02 - Die Gefangene des Wikingers
unschuldig ist.«
»Es gibt so viele Arten zu sterben, oder nicht? Man kann einen Mann mit einem Seil um den Hals so lange aufhängen, bis er tot ist. Das ist keine schöne Art zu sterben. Wenn das Seil zu kurz ist, wird er langsam erwürgt. Wenn es zu lang ist dann kann der Kopf völlig vom Leib abgedreht werden. Aber man kann einen Mann auch einfach mit einem Schlag einer Streitaxt köpfen oder ihn mit einem Schwert abhacken. «
»Eric!«
»Aber natürlich läßt sich der Hals einer Frau viel einfacher durchschneiden, als der eines Mannes. Euer Hals, mein liebes Weib, ist so ungemein schlank … «
Sie wich zurück und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. »Dann macht es endlich!« wollte sie ihn anschreien, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken, weil er sie jetzt endlich berührte. Seine Hände packten sie im Nacken, und er zog sie an seine Brust. Seine Finger zerrten fest an ihrem feuchten Haar und zwangen sie, ihm in die Augen zu blicken. »Aber auf die Art würde ich Euch niemals umbringen, meine Liebe. Ich würde mir niemals das Vergnügen versagen, meine Finger um Eure Kehle zu legen und Euch das Leben herauszupressen!« Während er sprach, fand seine freie Hand die Öffnung ihres Umhangs, und seine Finger legten sich auf ihr pochendes Herz unter ihrer Brust. »Gebietet diesem verräterischen Schlagen Einhalt!« zischte er sie an.
Und dann ließ er sie plötzlich los, stieß sie von sich weg. Er ging zu seinem Pferd, den Rücken ihr zugewendet. »Zieht Euch an und kommt. Jetzt!«
Rhiannon holte verzweifelt Luft und starrte ihn an. Noch hatte er sie nicht gezüchtigt, aber wie wusste nicht, was er mit ihr vorhatte. Schleppte er sie zurück, um mit ihnen beiden, mit Rowan und ihr, in ihrem eigenen Haus Schluß zu machen?
»Wartet!« rief sie.
Er blieb regungslos stehen und drehte sich langsam um. Wieder stockte ihr der Atem. Sie kämpfte sekundenlang darum, wieder atmen zu können. »Wartet, Ihr habt mir nicht zugehört. Wenn Ihr es wagen solltet Rowan zu verletzten … «
Das waren die falschen Worte. Im Bruchteil von Sekunden stand er neben ihr und hafte sie wieder gepackt. Seine Augen starrten gebieterisch in die ihren. »Ich wage alles, Madame das solltet Ihr inzwischen wissen! Aber soweit es den jungen Rowan betrifft, habe ich nicht vor, ihm etwas anzutun. Ihm vertraue ich vollkommen. «
» Wa-was ?« stotterte Rhiannon.
»Ich werde den Jüngling nicht dafür bestrafen, weil Ihr Euch wie eine schamlose Hure aufführt. «
»Was!« Dieses Mal stotterte sie nicht. Sie stieß das Wort voller Wut hervor. Das reichte ihm. Sie wand sich - in seinem Griff und schaffte es, ihm mit ihren Nägeln das Gesicht zu zerkratzen und ihn gegen das Schienbein zu stoßen. Er fluchte laut packte ihren Arm und drehte sie herum. Sie stolperte über ihren Umhang, und er fieß sich schnell mit gespreizten Beinen auf ihr nieder.
Ihre Wut stieg derartig an, dass ihr jegliche Demut abhandenkam. »Wahrhaftig, wenn es einen Gott im Himmel gibt werdet Ihr unter dem Schlag irgendeiner Streitaxt verrecken. Ihr werdet bei lebendigem Leib verfaulen und verwesen. Ihr werdet … «
»Nur weiter so«, ermutigte er sie.
»Geht von mir runter!«
»Was? Jetzt? Warum denn, ich bin sehr angetan davon, wie Ihr Euch unter mir anfühlt. Es ist interessant zu entdecken, wie es wäre, wenn man der Mann wäre, für den Ihr so freudig Eure Kleidung abwerft.«
»Ich habe meine Kleidung nicht für Rowan abgeworfen!«
»Wollt Ihr mir weismachen, dass Rowan das getan hat?«
»Nein! Natürlich nicht. Ich … «
»Ah! jetzt verstehe ich Euch endlich. Ihr kamt, hierher, warft Eure Kleider ab und stiegt ins Wasser, um die Verführerin zu spielen, nur für den Fall, dass ich, Euer rechtmäßiger Herr, vorbeikommen würde. Welch hinterlistiger Gedanke. Besonders nach der letzten Nacht.«
»Ich habe nicht … «
»Seid vorsichtig, Lady, sehr vorsichtig!« Er lehnte sich dichter über sie, und sie war nicht sicher, ob das Glitzern in seinen Augen von Belustigung oder Wut herrührte, oder von irgendeiner anderen Gemütsbewegung. »Ich mag diese Überlegung. Und ich mag meine anderen Überlegungen nicht halb so gern. «
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Die Blätter der großen Eiche warfen Schatten über sie. Er nahm eine Locke ihres feuchten- Haares und wickelte sie sich um, den Finger. »Ein frühmorgendliches Stelldichein mit meinem Weib im Schatten einer alten Eiche, am kühlen Wasser eines plätscherndes Baches… das hat
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