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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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wurde ich von Emma Thompson angesprochen und darum gebeten, für eine Show, die sie zusammenmit einer Gruppe von Freunden im ADC-Theater auf die Bühne bringen wollte, einige Comedy-Sketche beizutragen. Unter dem Titel
Woman’s Hour
sollten ausschließlich weibliche Comedy-Talente vorgestellt werden. Obwohl ich fand, dass eine Show mit diesem Titel, in der nur Frauen auftraten, doch auch ausschließlich von Frauen geschrieben sein sollte, verkniff ich mir diesen Einwand. Es war bereits ein großer Schritt, dass Frauen ihre eigene Comedy-Show realisierten – fünfzig Jahre zuvor war es ihnen in Cambridge noch verboten gewesen, in Theaterstücken aufzutreten. Ja, als Vollmitglieder der Universität waren sie erst zehn Jahre vor meiner Geburt zugelassen worden. Neben Emma Thompson traten in
Woman’s Hour
Jan Ravens
,
die erste Präsidentin der Footlights, und eine junge dänische Künstlerin namens Sandi Toksvig auf. Ich schrieb einige der Sketche, kann mich aber nur an zwei erinnern: die Parodie eines Programms mit Buchkritiken und ein Monolog für Emma, in dem sie als tweedgekleidete Pferdenärrin ihre Tochter bei einem Reiterfest lauthals anfeuert. Bahnbrechendes, revolutionäres Material. Die Show galt als sehr erfolgreich, und das Talent von Emma, Jan und Sandi blieb niemandem verborgen.
    Ein Freund von Mark McCrum namens Ben Blackshaw kam mit einem Theaterstück zu mir, das er selbst geschrieben hatte. Es hieß
Have You Seen the Yellow Book
und dokumentierte in anschaulichen kleinen Szenen Aufstieg und Fall von Oscar Wilde. Ben wollte, dass ich Oscar spielte. Ben führte Regie, wir traten im »Playroom« auf, und dieses Stück brachte mir die erste Besprechung in einer überregionalen Zeitung ein. Der Kritiker der
Gay News
schrieb, dass ich »den singenden Tonfall des Irischen ohne irischen Akzent« wiederzugebenverstände. Ich trug den kleinen Zeitungsausschnitt mit diesem gesamten Wortlaut der Kritik noch jahrelang in meiner Brieftasche bei mir.

Chariots 1 – Triumphwagen, zum Ersten
     
    In Cambridge ging die Kunde, dass eine Filmgesellschaft Komparsen unter der Studentenschaft suchte. Man hatte sich mit den Präsidenten des ADC, der Mummers und der Marlowe Society in Verbindung gesetzt, die wiederum Kontakt mit der Schauspielergemeinschaft aufnahmen. Kim und ich ließen in der Hoffnung auf internationalen Starruhm in aller Eile unsere Namen registrieren.
    Ich besaß einen Freund in Oxford, der mir voller Stolz geschrieben hatte, dass der große Michael Cimino dort einen wichtigen Film mit dem Titel
Heaven’s Gate
drehte und er darin einen Auftritt als Komparse hatte. Jetzt rief ich ihn an, um ihn wissen zu lassen, dass bei uns ebenfalls gedreht wurde.
    »O ja?«, sagte er. »Welches Studio? Wir sind bei United Artists.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass es sich bei unserem Film wirklich um das Großprojekt eines amerikanischen Studios handelt«, musste ich gestehen. »Offenbar geht es um eine Gruppe britischer Athleten bei der Olympiade 1924. Einer von ihnen ist Jude und der andere ein gläubiger Presbyterianer, der sonntags nicht laufen will oder so. Colin Welland hat das Drehbuch geschrieben. Es ist … na ja … was soll’s.«
    Als ich den Hörer auflegte, klang mir das prustende Spottgelächter meines Oxford-Freundes in den Ohren. Es lag etwas Demütigendes darin, dass Cambridge füreinen so kleinen provinziellen Film ausgesucht worden war, während Oxford eine Filmproduktion mit großem Etat bekam. Keiner von uns beiden konnte wissen, dass
Heaven’s Gate
United Artists fast in den totalen Ruin gebracht hätte und ewig auf der Liste der größten finanziellen Katastrophen in der Geschichte Hollywoods stehen sollte, während unser kleiner Film …
    Er hieß
Die Stunde des Siegers
, und ich erlebte einige verwirrend aufregende Tage als Komparse. Der erste spielte sich im Senate House ab, in dem eine »Fresher’s Fair«-Szene gedreht wurde, in der die Hauptdarsteller vom University Athletics Club und der Gilbert and Sullivan Society angeworben werden. Leicht benommen im Kopf wegen eines Haarschnitts, der zwar gratis war, aber ebenso grausam, hatte ich mir noch vor Beginn der Dreharbeiten zwei Pfund extra verdient, indem ich meinen eigenen gestreiften College-Blazer und meine Flanellhose als Kostüm zur Verfügung stellte. Ich sah aus wie ein dämliches Arschloch, wie ich den Stand des Tennisclubs hütete, den Ball auf meinem Schläger hüpfen ließ und mir alle Mühe gab, einen spielfreudigen Eindruck

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