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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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beginnen
wir jetzt unsere Lektion. Sie müssen lernen, wie, man kokettiert, schwatzt,
bezaubert. Ich lerne diese Dinge ebenfalls, weil ich auch einen Ehemann finden
möchte.«
    »Aber
Diener können nicht heiraten«, sagte Jane mit großen Augen.
    »Ich
habe nicht gesagt, dass ich einen Diener heiraten will« meinte Felice. »In
Brighton hat mir niemand gefallen, und Mrs. Swann gab keine Gesellschaften.
Deshalb habe ich Lady Doyle Geld gegeben, damit sie mich für diesen Posten
empfiehlt.«
    »Geld
gegeben?«
    »Ist
das nicht üblich? Lady Doyle hat mir versichert, das sei gang und gäbe. Ich
hatte, ehe ich zu Mrs. Swann kam, noch keine Stellung, wissen Sie.«
    »Ach du
liebe Güte«, sagte Jane. »Ich fürchte, Felice, dass Lady Doyle auf jede nur
erdenkliche Art lügt, um an Geld zu kommen. Wir müssen es Mama erzählen.«
    »Nein,
tun Sie das nicht, sonst entlässt sie mich womöglich. Wir werden Lady Doyle
später bloßstellen. - Und nun zu Ihrer Lektion ...«

    Die Tage vor dem
Ball vergingen im Nu. Keiner hatte Zeit, Mr. Hart zu fragen, warum er mit Lord
Tregarthan weggefahren war. Euphemia und Mrs. Hart waren damit beschäftigt,
alle möglichen Abendgesellschaften und Feste zu besuchen. Euphemias
Einladungskarten zu Almack's Modeball waren noch nicht eingetroffen, aber
sowohl sie als auch ihre Mutter rechneten täglich damit. Jane ließen sie zu
Hause. Mrs. Hart hatte das Gefühl, dass sie mehr als genug tat, wenn sie sie zu
dem Ball am Berkeley Square mitnahm. Unten in den Wirtschaftsräumen planten die
Diener ihren freien Abend. Alle missbilligten insgeheim, dass Rainbird Felice
mit ins Theater nehmen wollte, vor allem Alice, Jenny und Mrs. Middleton. Er
hatte noch nie eine von ihnen gebeten, mit ihm ins Theater zu gehen. Außerdem
war Felice eine Französin, und deshalb war Rainbird nicht nur seinen Freunden
untreu, sondern regelrecht unpatriotisch.
    Joseph
hatte sich einige großartige Pläne zurechtgelegt, hatte sie aber schließlich
alle wieder fallenlassen. Selbst der am leichtesten durchführbare -
nämlich sich mit Luke, dem Lakaien der Charterises, auf ein Bier zu treffen -
war gescheitert, weil Luke an dem Abend Dienst hatte.
    Alice,
Jenny und Mrs. Middleton taten sich schließlich zusammen und beschlossen, nach
Vauxhall zu gehen, um sich das Feuerwerk anzuschauen, und zum ersten Mal
bemerkte Joseph den sehnsuchtsvollen Ausdruck in Lizzies Augen. Aber er konnte
sie doch nicht irgendwohin mitnehmen, dachte er. Einmal, als sie alle zusammen
auf dem Land gewesen waren, hatte er sich in Lizzies Gesellschaft sehr wohl
gefühlt, damals hatte es jedoch keine Rolle gespielt, dass ihn womöglich jemand
mit einem Küchenmädchen reden sah, weil sie nicht in London waren.
    »Was
wirst du denn unternehmen, Lizzie?« fragte Rainbird.
    »Ich
weiß es nicht«, antwortete Lizzie traurig. »Vielleicht bleibe ich mit dem
Schnorrer hier.« Sie beugte sich hinab und streichelte den Kater, der mit einem
brummenden Schnurren antwortete und sich an ihren Beinen rieb. Dann hüpfte er
geschickt auf Josephs Schoß und schaute ihn von unten herauf an.
    Joseph
rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte das Gefühl, dass
ihn der Schnorrer bat, Lizzie auszuführen, und dass Lizzie ihn ebenfalls darum
bat, wenn sie ihn mit ihren großen stiefmütterchenbraunen Augen anschaute. Um
sich seinen beiden Verehrern zu entziehen, setzte er den Kater auf den Boden
und ging, etwas murmelnd, das so klang, als müsse er ein bisschen frische Luft
schnappen, die steinerne Außentreppe nach oben.
    Luke
kam gerade mit einem flachen Paket unter dem Arm zur Nummer 65 zurück. »Ich
weiß gar nicht, was in dieser Saison mit ihnen los ist«, brummte er, als er
Joseph sah. »Ich laufe hierhin ... ich laufe dorthin. Will ist krank, deshalb muss
ich alles alleine machen.« Will war der zweite Lakai.
    »Und da
ist noch etwas«, sagte Luke und lehnte sich lässig gegen das Treppengeländer.
»Ich habe bei der Ziehung im >Running Footman< gewonnen. Den vierten
Preis.«
    »Was
hast du gewonnen?« fragte Joseph. »Ich habe nichts gewonnen.«
    »Zwei
Eintrittskarten für das Astley-Amphitheater.«
    »Und
wen nimmst du mit?«
    »Niemanden.
Es ist am Donnerstag, und ich habe Dienst.«
    »Ich
kaufe sie dir ab, zum halben Preis«, bot Joseph an.
    »Nichts
da. Ich sag' dir was - drei Viertel.«
    »Du
hast doch gar nichts dafür bezahlt«, brauste Joseph hitzig auf.
    Die
zwei Lakaien hätten wohl noch den ganzen Abend miteinander gefeilscht,

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