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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Kanonenrohre rammt, um den
rauchenden Zunder zu entfernen, und dann: >Los geht's! Still! Ruhig stehen!
Feuer!< und, oh, mein Gott, die Schüsse gehen los wie Donnerschläge ...«
    Seine
Stimme wurde leiser, als er um Lord Tregarthans Kutsche herumging. Er
tätschelte den Pferden die Hälse. Jane konnte sich nicht erinnern, dass Captain
Hart jemals so jung ausgesehen hatte. Zu ihrer Überraschung bestiegen der Beau
und Captain Hart den Zweispänner und fuhren weg.
    Jane schloss
das Fenster und setzte sich völlig verblüfft hin. Bestimmt wollte doch jeder
Mann, der gerade um die Hand seiner Liebsten gebeten hatte, diese auf der
Stelle sehen. Eine Sorgenfalte zerfurchte ihre Stirn, und sie spitzte die
Ohren. Im Haus schien es ganz ruhig zu sein.
    All
ihren Mut zusammennehmend, machte sie sich auf den Weg nach unten. Aus dem
hinteren Salon hörte sie leise Stimmen. Sie fand ihre Mutter und Euphemia dort
vor. Beide schauten auf, als sie das Zimmer betrat. Mrs. Harts Blick war hart
und missbilligend. Aber Euphemia! Janes Herz zog sich zusammen, als sie den
Ausdruck von echtem Mitleid in Euphemias schönen Augen sah.
    »Er hat
keinen Heiratsantrag gemacht«, flüsterte Jane tonlos.
    »Natürlich
nicht«, fuhr Mrs. Hart sie an. »Was einen Mann von Tregarthans Charakter und
Ruf dazu bringt, uns so in die Irre zu führen, ist mir ein Rätsel. Du hättest
es wissen sollen, Jane. Überleg dir einmal, wie viel Geld ich für dein teures
Ballkleid zum Fenster hinausgeworfen habe, ganz zu schweigen von der enormen
Summe, die ich dafür gezahlt habe, dass es bis nächsten Donnerstag fertig wird.
Wenigstens sind nicht beide Töchter solch ein Reinfall. Berry kommt und holt
Euphemia wieder zu einer Spazierfahrt ab.«
    Jane
versuchte, trotzig zu sagen, dass es ihr nichts ausmache, weil sie Lord
Tregarthan sowieso nicht geheiratet hätte, aber in ihrer Kehle saß ein Kloß, so
groß wie ein Kricketball. »Mr. Hart ist mit Lord Tregarthan zu Fladong in der
Oxford Street gefahren«, fuhr Mrs. Hart fort und rümpfte missbilligend die
Nase. Fladong war das Hotel, in dem die Marineoffiziere abstiegen, so wie
Slaughter das Hotel für die Armee war und Ibbetson für die Kirche von England.
    »Er
wollte schon immer dorthin, aber ich habe es zu verhindern gewußt. Was hat es
denn für einen Sinn, Seeschlachten nachzutrauern, wenn solche Dinge ein für
allemal vorbei sind. Aber ich konnte vor Tregarthan nicht gut etwas sagen.«
    Jane
verließ den Salon und ging wieder in ihr Zimmer hinauf. Sie hoffte, dass es ihr,
wenn sie allein war, gelang, mit Würde hinzunehmen, dass sie einen Fehler
gemacht hatte, dass Tregarthan gar nicht vorgehabt hatte, ihr einen
Heiratsantrag zu machen. Aber Felice wartete auf sie, Felice, die auf diese
rätselhafte Art von Dienstboten schon wußte, dass Mylord nicht um ihre Hand
angehalten hatte.
    »Setzen
Sie sich, Miss Jane«, sagte sie, »wir wollen über Mylord sprechen.«
    Jane
wandte den Kopf ab. »Was gibt es da zu besprechen?« sagte sie hochmütig. »Er
ist mit Papa weggefahren; was ist schon dabei?«
    »Man
hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass er heute um Ihre Hand anhalten wird«,
sagte Felice, »und das ist eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    »Ich
habe mich geirrt«, sagte Jane steif. »Ich hätte meinen Verstand gebrauchen
sollen. Er macht sich nichts aus mir.«
    »Sieh
einer an! Das ist Kindergeschwätz und einer Frau nicht würdig. Hören Sie mir
zu! Dieser Lord Tregarthan hat Sie auf eine Spazierfahrt mitgenommen, oder?«
    Jane
nickte.
    »Er hat
bisher noch nie einem jungen Mädchen diese Ehre angetan. Ich habe gehört, dass
er Mrs. Hart den Rat gegeben hat, mit Ihnen zu Leonie zu gehen, und dass er
hinzugefügt hat, dass er sich darauf freut, Sie auf dem Ball zu sehen. Sie
erwarten zuviel in zu kurzer Zeit.«
    Jane
zuckte mit den Achseln. »Er hält mich für ein Schulmädchen.«
    »Dann
hören Sie auf, sich wie ein Schulmädchen zu benehmen«, sagte Felice. »Sie
können nicht erwarten, dass ein Herr einem Mädchen ohne Mitgift nach einer
solch kurzen Bekanntschaft einen Heiratsantrag macht. Nur Erbinnen werden sehr
schnell um ihre Hand gebeten, und die Anträge kommen grundsätzlich von
unpassenden Mitgiftjägern.«
    Jane
lächelte, »Sie sind sehr lieb, Felice. Ich glaube nicht, dass ich Sie schon
einmal so viel habe sagen hören.«
    »Gut,
jetzt, wo ich einmal begonnen habe zu reden, müssen Sie auch zuhören« sagte
Felice. »Madame wünscht im Augenblick meine Gegenwart nicht, deshalb

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