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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wird sich verletzen«, meinte Jane und wollte, dass Joseph ihm
beistand.
    »Der
doch nicht«, frohlockte Joseph. »Er hat sie schon umgelegt.«
    Sie
warteten, bis Lord Tregarthan gemächlich zurückgeschlendert kam und dabei
bekümmert einen Riß in seinem Reithandschuh untersuchte. Er wirkte völlig ruhig
und war nicht einmal, außer Atem.
    »Ausgezeichnet,
Mylord«, sagte Joseph. »Einfach wundervoll!« Dann setzte er sich auf das Gras
und begann zu weinen. Lord Tregarthan betrachtete ihn mit einer Mischung aus
Belustigung und Verärgerung, während Jane, ohne auf die stehenbleibenden Leute
zu achten, auf ein Knie sank und ängstlich Josephs tränenüberströmtes Gesicht
beobachtete.
    »Sind
Sie verletzt, lieber Joseph?« fragte sie ängstlich. »Hören Sie auf zu weinen,
und sagen Sie mir, was ich tun kann. Ach, ist es die Katze? Schschsch!«
    »Nein«,
sagte Joseph. »Es ist meine Katze.«
    Er rieb
sich die Augen mit dem Hemdsärmel trocken, lehnte sich vornüber und streichelte
die Katze. Sie rieb sich an seinen Knien und schnurrte.
    »Die
Küchenkatze?« fragte Jane.
    »Ja,
ja«, sagte Joseph hastig. »Die Küchenkatze. Weltmeister im Rattenfangen. Ich
bring sie heim.« Er rappelte sich auf und zog dabei den großen braun-goldenen
Kater hoch. Der schmiegte sich in seine Arme und schaute Jane triumphierend mit
seinen goldenen Augen an.
    »Nun,
mein Lieber«, sagte Lord Tregarthan streng. »Wie wär's mit einer Erklärung.
Meine Kutsche blockiert im Augenblick den Verkehr auf dem Piccadilly, und Miss
Jane macht sich Sorgen.« Er hob sein Monokel und fasste die Umstehenden ins
Auge. »Wenn die Leute, die sich ihrer Neugierde nicht schämen, nicht freiwillig
gehen, werden sie meine Fäuste zu spüren bekommen, und dann kann man hier
vielleicht auch sein eigenes Wort verstehen.«
    Ängstlich
begannen sich die Leute davonzustehlen. Immer noch durch gelegentliche trockene
Schluchzer unterbrochen, erzählte Joseph seine Geschichte, wobei er jedoch
verschwieg, dass er den Kater nie zuvor gesehen hatte.
    »Sehr
rühmlich«, meinte Lord Tregarthan trocken. »Bringen Sie das Tier weg. Und
vergessen Sie Ihre Jacke nicht.«
    Jane
reichte Joseph seine Jacke, die er über einen Arm hängte, um die Katze nicht loslassen
zu müssen.
    »Merkwürdige
Dienstboten haben Sie, das muss ich schon sagen«, versicherte der Beau. »Kommen
Sie, Miss Jane, ich bringe Sie heim.«
    Als er
Jane ihrer Mutter mit scheinheiligen Entschuldigungen dafür, dass sie so spät
kamen, übergeben hatte, bat er um die Erlaubnis, Mr. Hart am nächsten Morgen
aufsuchen zu dürfen, und verabschiedete sich.
    Erst
als er die Curzon Street hinunterfuhr, kam Lord Tregarthan plötzlich ein
furchtbarer Gedanke. Im selben Moment hörte er seinen Namen vom Gehsteig rufen
und sah seinen Freund, Mr. Nevill, der behend zu ihm heraufsprang. »Warum so
finster?« fragte Nevill.
    »Sag
mir eins, Peter«, sagte Lord Tregarthan so beiläufig wie möglich, »wenn du
einer jungen Dame sagst, dass du vorhast, ihren Papa am nächsten Morgen
aufzusuchen, was würde sie dann denken?«
    »Nun -
dass du vorhast, sie zu heiraten.«
    Der
Beau fuhr schweigend weiter.
    »Du
wirst mir doch nicht erzählen wollen«, sagte Mr. Nevill, »dass du um die
Erlaubnis gebeten hast, dich diesem Küken zu erklären!«
    »Nein.
Ich wollte Captain Hart nur deshalb sehen, um mit ihm eine Angelegenheit unter
Männern zu besprechen.«
    »Und
die wäre?«
    »Das
ist ganz meine Sache. Wenn etwas dabei herauskommt, werde ich es dich wissen
lassen. Ich fürchte nur, dass ich sowohl bei Jane als auch bei Mrs. Hart einen
falschen Eindruck hinterlassen habe.«
    »Bist
du dem Mädchen denn in irgendeiner Weise nahegetreten?«
    »Nein,
natürlich nicht. Sie ist viel zu jung.« Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf,
in dem ein gewisses Bedauern mitschwang. »Aber ich sage dir, Peter, an dem
kleinen verlassenen Wesen ist etwas, was mich zu den seltsamsten Dingen
hinreißt. Sie wollte nicht in den Park fahren, sondern wünschte sich eine
Rundfahrt durch London. Als wir über die Westminster Brücke fuhren, forderte
mich der verfluchte Cully zu einem Rennen von Streatham nach Croydon heraus,
und bevor ich wußte, wie mir geschah, habe ich mich schon großartig amüsiert,
bin gefahren wie der Teufel, und Jane Hart hat mich angefeuert.«
    »Wirklich?«
Mr. Nevill blickte seinen hochgewachsenen Freund ehrerbietig an. »Hinter dem
Mädchen verbirgt sich einiges.«
    »Und
damit nicht genug«, stimmte der Beau zu, »sie

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