02 - Die Gefangene des Wikingers
so verführerische Vorstellung, wie Ihr sie gerade abgeliefert habt. «
Sie wollte ihn nicht ansehen. In ihrer Verzweiflung ließ sie sich tief ins Wasser sinken.
Und so blieb sie liegen. Lag mit dem Rücken zu ihm da, ließ das Wasser durch ihr Haar fluten und ihren Körper kühlen und reinigen. Sie schloss die Augen und wartete und betete, dass er inzwischen gegangen sein mochte.
Aber das war er nicht. Als sie sich schließlich zitternd und tropfend erhob, stand er am Ufer, völlig angezogen, lehnte an einem Baum und beobachtete sie neugierig. Mit hocherhobenem Kinn marschierte sie zu ihm hin. In all ihrer majestätischen Nacktheit blieb sie vor ihm stehen und sagte leise. »Ihr wolltet wissen, warum ich hierhergekommen bin. Ich kam hierher, um die Erinnerung an die Nächte abzuwaschen.«
Sie wartete auf seine Wut, die aber nicht kam. Eine leichte Brise kam auf. »Und alles, was Ihr bekommen habt, ist eine neue Erinnerung an den Tag«, meinte er schließlich.
Sie drehte sich um. Er packte ihren Arm. Immer noch brannten Tränen in ihren Augen, Tränen, die sie nicht verstehen konnte. Er zog sie zu sich. »Darum seid Ihr gekommen?«
Sie wunderte sich über die Spannung, die in seinen Worten lag. Sie. feuchtete ihre Lippen an und deutete auf den Baum. »Egmund liegt hier begraben. Und Thomas. «
Er runzelte die Stirn, und sie erklärte ihm: »Meine Hauptmänner. Die Männer meines Vaters. Männer, die ihr ganzes Leben auf mich aufgepasst haben, die in unserer Schlacht getötet wurden. «
Er erstarrte. »Verräter, Madame«, sagte er.
Heftig schüttelte sie den Kopf. »Nein, das waren niemals Verräter!«
»Dann, Lady, habt Ihr Euren König verraten, denn Ihr habt mich angegriffen.«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich habe König Alfred nicht verraten! Ich habe durchaus Ehrgefühl, Mylord, auch wenn Ihr es nicht sehen könnt!«
»Ich habe gesehen, wie Ihr versucht habt, ein eheliches Verlöbnis zu hintergehen.«
»Ein Verlöbnis, das ich nicht freiwillig eingegangen bin! Versteht Ihr denn das nicht?« schrie sie ihn plötzlich voller Leidenschaft an. »Ihr habt unzweifelhaft zahllose Frauen gehabt, willige und unwillige! Ich bin in eine Ehe verkauft, worden, eingetauscht worden - verraten worden! Ich wollte - ach, lassen wir das!« Sie versuchte sich seinem Griff zu entwinden, aber er hielt sie fest.
»Willig«, sagte er.
»Was?«
Er lächelte. »Sie waren alle willig, meine ganzen Frauen. «
»Oh!« schimpfte sie, »nun ich war es nicht!«
Aber seine Stimme war nicht länger belustigt. Er war ernst geworden, und seine Worte klangen angespannt. »Irgend jemand hat Alfred verraten«, sagte er sehr sanft, »und mich.«
»Ich bin es leid, meine Unschuld zu beteuern!«
Er hielt sie ruhig und ganz fest. Dann gab er sie frei, blickte sie aber immer noch fest an. Er trat zu ihr, sammelte ihre Kleider auf, die verstreut auf dem Boden lagen, brachte die Kleidungsstücke zu ihr und legte sie ihr in die Hände »Ich bin es müde, Mylady, Euch ständig an anderen Orten als Eurem Heim splitternackt zu finden.«
Zumindest schien sein tödlicher Ernst etwas verflogen zu sein. Sie packte die Kleider. »Ihr werdet mich nicht mehr nackt vorfinden, keine Angst. «
»Ah, aber ich liebe Euch nackt. Tatsächlich mag ich Euch nackt am allerliebsten. Eure Stimmung scheint immer so viel freundlicher zu sein, wenn Ihr Euch in diesem Zustand befindet.«
»Ihr werdet mich nie mehr nackt vorfinden«, wiederholte sie, »niemals.«
»Nun, ich denke doch, dass ich das werde«, erwiderte er spöttisch, »denn ich werde dafür sorgen. Weil ich es will und natürlich, weil es mir Spaß macht. «
Sie schluckte ein Schimpfwort hinunter und wirbelte herum. Lachend folgte er ihr. Mit dein Rücken zu ihm zog sie sich so schnell an wie sie konnte. Als sie ihren Umhang mit der Spange schloss, wendete sie sich ihm wieder zu, weil sie es nicht haben konnte, ihn im Rücken zu wissen.
Er betrachtete sie wieder sehr neugierig. Zu ihrer großen Überraschung nahm er ihre Hand und küsste sie. Dann drückte er sie gegen den Baum, seine gewaltige Hand umfasste ihr Kinn, seine überraschend feinfühligen Finger streichelten ihre Wange, und seine Lippen legten sich sanft, geradezu zärtlich, auf die ihren. Und als sie sich lösten, murmelte er: »Danke.«
»Für - für was?« fragte sie vorsichtig.’
»Für diesen Morgen. Meine Vorstellungen sind mehr als erfüllt worden. Sagt mir, habt Ihr Euch wirklich so heißblütig und
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