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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ist
Papa?«
    »Ich
weiß es nicht, Miss Jane«, sagte Rainbird. »Er hat seinen Schiffskoffer
mitgenommen.«
    »Weiß
Mama das?«
    »Ja,
aber nicht, wohin er gegangen ist.«
    »Ist er
sehr wütend auf Mama?«
    »Es
steht mir nicht zu, dazu etwas zu sagen, Miss Jane.«
    »Das
heißt, dass er wütend ist. Ach du meine Güte. Und wo ist Felice? Beinahe hätte
ich es vergessen. Mama will, dass sie nach oben kommt und Euphemia beim
Zubettgehen hilft.«
    »Ich
werde sie rufen. Wann ist Ihr Rendezvous mit Lord Tregarthan?«
    »In
zwei Stunden.«
    »Ich
werde hier sein, Miss Jane. Wie kommt er herein?«
    »Durch
die Küchentür.«
    Rainbird
konnte es kaum erwarten, dass sie ging, damit er Felice holen konnte. Seit
ihrem gemeinsamen Theaterbesuch waren sie nicht mehr allein gewesen. Er
geleitete Jane hinaus und ging, nachdem er den anderen von dem geheimen Treffen
erzählt hatte, die Treppe hinauf.
    Er
klopfte an Felice' Tür. Dann rief er. Es kam keine Antwort. Sie musste
eingeschlafen sein.
    Er
öffnete behutsam die Tür und ging hinein. Ein Lichtstrahl des Mondes fiel quer
durch das Zimmer. Obwohl das schmale Bett in einer dunklen Ecke stand und er nichts
sehen konnte, sagte ihm sein Gefühl sofort, dass niemand darin war. Das kleine Zimmer
wirkte trostlos kalt und wie für immer verlassen. Das Feuer im Kamin war niedergebrannt.
Er warf einen Span zwischen die dicken Scheite, dann zündete er eine Kerze an.
    Das
Bett war ordentlich gemacht. Auf dem Kopfkissen lagen ein Brief und ein weißes
Päckchen.
    Ihm
wurde ganz flau im Magen, als er die Kerze auf einem kleinen Tisch abstellte
und den Brief und das Päckchen in die Hand nahm. Der Brief war an ihn
adressiert, das Päckchen an Joseph.
    Unten
spielte Joseph Mandoline, und die muntere, sorglose Melodie drang gedämpft in
die Stille des Zimmers herauf.
    Rainbird
setzte sich langsam an den Tisch und öffnete den Umschlag. »Lieber John«, las
er. »Ich bin weggegangen, um etwas zu erledigen, das nur mich angeht. Danke für
all Ihre  Freundlichkeit. Felice.«
    Das war
alles.
    Captain
Hart! dachte Rainbird in plötzlich aufflammender Wut. Sie war mit Captain Hart
durchgebrannt. Es musste passiert sein, als Mr. Hart nach dem Theater mit ihr
gesprochen hatte, damals mussten sie es vereinbart haben. Und Felice mit ihrem
sanften Lächeln hatte behauptet, der Captain habe nur eine Übersetzung von ihr
gebraucht!
    Captain
Hart. Alt genug, um ihr Vater zu sein. Es war widerwärtig!
    Rainbird,
der nicht bedachte, dass Captain Hart nur ein paar Jahre älter war als er
selbst, saß lange Zeit still da; die Tragödie spiegelte sich auf seinem
Gesicht.
    Dann
nahm er das Päckchen für Joseph und ging hinunter.
    Mrs.
Middleton schaute auf, als er hereinkam. Joseph sah den Ausdruck auf dem
Gesicht des Butlers, und seine Hände auf der Mandoline hielten inne.
    »Was
ist los?« fragte Mrs. Middleton.
    »Felice«,
sagte Rainbird. »Sie ist weg.«
    Er warf
Joseph das Päckchen hin. »Das hat sie für dich dagelassen.« Er zog einen Stuhl
unter dem Tisch hervor und ließ sich darauf fallen.
    Joseph
öffnete das Päcken und zog ein Batisttaschentuch, das mit feinster Spitze eingefasst
war, hervor.
    Der
Schnorrer sprang auf seinen Schoß, und er streichelte ihn geistesabwesend. Es war
das schönste Taschentuch, das Joseph je gesehen hatte, aber er hätte es freudig
ins Feuer geworfen, wenn er dadurch den Schmerz in Rainbirds Gesicht auch nur
etwas hätte lindern können.
    Lizzie
sprach aus, was sie alle dachten. »Ist sie mit Mr. Hart weggelaufen?«
    »Ich
weiß es nicht«, antwortete Rainbird. »0 mein Gott! Die Klingel - Alice,
geh zu Mrs. Hart und sage ihr, dass Felice unwohl ist. Ich kann heute abend
keine Szene mehr ertragen.«
    Einer
nach dem anderen versuchten sie, den Butler aufzuheitern.
    »Das
haben Sie nun von Ihrer Französin«, rümpfte Mrs. Middleton die Nase.
»Flatterhaft ohne Ausnahme.«
    »Ich
konnte sie nie ausstehen«, meinte Jenny und goss Rainbird ein Glas Portwein
ein. Aber nichts schien zu helfen, und einer nach dem anderen ging zu Bett, bis
Rainbird allein dasaß und sich ganz seinem Schmerz widmen konnte.
    Er saß
lange so da, bis ihn ein Klopfen an der Küchentür an Lord Tregarthans
Verabredung mit Jane erinnerte.
    Jane
erschien gleichzeitig an der hinteren Treppe, und Rainbird führte sie in das Esszimmer
der Diener, wo er sie allein ließ. Er fühlte sich unglücklich und zum Umfallen
müde. Seinetwegen konnte Lord Tregarthan Jane Hart auf dem Esstisch

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