02 - Die Gefangene des Wikingers
Zeremonie durchfuhren, und die Anwesenden wurden einfach ihre Worte ignorieren, wenn es die falschen waren. Heiraten wurden arrangiert, und ihre machte da keine Ausnahme. Sie wusste, dass sie nirgendwo echtes Mitleid finden konnte, nicht einmal bei Alswitha, denn die Königin stammte aus dem Königlichen Haus der Mercia, und ihre Ehe mit Alfred war auch aus zweckdienlichen Gründen geschlossen worden. Dass bei ihnen im Laufe der Jahre echte Liebe entstanden war, war nur eine glückliche Entwicklung. Rhiannon wusste, dass auch die beiden durch harte Zeiten gegangen waren, dass die Königin ihren Gatten eine Zeitlang eher für selbstgerecht gehalten hatte, als für gut oder fromm, und einmal hatte sie ihn sogar aus tiefstem Herzen für seine Hartherzigkeit verdammt.
Je länger Rhiannon dastand, desto weniger schien irgendetwas wichtig zu sein. Nach einer Stunde war sie ganz ruhig und gelassen und von berauschender Eleganz in ihrer Tunika, die so sorgfältig für diese Gelegenheit angefertigt worden war. Ihr Haar glänzte wie poliertes Kupfer, und ihre Haut war mit Rosenwasser parfümiert worden. Widerstandslos ließ sie sich quer über den Hof zur Kirche bringen. Sie wirkte feierlich, so, als würde sie den Ernst der Situation begreifen.
Welches Pulver die Königin ihr auch gegeben haben mochte, es war ein Gottesgeschenk, denn sie konnte mit hoch erhobenem Kopf und vollkommener Würde dahinschreiten. Sie wusste, dass sie den König hasste, aber sie wehrte sich nicht, als er ihren Arm nahm. Und sie wusste, dass sie den Wikinger verabscheute - nein, es stand ihm nicht zu, sich das Mäntelchen eines Iren umzuhängen -, der sie vor dem Altar erwartete und genauso feierlich aussah wie sie, obwohl sich seine Lippen bei ihrem Anblick leicht kräuselten und seine Augen neugierig aufblitzten.
Er sah sehr vornehm aus, das konnte sie zugeben, denn sie betrachtete alles wie aus großer Entfernung. Er war größer, als jeder andere Mann hier, und sein Haupt schimmerte golden über der Menge. Er war ein hinreißender Bräutigam.
Er war so golden, weil er ein Wikinger war, rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Und er war so stark und kräftig, -weil er so kampferprobt war, geübt im Verteilen von Todesstößen.
Vater Paul sprach. Rhiannon fühlte die Hand des Königs. Er übergab sie an den Wikinger, und sie erschrak, denn sein Fleisch glühte. Sie blickte um sich und sah die brennenden Fackeln und die Gesichter ihrer Leute, und alles drehte sich vor ihren Augen… Alswithas Gesicht, das Gesicht des Königs, das von Allen, William… und des Wikinger, und der Iren in seltsamen Wämsen . Ein Gesicht erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie lächelte fast denn es gehörte einem Mann, der so alt war, dass seine Haut verrunzelt und gegerbt war wie Leder, und sein Bart fiel fast bis auf den Boden. Er beobachtete sie mit freundlicher Neugier, und ihr Herz machte einen Satz, als sie seinen Blick zurückgab. Sie stellte fest, dass sie ihn anlächelte. Er nickte ihr seltsam bestätigend zu.
Vater Paul räusperte sich endlos. Er sprach ernst vom christlichen Glauben und von der Wichtigkeit des Sakramentes der Ehe. Er musste zu lange gesprochen haben, denn plötzlich unterbrach ihn der Wikinger: »Macht weiter Mann!«
Dann wurde ihr aufgetragen, ihn als ihren Gatten zu ehren und ihm zu gehorchen.
»Ehren? Gehorchen? Einem Wikinger? Ganz sicherlich nicht!« sagte sie ausnehmend freundlich.
Es entstand ein langes und tödliches Schweigen. Dann wurde sie herumgewirbelt und hart an den karmesinfarbenen Umhang mit dem Emblem eines knurrenden Wolfes gepresst. Er berührte ihr Kinn, und es war weder eine sanfte, noch eine freundliche Berührung, aber sie schmerzte auch nicht. Wieder fühlte sie die Macht seiner kobaltfarbenen Augen.
»Lady, Ihr werdet mich ehren, und ich verspreche Euch, dass Ihr mir auch gehorchen werdet. « Er starrte Vater Paul an. »Macht weiter!«
Es wurden noch andere Dinge gesagt. Und niemand wartete mehr auf ihre Antworten. Sie wurde einfach zum Eheweib von Eric von Dubhlain erklärt.
Obwohl es eine christliche Zeremonie gewesen war, endete sie in einem Chor von heidnischen Schreien und Rufen, und sie, wurde in die Arme ihres Gatten gelegt. Einen Augenblick fühlte sie wieder seinen Blick - und dann seine Lippen, die hart die ihren berührten.
Sie wollte sich wehren. Sie presste ihre Hände gegen seine Brust, aber sie waren wie Federn im Wind. Sie wollte ihren Kopf wegdrehen, aber sie konnte nicht, weil er seine
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