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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wäre
nicht Blenkinsop, der Butler aus Nummer 65, aufgetaucht, der Luke scharf
zurechtwies.
    »Einverstanden,
du sollst sie zum halben Preis haben«, sagte Luke und steckte Joseph die Karten
zu.
    Das
Astley-Amphitheater in Lambeth war ein wunderbarer Zirkus, in dem es
Pferdedressuren, Akrobaten, zauberhafte Spiele und Darbietungen gab. Joseph
ging wieder hinunter und hielt die Karten zwischen Daumen und Zeigefinger.
Felice war in die Küche gekommen und las ein Rezept für ein Haarwaschmittel.
    »Was
war denn das für ein Gefeilsche da oben?« fragte Rainbird.
    »Ich
habe Luke zwei Karten für Astley abgekauft«, antwortete Joseph. »Er hat sie bei
der Ziehung im >Running Footman< gewonnen, und ich habe sie zum halben
Preis gekriegt. Er hat ja schließlich nichts dafür bezahlt.«
    »Wen
nimmst du mit, Joseph?« fragte Alice und strich sich über die goldenen Locken.
»Ich würde furchtbar gerne gehen.«
    »Ich
auch«, stimmte Jenny bei.
    »Aber
ihr wolltet doch nach Vauxhall gehen«, beklagte sich Joseph.
    »Das
kann aber mit Astley nicht mithalten«, sagte die dunkelhaarige Jenny. »Komm,
Joseph. Nimm doch eine von uns mit.«
    Joseph
setzte sich. Die Katze sprang auf seine Knie, und er strich ihr
gedankenverloren über das Fell.
    »Ich
nehme Lizzie mit, wenn sie will«, sagte er schroff.
    »Lizzie
geht mit«, sagte Felice in das Schweigen hinein, das auf Josephs Ankündigung
folgte. Lizzie war eindeutig nicht in der Lage, auch nur ein Wort
herauszubringen.
    »Gut,
das ist also erledigt«, sagte Joseph und errötete unter all den neugierigen,
staunenden Blicken.
    »Junge«,
sagte Rainbird und stand auf, »komm mit. Ich habe gerade eine Flasche Portwein
dekantiert, und ich möchte wissen, wie du ihn findest.«
    Nie
zuvor hatte Rainbird Joseph um seine Meinung zu irgend etwas gebeten. Joseph
gab der Katze einen letzten liebevollen Klaps und stand auf. Es war angenehm,
wenn sich Rainbird vor allen Leuten aus seinem Urteil etwas machte.
    »Ich muss
irgendwie erwachsen geworden sein«, dachte Joseph ganz ehrfürchtig, als er
Rainbird in das kleine Anrichtezimmer des Butlers folgte. »Es muss an der Katze
liegen. Wie ein Vater habe ich jetzt Verantwortung zu tragen.«

    Der Marquis of
Berry machte Euphemia weiter in gemächlichem Tempo den Hof. Jane beneidete ihre
Schwester. Sie beneidete sie nicht um den Marquis, aber um ihr gradliniges und
vernünftiges Verhältnis zur Ehe. Euphemia war verständig genug, sich mit einem
Titel und einem Vermögen zufriedenzugeben, ohne sich ihr hübsches Köpfchen über
Liebe und Romantik zu zerbrechen. Jane hatte versucht, sie dazu zu bringen,
über den Marquis zu sprechen, vielleicht, weil sie hoffte, herauszufinden, dass
Euphemia insgeheim Angst und Schrecken empfand. Aber Euphemia war so
selbstzufrieden, dass es lächerlich war, anzunehmen, sie sei auch nur vom
Schatten eines Zweifels geplagt.
    Jane
hatte lange und gründlich über Lord Tregarthan nachgedacht. Es war immer noch
schwierig, vom Traummann auf den wirklichen und gegenwärtigen Mann
umzuschalten. Der Traummann erschien ihr jetzt seltsam jungenhaft. In ihren
Träumen hatte er sie aus allen möglichen Gefahren errettet und jeder Traum
hatte damit geendet, dass er sie in die Arme nahm und ihr einen keuschen Kuß
auf den Mund gab.
    In
ihrer Phantasie war das erhebende Gefühl immer durch den Blick auf Euphemias
Gesicht bewirkt worden und nicht durch die Leidenschaft, die sie bei der
Berührung seiner Lippen empfand.
    Es war
nicht einfach, sich vorzustellen, dass sich Lord Tregarthan in der Wirklichkeit
mit so keuschen Küssen abfand. Er war zu groß, zu kraftvoll und zu männlich
dafür. Als der Abend des Balls immer näher rückte, quälte Jane ein ganz neues,
geradezu körperliches Gefühl, das sie nicht verstand - eine seltsame
Mischung aus Sehnen und Verlangen.
    Unter
Felice' Aufsicht hatte sie gelernt, graziös zu sitzen, den Fächer richtig zu
halten - am Ende, niemals am Griff, außer wenn er geöffnet war  -,
sich hinzusetzen, ohne in die Runde zu blicken, zu »herzliche« Annäherungen
zurückzuweisen und sich anmutig und bescheiden zu benehmen, wenn man von einer
der furchteinflößenden Schirmherrinnen von Almack's Modeball angesprochen
wurde.
    Das
Ballkleid erschien Jane, die sich ein paillettenbesetztes Gazekleid, wie es
Euphemia trug, erträumt hatte, enttäuschend einfach. Felice jubelte jedoch vor
Freude, als sie das Kleid über Janes Kopf gezogen hatte. Sie führte Jane vor
den langen Spiegel. Jane fand,

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