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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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unserer Meinung nach schon da gewesen war, freiwillig in Fesseln legten. Aber besaßen wir irgendeine Theorie der Comedy, war da ein Banner, das wir unbedingt hissen wollten?
    Es war mir klar, dass Hugh mehr Comedy-Silber in seinem Besteckkasten hatte als ich, der gerade mal ein paar Kaffeerührer aus Plastik und ein, zwei archaische Schneidemesser mit Hirschhorngriff aus der Schublade holen konnte. Wie ich schon sagte, es war mir neidlos klar, aber es meldeten sich doch Betrübnis und Selbstmitleid, weil Hugh in drei äußerst wichtigen Comedy-Komponenten Meister war, in denen ich mich beschämend unfähig fühlte: Er war musikalisch. Er konnte jedes Instrument spielen, das ihm unter die Finger kam, und er konnte singen. Er hatte seinen Körper physisch unter Kontrolle. Als geborener Athlet konnte er fallen, abrollen, springen, tanzen und ausgelassen herumhüpfen, dass es komisch wirkte. Er besaß ein vergnügliches, anziehendes Gesicht, das ihn zum echten Clown machte. Große, traurige Augen und eine urkomische Oberlippe.Und ich? Ich konnte verbal auftrumpfen und großspurige Autoritätspersonen verkörpern und … äh … das war’s dann eigentlich schon. Würde ich mich als Schauspieler durchsetzen können, oder hatte mein Engagement in der Comedy mir diesen Weg bereits verstellt? In der Welt der Comedy besaß ich kein gesellschaftliches oder politisches Anliegen, hatte keine neue Stilrichtung zu propagieren. Mir gefiel die altmodische Sketch-Comedy, für die unsere Welt nur wenig Zeit aufbrachte.
    Ich war besorgt, in erster Linie nur Autor sein zu müssen. Wieso besorgt, möchten Sie vielleicht wissen. Nun, obwohl es stimmt, dass man sich fantastisch fühlt, wenn man eine Schreibaufgabe
erfüllt
hat, bleibt das Schreiben doch eine grässliche Sache,
während
man damit beschäftigt ist. Sie werden daher verstehen, dass das Schreiben – schrecklich, solange man dabei ist, aber großartig hinterher – genau das Gegenteil von Sex ist. Man hält allein deswegen durch, weil man weiß, dass man sich gut fühlen wird, wenn es vorüber ist. Wie alle Autoren weiß ich, dass Darsteller ein weitaus leichteres Leben haben. Sie flanieren einher, werden bewundert, erkannt, verwöhnt, gepriesen und hören, wie wundervoll sie sind und welche
Energie
und welche
Reserven
und welche
Kraft
sie doch haben mussten, mit all diesem
Druck
zu leben. Pah! Sie arbeiten nur, wenn sie Proben haben, vor der Kamera oder auf der Bühne stehen; den Rest der Zeit stehen sie spät auf und faulenzen sich durchs Leben wie die Lords. Autoren hingegen befinden sich ständig in der Krisensituation, die Studenten vor dem Examen erleben. Abgabetermine krächzen und schlagen mit den Flügeln wie unheilverkündende Krähen; Produzenten, Verleger und Darsteller verlangen nörgelnd nach Neufassungen und Verbesserungen. Jeder Stillstand siehtnach Ausflucht oder nach Faulheit aus. Es gibt keinen Augenblick, an dem man nicht an seinem Schreibtisch zu sitzen braucht oder sitzen sollte. Es ist zudem ein schrecklich einsamer Beruf.
    Es gibt aber Entschädigungen. Man muss ein Stück nur einmal schreiben, und dann kann man sich zurücklehnen und das Geld anrollen lassen, während die Schauspieler sechs Monate lang achtmal die Woche auftreten müssen, um ihre Gage zu verdienen.
    Hugh und ich waren
Autoren-Schauspieler
– wir schrieben das Material, das wir aufführten. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob es bedeutete, dass wir das Beste beider Welten genossen oder das Schlimmste erduldeten. Bis heute bin ich nicht sicher. Auf der Hand liegt, dass sich doppelte Gelegenheiten bieten, was die Arbeit betrifft. Was immer mir an physischen Eigenschaften als Clown fehlte, schien ich mit meiner
gravitas
aufzufangen, um Hughs Ausdruck zu verwenden. Die Leute schienen Vertrauen in meine Fähigkeiten als Autor zu haben, obwohl ich doch bis dahin nichts zustande gebracht hatte als
Latein!
Außerdem zusammen mit Hugh das Material von
The Cellar Tapes
und eine Handvoll
Alfresco
-Sketche, die sogar zur Ausstrahlung gekommen waren.
    Vier Dinge geschahen jetzt in derart schneller Folge, dass man von gleichzeitig sprechen könnte. Sie festigten und stärkten die Selbstachtung, die durch die Erfahrung mit
Alfresco
wackelte.

Cinema – Film
     
    Im Spätsommer 1982 schickte man mich zu einem Treffen mit einer Frau namens Jilly Gutteridge und einem Mann namens Don Boyd. Boyd hatte Alan Clarkes Kinoversion von
Abschaum
produziert (die ursprüngliche BBC-Fernsehproduktion von 1977

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