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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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McBurney und Simon Cherry bereiteten eine Einmannshow vor, in der McBurney Charles Bukowski spielen sollte. Auch ein Stück für Kinder war in Arbeit, und die abendliche Hauptvorstellung sollte eine Produktion von
The Roaring Girl
sein, der selten aufgeführten Komödie von Middleton und Decker. Unter der Regie von Brigid Larmour würde Annabelle Arden die Titelrolle spielen. Es waren Annabelle und Brigid gewesen, die gemeinsam bei der Produktion von
Travesties
Regie geführt hatten, in der ich Emma Thompson das erste Mal erlebt hatte. All diese Aufführungen sollten innerhalb von zwei Wochen im selben beengten, aber historischen Riddle’s-Court-Theater abseits der Royal Mile präsentiert werden.
    Nachdem das Mai-Trimester beendet war und ich wie gewöhnlich meinen kurzen Lehrerdienst in Cundall Manor absolviert hatte, probten wir zwei Wochen lang in Cambridge. Ich bewohnte in der Nähe vom Magdalene eine Bude (das Queens’ frischte seine Kasse auf, indemes Räume an eine Geschäftskonferenz vermietete), zusammen mit Ben Blackshaw und Mark McCrum, die mit dem, was Erwachsene »löblichen Unternehmungsgeist« nennen, ein Gewerbe gestartet hatten, das sie »Picnic Punts« nannten. Jeden Morgen zogen sie ihre gestreiften Blazer und weißen Flanellhosen an, setzten sich ihre Kreissägen auf und gingen hinunter zu einem Anleger direkt gegenüber dem Queens’, wo sie einen Stechkahn liegen hatten. Eine Holzplanke mit einem weißen Tuch lag quer über dem Boot und diente als Tisch. Ein Grammophon zum Aufziehen, ein Eiskübel und sämtliche Utensilien, die dazu benötigt werden, um einen Cream Tea mit Erdbeeren und Champagner anzurichten, waren irgendwo anders verstaut. Mark brachte an der Silver Street Bridge ein handgeschriebenes Plakat mit Illustrationen an (er konnte gut zeichnen und verstand sich auf Kalligraphie), auf dem für Kahnfahrten den Cam flussaufwärts oder -abwärts in Gesellschaft echter Undergraduates gewoben wurde.
    Ben war hübsch, verträumt und blond, Mark dunkel, lausbübisch und attraktiv. Der traumhafte Anblick, den sie in ihrem edwardianischen Weiß boten, würde garantiert auf amerikanische Touristen anziehend wirken, auf Matronen, die einen Tagesausflug machten, und auf Lehrer mit gleichgeschlechtlichen Neigungen, die auf Besuch waren. Manchmal wenn ich zwischen den Proben über eine Brücke hastete, hörte ich eine Gershwin-Melodie, die vom Mauerwerk der Bridge of Sighs widerhallte, oder das schleppende Abebben und dann schnelle Ankurbeln eines Benny-Goodman-Foxtrotts, der über die Wiese gegenüber vom King’s wehte, und lächelnd sah ich Ben und Mark zu, die The Backs entlangstakten und sich zur Erbauung ihrer leichtgläubigen undehrfurchtsvollen Passagiere aufgekratzt die haarsträubendsten und unglaublichsten Geschichten über Byron oder Darwin ausdachten. Zum Ende des Tages kam ich von den Proben, und sie kehrten von ihren Flussfahrten zurück, mit schmerzenden Muskeln und ermüdet von dem vielen Unsinn, den sie geredet hatten. Ihre Tageseinnahmen hatten sie in das Tischtuch gewickelt, das sie auf den Küchentisch leerten. Jede kleine Banknote und jede Münze wurde geschnappt und zum Kolonialwarenhändler in der Jesus Lane getragen, um Fleisch und Pasta fürs Abendessen einzukaufen und Wein sowie Zutaten für den Nachmittagstee und Champagner für die Bootsfahrten am nächsten Tag. Ich glaube nicht, dass Mark und Ben auch nur einen Penny Gewinn machten, aber sie taten etwas für ihre Fitness, aßen und tranken gut und lösten einen Trend für »Kahnfahrten mit echten Studenten« aus, der bis heute andauert, aber inzwischen in die Hände viel gewiefterer und abgebrühterer Geschäftemacher übergegangen ist. Nicht einmal sprachen sie mich darauf an, dass ich zum Abendessensetat beitragen möge, obwohl ich doch täglich davon aß und trank, was sie auf den Tisch brachten. Die beiden versprühten so viel sorglos gute Laune, dass ich mir bieder vorkam, bourgeois und bitterernst.
    Ich hatte mich bereit erklärt, in
The Roaring Girl
mitzuspielen und auch meine Rolle als Dominic Clarke in
Latein!
wiederaufzunehmen. John Davies spielte Herbert Brookshaw wie zuvor. Simon Cherry sollte wieder Regie führen und hatte David Lewis, einen Studenten der Kunstgeschichte, mit dem er im Queens’ die Wohnung teilte, gebeten, ein Plakat zu entwerfen. Das Ergebnis war sensationell. Im Stil eines edwardianischen Kinderbuchumschlags stellte Daves Plakat einen Jungen inSchuluniform dar, der einen jungen Mann

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