02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Hammersmith mit dem sehr jungen Nicholas Broadhurst als Regisseur produzieren. Ich stellte klar, dass die Verpflichtungen bei
Alfresco
es mir nicht erlaubten, die Rolle des Dominic zu spielen, die ich für mich geschrieben hatte. Das schien Jackson nichts auszumachen, aber ich war über alle Maßen erfreut. Sie mögen vielleicht denken, meine Selbstachtung als Schauspieler könne einen Knacks bekommen haben, als ich hören musste, dass ein Produzent die Nachricht, ich stünde nicht zur Verfügung, so unbekümmert zur Kenntnis nahm, aber tatsächlich erfuhr meine Selbstachtung als Autor ungemein Auftrieb bei der Vorstellung, dass ein Profi im Theaterbetrieb mein Stück für stark genug hielt, auch ohne mich ein Eigenleben zu verdienen.
Viele Monate zuvor hatte ich eine Unterredung mit dem Fernsehregisseur Geoffrey Sax gehabt, der darauf erpicht war, eine Bildschirmversion von
Latein!
zu machen. Ich stand die Nervosität und Aufregung durch, die ein Telefongespräch mit dem großen Michael Hordern verursachte, der sein Interesse an der Rolle des Herbert Brookshaw bekundet hatte und ebenso freundlich wie geduldig meinen zusammenhanglosen Plänen für die Fernsehadaption lauschte. Aus alledem wurde nichts, aber acht Jahre später sah ich Geoffrey Sax wieder, als er Regie bei einer Episode von
The New Statesman
führte, in der ich einen Gastauftritt hatte, und dann noch einmal zwanzig Jahre später war er mein Regisseur, als ich eine kleine Rolle in dem Film
Stormbreaker
spielte. Nur wenige Menschen gehen einem im Leben ganz verloren. Die meisten kehren wieder wie Figuren in einem Roman von Simon Raven. Es ist, als sei das Schicksal persönlich ein Filmproduzent, der es sich nicht leisten kann, neue Personen im Skript einzuführen, sondern aus jedem Schauspieler so viele Szenen wie nur irgend möglich herausholen muss.
Nicholas und Richard vertrauten darauf, dass sie
Latein!
ohne Schwierigkeiten auf die Bühne bringen konnten, aber die Rolle des Dominic war viel schwerer zu besetzen, als sie vorhergesehen hatten. Als ich oben in Manchester war, um an der zweiten Staffel von
Alfresco
zu arbeiten, ließen sie Aberdutzende junger Schauspieler vorsprechen und hatten bei keinem das Gefühl, er sei der Richtige. Bei einer Besprechung in Richards Büro machte ich nervös einen Vorschlag:
»Hört mal, ich weiß, wie übertrieben das jetzt klingt, aber da gibt es jemanden, mit dem ich studiert habe. Er ist ein echt guter Schauspieler und sehr witzig.«
»Ach ja?«
Richard und Nicholas waren höflich, aber es gibt nur wenige Sätze, die einen Produzenten mehr schaudern lassen als: »Ich habe da einen Freund … der ist wahnsinnig gut …«
Ich fuhr fort: »Er ist inzwischen nicht mehr in Cambridge, sondern an der Guildhall School. Da studiert er Musik. Um Opernsänger zu werden. Aber wie ich gehört habe, hat er gerade ins Schauspielfach gewechselt.«
»O ja?«
»Nun, wie ich schon sagte, ich weiß, es ist … aber er ist wirklich sehr gut …«
»O ja?«
Eine Woche später rief Richard an.
»Ich muss gestehen, dass wir nicht weiterkommen. Wie hieß noch dein Freund an der RADA?«
»Guildhall, nicht die Royal Academy, und er heißt Simon Beale.«
»Schon gut. Keine Widerrede. Wir sind so ziemlich am Ende. Nicholas wird mit ihm sprechen.«
Zwei Tage später rief Nicholas an. Er war hellauf begeistert. »Mein Gott, er ist brillant. Perfekt. Absolut perfekt.«
Ich wusste, dass er es sein würde. Seit ich mit ihm als dem sich am Hintern kratzenden Sir Politic Would-Be in
Volpone
auf der Bühne gestanden hatte, wusste ich nur zu gut, dass Simon es in sich hatte.
Einen Haken konnte die Sache haben. Würde Guildhall ihm erlauben, die Rolle zu spielen? Als Student musste er einem festgelegten Studienverlauf folgen, und außer den Auftritten, die seinen Tagesablauf stark beeinträchtigen würden (es ging um Mittagsaufführungen am Lyric), waren da noch die Proben zu bedenken. ZumDirektor der Guildhall School of Music and Drama war gerade erst der Schauspieler Tony Church, Gründungsmitglied der Royal Shakespeare Company, ernannt worden. Er musste Simons Freistellung absegnen.
Die Antwort, die er gab, war in ihrer Affektiertheit und der absurden Selbstherrlichkeit des Schauspielers einfach großartig.
»Ich sehe ein, dass Simon dieses Engagement sehr gern annehmen möchte«, sagte er, »denn es handelt sich um eine exzellente Rolle für ihn, und über das hinaus wäre ihm dadurch seine vorläufige Aufnahme bei Equity
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