und auch nicht seine Gesichtszüge erkennen, aber sie konnte das goldene Schimmern seines Haares sehen, und die leichte, kraftvolle Art erkennen, mit der er auf dem Pferd saß.
    Dann trieb er den großen weißen Hengst an und ritt auf sie zu. Er war heute wie ein irischer Prinz gekleidet, sein scharlachroter Umhang wurde über der Schulter mit einer großen Smaragd-Nadel festgehalten, in die das Zeichen des Wolfs eingraviert war.
    »0 Gott!« keuchte sie.
    Rowan trat schnell einen Schritt zurück und drehte sich um, um der Gefahr ins Gesicht zu blicken. Er ließ sie

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