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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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durcheinanderzubringen, war gegangen.
    Sie schauderte, stellte fest, dass sie noch nackt war, und holte sich aus einer Truhe Strümpfe, Hemd und Tunika. Halb
    angekleidet drehte sie sich zu der Wasserkanne und der Schüssel um, die auf einem Gestell neben dem Kamin standen, und wusch, sich Gesicht, Hals und Hände. Dann zog sie
    sich fertig an, bürstete und flocht sich das Haar, warf sich einen pelzbesetzten Umhang über die Schultern und verließ eilig das Gemach.
    Oben auf der Treppe hielt sie inne. Aus der Halle tönte nicht die Stimme ihres Ehemannes herauf, dafür aber die von
    anderen. Rollo erzählte Geschichten aus der Schlacht, und die anderen hörten ihm zu und unterbrachen ihn hier und damit einer Frage. Rhiannon lief leise und unbemerkt die Treppen hinunter. Sie sog scharf den Atem ein, als sie Rowan und die anderen jungen Männer sah, die zuerst unter König Alfred gedient hatten und jetzt in ihrer Halle saßen.
    Die Halle ihres Ehemannes, dachte sie verbittert.
    Nun, sie waren seit seiner Rückkehr anwesend. Sie hatten sich in der ersten Nacht höflich und mit angemessenem
    Respekt und sogar einer gewissen Zärtlichkeit begrüßt, als sie an Erics Arm die Stufen herab geschritten war. Sogar Rowan. Er hatte ihre Hand berührt, sich tief darüber gebeugt und hatte sie wie eine Schwester mit einem brüderlichen Kuss auf die Wange begrüßt, und Eric hatte direkt daneben gestanden. Dieses Benehmen hatte ihr alle Hoffnung genommen. Denn die Tatsache, dass er es wagte, sie in Gegenwart von Eric so zu berühren, war irgendwie eine tiefe und störende Verleugnung all dessen, was zwischen ihnen gewesen war.
    Die Liebe war vorbei, dachte sie. Erst hatte sie zärtlich und sanft und wunderschön gesprudelt wie der Frühling, aber jetzt schien das Ganze nur ein heuchlerisches, kindisches Spiel gewesen zu sein. Oder vielleicht lag es nur daran, dass Eric so permanent wirklich da war, dass die Träume alle zu Fantasie geworden waren. Vielleicht war es die Art und Weise, wie er sie berührt hatte, mit der er ihr eine Art Brandzeichen aufgedrückt hatte, seinen Stempel, den sie nicht, nicht einmal in den tiefsten Winkeln ihres Herzens, leugnen konnte. Sie kannte Rowan seit vielen Jahren, aber Eric kannte sie besser. Sie hatte jahrelang geglaubt, dass sie Rowan bis an ihr Lebensende heben würde. Sie erinnerte sich nur noch verschwammen an Rowans sanfte, harmlose Küsse, während die Erinnerung an die Leidenschaft, die Erics Lippen immer wieder hervorriefen, regelmäßig ihr Blut zum Kochen brachte und Farbe in ihre Wangen steigen ließ…
    Und eine sehnsüchtige Begierde tief in ihr.
    Sie wäre eine Närrin, ihn zu lieben; sie liebte ihn rächt und würde es niemals tun. Auch wenn sie die Liebe zum Land und zu feurigen Tieren und verletzlichen Kindern teilten. Auch wenn ihnen gewisse Werte gemeinsam waren - ein dauernder Respekt vor ihren Vorfahren und den Traditionen ihrer jeweiligen Heimatländer; einen Sinn für das Exotische und Verehrung für Wissen. Nun, egal welche Gemeinsamkeiten zwischen ihnen existieren mochten, sie würde ihn niemals lieben. Noch würde sie ihn jemals ehren oder sich ihm unterwerfen.
    Schnell und unbemerkt schlüpfte sie durch die Halle. Einer von Erics Männern, ein Ire, stand an der Tür Wache. Er verbeugte sich, als sie vorbeiging. Sie wusste nicht, wo sie hin wollte, sie wollte einfach weg, weit weg von der Halle, in die Eric vermutlich bald zurückkehren würde.
    Sie ging schnell, vorbei an Schmieden und Handwerkern, dann verließ sie - an einem weiteren von Erics Wächtern vorbei - die Stadtmauern. Sie lief einen Pfad entlang, der zu den grasbewachsenen Klippen im Norden führte. Nach fünfzehn Minuten hatte sie eine gewaltige Eiche mit schweren Ästen erreicht, die sich über einen kühlen, schnellfließenden Bach neigte.
    Hier lag Egmund begraben. Egmund und Thomas.
    Sie sank im Gras auf die Knie und neigte den Kopf, betete für die Freunde, die sie verloren hatte. Doch ihre Gedanken waren nicht bei dem Gebet. Sie setzte sich ins Gras, kaute verträumt auf einem Grashalm und starrte in das sprudelnde Wasser. Sie dachte an ihren Wikinger-Ehemann.
    Es schien Leute zu geben, die ihn tatsächlich für zivilisiert hielten. Und nicht nur manchmal, wie sie es tat. Adela fand ihn bestrickend - und charmant. Charmant! Die Diener hatten keine Schwierigkeiten, seine Befehle auszuführen. Alfreds Männer scherzten problemlos mit ihm. Sogar Rowan dieser verdammte Rowan! - schien ihn tief zu

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