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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Augen.
    »Hat
Tregarthan dir den Eindruck vermittelt, er wolle Mr. Hart aufsuchen, um ihn zu
bitten, dir den Hof machen zu dürfen?«
    »Ja,
Mama«, antwortete Jane.
    Mrs.
Harts nie allzu feinfühliges Gewissen regte sich. Das Mädchen war schön; es war
die strahlende, wunderbare Schönheit einer Frau, die sich geliebt weiß. Aber
wie die meisten unglücklichen Leute wollte Mrs. Hart ihr eigenes Unglück
verbreiten. »Dann bist du in die Irre geführt worden«, sagte sie mitleidslos.
»Ich habe hier ein Briefchen von Lord Tregarthan, in welchem er schreibt, dass
er Mr. Hart nur aufsuchen will, um mit ihm eine geschäftliche Angelegenheit zu
besprechen. Es ist klar, dass er denkt, er könnte bei dir einen anderen
Eindruck erweckt haben.«
    Ein
dunkler Schatten zog über Janes Gesicht. »Kann ich den Brief sehen, Mama?«
    Mrs.
Hart warf ihn auf die Bettdecke, und Jane nahm ihn. Eine heiße Welle der Scham
überwältigte sie. Sie hatte ihm solche Vertraulichkeiten erlaubt; sie hätte ihm
sogar noch mehr erlaubt, wenn nicht Lizzie ins Zimmer gekommen wäre Mit einem
erstickten Schluchzen zerknüllte sie das Papier und rannte aus dem Zimmer.
    Jane
sehnte sich zum ersten Mal in ihrem Leben nach ihrem Vater. Er würde wissen,
was zu tun war, davon war sie überzeugt. Aber er war weg, und es gab niemand
anderen, an den sie sich wenden konnte. Sie wagte nicht, Rainbird um Rat zu
fragen, denn das würde bedeuten, dass sie dem Butler erzählen musste, wie
schamlos sie sich benommen hatte, und sie war sicher, dass Rainbird schockiert
sein würde.
    So trug
sie ihren Kummer allein mit sich herum und sehnte sich nach der Rückkehr von
Beau Tregarthan, um ihm sagen zu können, wie sehr sie ihn haßte und
verabscheute. Der böse Klatsch, den Euphemia ihr berichtet hatte, brannte in
ihr.
    Zwei
volle Tage lang war es in dem Haus in der Clarges Street ganz still, und es
wurde so geflissentlich gemieden wie in den Jahren zuvor, als das volle Gewicht
des bösen Fluchs
    auf ihm
gelastet hatte. Mrs. Hart litt an einem Schwächeanfall, die letzte Zuflucht einer
feinen Dame, die um die Nachsicht der unbarmherzigen Gesellschaft bat.
    Jane
hatte geweint, bis sie nicht mehr weinen konnte. Aber nach diesen düsteren zwei
Tagen änderte sich das regnerische Wetter, das so gut zu ihrer Stimmung passte.
Heller Sonnenschein durchflutete die Straßen von London. Und Mr. Nevill kam, um
mit ihr im Park spazierenzufahren.
    Die
Tatsache, dass Mr. Nevill Lord Tregarthans bester Freund war, hielt Jane nicht
davon ab, seine Einladung anzunehmen. Sie glaubte, die Trauerstimmung im Haus
nicht länger ertragen zu können. Die Flucht ihres Vaters empfand sie
schließlich doch als schweren Schlag. In ihrem tiefsten Inneren konnte sie ihm
nicht übelnehmen, dass er sie verlassen hatte; was sie ihm übelnahm, war, dass
er Schande über sie brachte, weil er Felice mitgenommen hatte.
    Mr.
Nevill war ein angenehmer, heiterer Begleiter; er War offen und freimütig und
fand schnell heraus, dass man mit Jane Hart gut auskam, vorausgesetzt, der Name
Lord Tregarthan kam ihm nicht über die Lippen - was Mr. Nevill äußerst
verwirrte, denn Lord Tregarthan hatte ihn gebeten, ein Auge auf Jane zu haben,
und hatte deutlich wie ein Mann gewirkt, der zum ersten Mal wirklich liebt.
    Auch
Euphemia musste nicht trübsinnig im Haus herumhängen. Die allseits bekannte
Höhe ihrer Mitgift ermutigte einige Herren, der Missbilligung der Gesellschaft
Widerstand zu leisten, und wenn der Marquis of Berry sich auch immer noch
zurückhielt, so gab es doch genug junge Männer, die Euphemias Eigenliebe
wiederherstellten.

    Mr. Bullfinch
teilte seine Zeit zwischen seiner Arbeit in der City und dem gesellschaftlichen
Treiben im West End. Er blieb meist im Club über Nacht, weil es oft zu spät
war, um die weite Fahrt zurück zu seinem Haus in Streatham noch anzutreten. Er
hatte sich entschlossen zu heiraten. Er war davon überzeugt, dass eine Ehe, die
auf gegenseitiger Achtung und Zuneigung beruhte, glücklich sein würde. Sein
Besuch in der Clarges Street war ein Fehler gewesen. Die Liebesbriefe, der
bloße Anblick des Hauses hatten seine alte Besessenheit und Qual schmerzlich
wiederbelebt. Aber wenn er sich nur von allem, was ihn an Clara erinnerte,
fernhielt, dann würde er sie bestimmt bald vergessen.
    Als ob
das Schicksal beschlossen hätte, seinen Entschluß zu verhöhnen, sah er sich
plötzlich Mr. Gillespie gegenüber, der in dem Augenblick, als Mr. Bullfinch
Brook verließ, die St

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