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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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gegen Klischees auch zu sein versuche, entsprachen die Achtziger für mich fast exakt jeder einzelnen dieser ziemlich oberflächlichen Erscheinungsformen. Als ich 1981 aus Cambridge in die Welt gestoßen wurde, begann Ronald Reagan den sechsten Monat seiner Präsidentschaft, musste Margaret Thatcher die Schmach einer Rezession erleiden, brannten Brixton und Toxteth, explodierten Woche für Woche IRA-Bomben in London, starb Bobby Sands an seinem Hungerstreik, hatten die Liberale und die Sozialdemokratische Partei einen Zusammenschluss vereinbart, war Arthur Scargill auf dem Weg, die Führung der Bergarbeitergewerkschaft zu übernehmen, und Lady Diana Spencer sollte in einem Monat den Prince of Wales heiraten. Natürlich erschien zu jener Zeit nichts davon als besonders interessant, noch hatte es den Anschein, als durchlebe man das Archivmaterial eines Fernsehreporters.
    Ich ließ die Universität hinter mir als dünner, hochgewachsener, nach außen selbstsicherer Absolvent, dem alles neu und aufregend erschien, wenn auch verflixt flüchtig. Früher oder später, davon war ich überzeugt, würde man mich entlarven, und die Türen des Showbusiness würden mir vor der Nase zugeschlagen werden, und ich müsste meiner wahren Berufung folgen und einfach Lehrer werden. Ich konnte jedoch nicht leugnen, dass es entzückend und beglückend war, eine Weile auf dieser Ruhmeswolke zu schweben.

Carry on Capering – Immer weiter mit den Kapriolen
     
    Der Perrier-Preis hatte zur Folge, dass unsere Footlights-Show in London lief. Nun ja, wollen wir es nicht übertreiben: »Lief in London« hört sich ziemlich hochgestochen an. Tatsächlich aber traten wir als spätabendlicher Nachklapp in einem umgebauten Leichenschauhaus namens New End in Hampstead auf, viele Postleitzahlen entfernt von den flirrenden Neonlichtern der Shaftesbury Avenue. Nicht dass wir uns beklagten. Das New End war für uns aufregend wie das West End. Dieses kleine Theater hatte sich sieben Jahre zuvor unter den Auspizien des virtuosen Vorreiters Buddy Dalton aus der aufgegebenen Leichenhalle eines Krankenhauses in die führende alternative Aufführungsstätte verwandelt und war in unseren Augen nicht weniger glanzvoll als das London Palladium oder das Theatre Royal, Dury Lane.
    The Cellar Tapes
folgten eine Woche lang allabendlich der Hauptshow
Decadence
von Steven Berkoff, mit Linda Marlowe und natürlich dem brillanten und beängstigenden Schauspieler/Autor in den Hauptrollen.Das fassungslose Entzücken über die Gewissheit, dass Berkoff in unsere Garderoben schlich und unsere Zigaretten stahl, war ebenso elektrisierend, wie ihm zuschauen zu dürfen, als er »cunt cunt cunt cunt cunt« über Nicholas de Jongs Besprechung seines Stück im
Evening Standard
kritzelte und die Zeitungsseite trotzig an eine Wand in der Theaterlobby heftete. Berkhoff besaß eine einschüchternde rastlose Bedrohlichkeit, die er zwei Jahre später der Aufmerksamkeit eines weltweiten Publikums nahebringen sollte, als er Victor Maitland spielte, den grausamen Kokain- und Kunstdealer in
Beverly Hills Cop
. Angesichts seines furchterregenden Rufs erscheint es wie ein Wunder, dass unsere Truppe affektierter Witzbolde aus Cambridge nicht einmal verbalen Angriffen seinerseits ausgeliefert war, aber trotz seines Gebarens gehört Berkoffs Loyalität in erster Linie dem Theater und den Schauspielern. Auch frisch graduierten Revuekünstlern in Tweedjacketts gewährt er Eintritt in das Pantheon. Zorn, Angriffslust und Beschimpfungen hebt er sich für Kritiker, Produzenten und Geschäftsführer aller Art auf.
    Nach dem New End kam Australien. Zu Ehren von Ian Bothams epischem sommerlichem Geniestreich gaben wir unserer Revue den Titel
Botham, the Musical
. Es geschieht nicht oft, dass es genügend britisches Salz oder eine ausreichend große australische Wunde gibt, um das eine in die andere zu reiben, und daher schien er uns ein angemessener und Aufmerksamkeit erregender Name für unsere Show zu sein.
    Australien zu Beginn der Achtziger war eine Offenbarung für mich. Ich hatte tiefste Provinz erwartet: Schaufenster aus vergilbtem Zellglas, die orange Pullunder präsentieren und zehn Jahre alte Transistorradios,betrunkene homophobe Ockers, die mit Vorliebe auf uns Briten einprügeln, schmetterlingsbebrillte Edna Everages und eine säuerliche Atmosphäre kultureller Kuscherei, aus Minderwertigkeitskomplexen geborene Aufschneiderei und Groll gegen Großkopferte. Mir stellte sich Australien als ein

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