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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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kamen in die Küche gestürzt und betrachteten erstaunt die reiche
Beute, die Josephs Kater gemacht hatte. »Damit wäre die Sache wohl erledigt«,
meinte MacGregor. »Das Tier bleibt.«
    »Ich
wußte doch, dass er ein guter Fänger ist«, triumphierte Joseph, der seine
Vornehmtuerei auf seinem Kopfkissen zurückgelassen hatte. »Denk daran, Lizzie,
tot sind sie besser, als wenn sie die ganze Nacht rumrennen.«
    Ein
sanftes Schnarchen unter dem Tisch brachte sie alle zum Lachen. Dave, der Spüljunge,
schlief bei all der Aufregung um ihn herum. Der Kater kam würdevoll
herbeigeschritten und stieß MacGregors Bein mit einer Pfote an.
    »Habt
ihr das gesehen?« schrie MacGregor. »Habt ihr je ein so gescheites Tier
gesehen? Komm, Schnorrer, ich geb' dir ein paar Kutteln.«
    »Doch
nicht Schnorrer«, jammerte Joseph. »Ich wollte einen eleganteren Namen.«
    »Nun, Miss
Jane«, sagte Rainbird streng, »zurück ins Bett. Die Aufregung ist vorüber.« Er
sah sie genau an. »Sie sehen bekümmert aus, Miss. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Doch,
doch«, erwiderte Jane trübsinnig. »Es ist alles in Ordnung.«
    Nachdem
alle wieder gegangen waren, legte sich Lizzie auf ihr Bett, eine Strohmatratze
auf dem Boden der Spülküche. Sie zuckte zusammen, als sie spürte, dass sich der
Kater an sie schmiegte. Aber Lizzie hatte sich immer vor den Ratten und Käfern
gefürchtet, die herauskamen, wenn die anderen Diener zu Bett gegangen waren,
und die Geräusche, die die Katze bei der Jagd machte, hatten sie furchtbar
erschreckt, ganz zu schweigen von dem Haufen von toten Tieren vor dem Herd.
jetzt war ihr klar, dass sie sich nicht mehr fürchten musste, wenn sie dem
Schnorrer erlaubte, bei ihr zu schlafen. Außerdem war er Josephs Kater.
    »Puss,
Puss«, murmelte sie schläfrig. Der große Kater stieß ihr den Kopf in die Seite,
rollte sich dann ein und lag warm und tröstlich an sie geschmiegt da. Lizzie
tastete in ihrem Busen nach dem Taschentuch und lächelte vor sich hin,
als sie einschlief.

    Als Jane am
nächsten Morgen erwachte, waren ihre Ängste völlig weg. Wie dumm sie gewesen
war, auf Euphemia zu hören! Sie rannte zum Spiegel und bewunderte ihre neue Frisur
mit den pomadisierten Locken. Sie war erst achtzehn und noch nicht einmal in
die Gesellschaft eingeführt, und doch sollte sie schon einen Heiratsantrag
bekommen.
    Ihre
Mutter hatte zwar ein Ballkleid für den Ball am Donnerstag in Auftrag gegeben,
aber es war keine Zeit mehr gewesen, Jane ein neues Kleid für den Heiratsantrag
zu kaufen. Felice hatte eines von Euphemias neuen Kleidern geändert und war
schnell zur Hand, um Jane beim Ankleiden zu helfen.
    Jane
sollte in ihrem Zimmer bleiben, bis Lord Tregarthan mit ihrem Vater
gesprochen hatte. Dann würde sie in den Salon gerufen und mit ihrem Verehrer
allein gelassen werden . Sie war sehr früh aufgestanden und wartete
bereits eine volle Stunde am Fenster, als Lord Tregarthans offene Kutsche
vor dem Haus vorfuhr. Obwohl er von einem Diener in Livree begleitet
wurde, trug Lord Tregarthan zu ihrer Überraschung keinen Besuchsanzug,
sondern einen Reitanzug: eine blaue Jacke mit Messingknöpfen und Lederhosen mit
Stulpenstiefeln.
    Sie
wartete und wartete. Der große Zeiger der Uhr auf dem Kaminsims lief
eifrig im Kreis. Jane fragte sich, was ihr Vater wohl sagte. Wie schrecklich,
nicht einmal zu wissen, was der eigene Vater dachte. Er konnte das Angebot
nicht zurückweisen - Mama würde es ihm nicht erlauben. Aber dennoch …
    Was
ging wohl in ihrem Vater vor? Wie wenig wußte sie, doch von ihm. Und was dachte
Lord Tregarthan? Das wußte sie, genau besehen, auch nicht. Was für ein Mann war
er?
    Tick,
tick, tick verstrichen die eiligen Minuten. Jane fröstelte in ihrem dünnen
weißen Musselinkleid. Es war ein kalter, stürmischer Tag, und in ihrem Zimmer
hatte man das Feuer noch nicht entfacht.
    Schließlich
hörte sie auf der Straße unten Stimmen. Sie öffnete das Fenster und lehnte sich
hinaus.
    Beau
Tregarthan und ihr Vater waren zusammen aus dem Haus getreten. Sie verstanden
sich offensichtlich prächtig. Jane hatte ihren Vater noch nie so freudig erregt
gesehen. Seine Stimme drang zu ihr hinauf. »... vermisse all das«, sagte er,
»auf der Brücke stehen in einer Hölle von Lärm und Pulvergestank, das Dröhnen
der riesigen Kanonen, die Rufe der Männer, die beim Rückstoß in die Seile
springen, und die Schützen, die schreien: >Still! Ruhig stehen!<, wenn
die Mannschaft die Spiralen in die schmauchenden

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