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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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war durch den Einfluss der Sittenwächterin Mary Whitehouse vom Bildschirm verbannt worden) sowie Derek Jarmans
Sturm
und Julien Temples
The Great Rock ’n’ Roll Swindle.
Jetzt plante er als Regisseur seinen ersten großen Spielfilm, der den Titel
Gossip
haben sollte. Don stellte sich eine britische Fassung von
Dein Schicksal in meiner Hand
, kombiniert mit
La Dolce Vita
, vor, belebt von Geist und Stil des Romans
Lust und Laster
von Evelyn Waugh. Es sollte ein Film werden, der eine neue und gruselige Seite von Thatchers Großbritannien einfing: die seit kurzem selbstbewusste, arrogante und vulgäre Sloaney-Welt, in der sich Nachtclub-Narzisse, Treuhandvermögen-Pack und kulturlose, drogensüchtige Aristos zusammen mit ebenfalls erst seit kurzem gehätschelten Ikonen der Finanzwelt, der Modeszene und der Prominenz tummelten. Es war ein seelenloses, unwertes, abstoßendes und miserables Milieu, das sich für das stilvolle gesellschaftliche Nonplusultra hielt, zu dessen glitzernden Gipfelhöhen das gemeine Volk mit hechelndem Neid und voller Verehrung aufschaute.
    Die Brüder Michael und Stephen Tolkin hatten ein Drehbuch geschrieben. Obwohl ihr Skript in Großbritannien angesiedelt war, fand Don, dass sie als Amerikaner die Welt der Londoner »Society«, wie sie sich in der frühen Achtzigern darstellte, nicht so ganz getroffen hatten, und daher suchte er jemanden mit authentischenglischer Stimme, der das Buch umschreiben konnte. Jilly Gutteridge, die als Aufnahmeleiterin und Produktionsassistentin arbeiten sollte, war auf der Stelle von mir angetan und auf reizende Weise begeistert von meinen Talenten. So verließ ich das Treffen mit dem Auftrag, für die fürstliche Summe von £ 1.000 das Skript umzuschreiben. Man gab mir dafür drei Wochen Zeit. Die Hauptrolle einer
Beau-monde
-Klatschkolumnistin sollte Anne Louise Lambert spielen. Anthony Higgins, der schon in Peter Greenaways
Der Kontrakt des Zeichners
mit ihr gespielt hatte, sollte der Mann sein, in den sie sich verliebt und der sie aus der unwürdigen Welt befreit, in der sie lebt. Simon Callow und Gary Oldman standen ebenfalls auf der Besetzungsliste. Es sollte Oldmans erster Filmauftritt werden.
    Ich schrieb das Buch mit fiebriger Begeisterung um, und Don schien zu gefallen, was dabei herausgekommen war. Die Vorbereitungen für die Dreharbeiten, die im Jargon »principal photography« heißen, wie ich bald lernen sollte, waren schon weit fortgeschritten. Ob ich nicht Lust hätte, fragte Don, mich mit Michael Tolkin zu treffen, der zufällig gerade in der Stadt sei. Als einer der ursprünglichen Autoren hatte er doch meine anglisierte Neufassung mit großem Interesse gelesen und hätte vielleicht den einen oder anderen wertvollen Vorschlag …
    Ich stimmte zu, und Tolkin und ich trafen uns in einem italienischen Restaurant namens Villa Puccini, das nur ein paar Meter von unserer Wohnung in Draycott Place entfernt lag.
    »Die Villa Puccini«, sagte Kim. »Benannt, wie man annehmen muss, nach dem berühmten Komponisten Villa-Lobos.«
    Das Mittagessen sollte weder zum Fest der Vernunft werden noch zum Verschmelzen der Seelen, wie P. G. Wodehouse und Alexander Pope es so liebevoll formuliert hatten. Tolkin missbilligte sehr, was ich seiner hochgeschätzten Story angetan hatte. Er war empört darüber, dass ich eine Synagogen-Szene gestrichen hatte.
    »Der Fokus der Geschichte. Der Angelpunkt, um den sich der gesamte Film dreht. Der Kern. Der Grundpfeiler. Das emotionale Herzstück. Der Film verliert seinen Sinn ohne diese Szene. Ohne
sie
gibt es keinen Film. Das ist Ihnen
entgangen

    So gut es ging, versuchte ich zu erklären, warum ich das Gefühl hatte, die Szene sei fehl am Platze und auch nicht überzeugend.
    »Und was Ihren Schluss betrifft …«
    Ich fürchte, dass er vielleicht recht hatte, was meinen Schluss betraf. Soweit ich mich erinnere, ließ ich Claire, die Heldin, in die Arme eines Dons aus Cambridge entfliehen, was weder sehr Fellini noch sehr Evelyn Waugh war, sondern wahrscheinlich auf seine Weise ebenso sentimental wie die Synagogen-Szene. Nichtsdestoweniger verteidigte ich den von mir vorgeschlagenen Schluss.
    »Offenkundig haben wir nicht das Geringste gemeinsam«, sagte Tolkin, »und deswegen fehlt jede Basis für weitere Gespräche.« Er verließ das Restaurant, noch bevor die
primi piatti
serviert wurden. Er hat seither als Autor erfolgreich Karriere gemacht und ist zum Beispiel für
The Player
,
Deep Impact
und
Nine
verantwortlich.

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