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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte ich
Gossip
mit meinem zynischen britischen Widerstand gegen die Möglichkeit emotionaler Veränderung und mit meinem ungeschickten Schluss ruiniert. Jedenfalls wurde derFilm sowieso nie fertiggestellt. Die Geschichte dieser Katastrophe ist kompliziert, hat aber, wie ich erfreut sagen kann, nichts mit meinem Drehbuch zu tun, so gut oder schlecht es gewesen sein mag.
    Es hat den Anschein, als sei Don Boyd von zwei durchaus glaubhaft klingenden Typen reingelegt worden, die behaupteten, eine Organisation zu vertreten, die sie Martini-Stiftung nannten. Reichlich mit Geldmitteln aus dem Verkauf des Wermut-Geschäfts ausgestattet, habe diese Stiftung vor, in die Filmfinanzierung einzusteigen. Die beiden Männer versprachen, Don zwanzig Millionen Dollar für eine ganze Palette von Spielfilmen zur Verfügung zu stellen. In der Zwischenzeit könne er
Gossip
dadurch finanzieren, dass er Geld gegen »Einlagenzertifikate« aufnahm, die bei einer Bank in den Niederlanden lagen. Für ihre Investition würden die Martini-Leute 50 % des Gewinns erhalten sowie £ 600.000 als Vorauszahlung.
    Don gab die Arbeit an der enormen Kulisse eines von Andrew McAlpine gestalteten Nachtclubs in den Twickenham-Studios in Auftrag und begann irgendwann Ende Oktober mit den Dreharbeiten. Dazu benutzte er Gelder, die ihm von dritter Seite bis zum Erhalt dieser Einlagenzertifikate vorgeschossen worden waren. Hugh Laurie, John Sessions und andere waren engagiert und ungefähr ein Fünftel des gesamten Films auf Zelluloid gebannt, als die schreckliche Wahrheit offenbar wurde, dass gar keine Zertifikate existierten, dass die beiden glaubhaft klingenden Männer mit ihrer Wohnung in Mayfair und der Yacht in Cannes überhaupt keine Verbindung zur Martini-Stiftung oder deren Geld besaßen und dass Don einem Schwindel aufgesessen war. Vermutlich hatten die beiden sich vorgestellt, die Provisionvon £ 600.000 einzukassieren und anschließend auszubüxen. Glücklicherweise stürzte das ganze Kartenhaus ein, bevor sie von ihrem Betrug profitieren konnten, aber das war kein großer Trost. Alles brach zusammen. Die Technikergewerkschaft und die Schauspielergewerkschaft Equity wollten Blut sehen. Viele Mitglieder der Crew und der Besetzung waren noch nicht bezahlt worden, große Teile der Produktionskosten waren nicht getilgt (die Tolkins und ich waren, glücklicher Zufall, auf Heller und Pfennig ausgezahlt worden), und alles lag in Scherben. Gegenseitige Schuldzuweisungen wurden ausgesprochen, der Zorn war groß. Ergebnis war, dass der arme Don, ein Mann, wie man ihn freundlicher und besser nicht hätte finden können, auf die schwarze Liste gesetzt wurde und drei Jahre lang nicht mehr an einer Filmproduktion teilhaben durfte. Aber nicht einmal damit war es getan, denn als Don es schaffte, wieder den Einstieg zu finden, bestanden die Gewerkschaften darauf, dass er ihnen weiterreichte, was er an unerheblichen Produktionsgagen bekam. 1992 war er finanziell am Ende. Hätte er in dem Moment, als das Desaster kam, persönliche Insolvenz erklärt, hätte er sein Haus und seinen Besitz vielleicht retten können. Tatsächlich verkaufte er so gut wie alles, was er besaß, um davon Schulden zu bezahlen. Er hielt das für den einzigen ehrbaren Weg.
    Von vielen Angehörigen der britischen Filmindustrie wurde Don Boyd geschnitten und verleumdet, denn sie beschuldigten ihn, entweder lächerlich naiv gewesen zu sein oder, schlimmer, irgendwie in die undurchsichtigen Geschäfte der betrügerischen Martini-Stiftung verwickelt zu sein. Viele klügere und erfahrenere Köpfe hatten ihm erklärt, das Finanzierungsmodell sei solideund es sei richtig, in dem Rahmen fortzufahren. Es war ein katastrophaler Fehler, mit der Produktion zu beginnen, ohne diese »Einlagenzertifikate« zu Gesicht bekommen zu haben, aber ein so talentierter, idealistischer und leidenschaftlich engagierter Filmemacher hatte es wahrhaftig nicht verdient, so viele Jahre lang schändlich und wie ein Aussätziger behandelt zu werden. Für mich war es ein Jahr nach Verlassen der Universität eine ziemlich hässliche Weise, in die trüben Gewässer des Filmgeschäfts gestoßen zu werden.

Church and Chekhov – Kirche und Tschechow
     
    Ein paar Monate nach dem finanziellen Chaos bei
Gossip
rief mich der Theaterproduzent Richard Jackson an und lud mich in sein Büro in Knightsbridge ein. Er hatte
Latein!
in Edinburgh gesehen und wollte das Stück gern im Lyric Theatre in

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