02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Land mit unvergleichlich hochwertigen und preisgünstigen Lebensmitteln und Weinen dar, ein Land des Wohlstands, das vor Optimismus förmlich vibrierte und deshalb einen so starken Gegensatz zu Großbritanniens Misere aus Rezession, Krawallen und IRA-Bombenanschlägen bildete. Der Reichtum und das herrschende Selbstvertrauen erstaunten mich. Das freundliche Klima, das einen an die frische Luft lockte, schien seinen Widerpart in der Stimmungslage der ganzen Nation zu finden, so wie sich Großbritanniens grauer, zum Frösteln bringender Pessimismus perfekt in seinem erbarmungslos unerfreulichen Wetter widerspiegelt. Ich konnte nicht wissen, dass sich die Stimmung in Großbritannien ändern sollte.
Botham, the Musical
feierte seine Premiere in Perth, und wir arbeiteten uns quer über den Kontinent, wobei wir den größten Teil unserer Einkünfte in Restaurants ausgaben. In Australien lernte ich Flusskrebse und Austern zu genießen: Austern roh, Austern Rockefeller, Austern Kilpatrick und Austern Casino. In Doyle’s Seafood Restaurant, das ich immer besuche, wenn ich in Sydney bin, entdeckte ich den Barramundi und die seltsamen hummerähnlichen Kreaturen Moreton Bay und Balmain Bugs. Hier habe ich auch zum ersten Mal erlebt, dass Wein sortenrein verkauft wird und auf den Flaschen der Name der Rebsorte stand und nicht das Chateau, das Gut oder die Domain. Das ist inzwischen so gängig, dass es nicht mehr der Rede wert erscheint. Nurdie Alte Welt hält noch an ihren Etikettierungen Barolo, Bordeaux und Mosel fest – überall sonst erkennt man mit einem Blick auf die Flasche, dass der Wein aus Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Tempranillo oder Riesling gekeltert wurde. Dreißig Jahre später hat sich die selbstverständliche Vertrautheit mit der Verschiedenheit der Sorten in Großbritannien immer noch nicht wirklich verbreitet. Ich wurde erst vor kurzem Zeuge, wie sich in einer Folge von
The Weakest Link
der Quizkandidat auf die Frage: »Worum handelt es sich bei Merlot, Shiraz und Chardonnay?«, zu antworten traute: »Um die Ehefrauen von Fußballspielern?«
Perth, Adelaide, Melbourne, Canberra, Sydney, Brisbane, Hobart, Launceston, Burnie und Albury Wodonga wurden sämtlich auf unserer Reiseroute abgehakt, bevor die Zeit kam, ins verschneite Dezemberengland zurückzukehren. Wir unterbrachen die Reise in Singapur und stiegen für zwei Nächte im Raffles Hotel ab, wo uns prompt das Geld ausging.
Clash of Cultures
Ich bin wieder in London. Ich fahre mit der Underground und greife nach der verchromten Haltestange, um mich zu stützen. Der Kontrast zwischen meiner braunen Hand und den schneeweißen englischen Händen verblüfft mich. Ich stehe in der Tube und fahre nach Notting Hill. Ich bin auf dem Weg zu einem Treffen in einer Wohnung in Pembridge Place, das mein Leben verändern wird.
Im Großen und Ganzen schien Australien Gefallen an unserer Comedy gefunden zu haben. Wir waren nichtmehr als ein Gruppe von Studenten, die an eher kleinen Veranstaltungsorten auftraten, und die Tournee wurde weder zu einem überwältigenden Triumph noch zur demütigenden Katastrophe. Wir präsentierten Material, das inzwischen ein Jahr alt war: den Dracula-Monolog, die Shakespeare Masterclass, den Robert-Browning-, und Elizabeth-Barrett-Sketch, Songs, Sketche und Quickies, die wir in- und auswendig kannten. Ich erinnere mich, dass Martin uns prophezeite, wir würden die Sachen noch in zehn Jahren aufführen. Ich muss leicht erröten bei dem Geständnis, dass ich gerade erst vor drei Monaten meinen Dracula bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Winchester aufgeführt habe, volle neunundzwanzig Jahre nachdem ich ihn geschrieben habe. Doch wenn, und es war ein so großes Wenn, dass es von Sydney nach London reichte, wenn wir also die Comedy zu unserer Profession machen wollten, würde es bedeuten, neues Material zu schreiben und zu versuchen, in der neuen Welt der Comedy ein Zeichen zu setzen.
1981 hatten sich offenbar Anzeichen für eine Spaltung in der fidelen Welt der humoristischen Unterhaltung bemerkbar gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum ersten Mal die Bezeichnung »alternative Comedy« hörte, aber ich entsinne mich deutlich daran, während meines Abschlussjahres in Cambridge Alexei Sayle im Fernsehen erlebt zu haben. Taumelnd und zuckend wie eine Marionette, à la Tommy Cooper in einen Zweireiher gezwängt, der eine Nummer zu klein war, und den Atem zwischen den Zähnen einsaugend, wetterte Sayle grandios
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