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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Cleverness keinen Beifall, schätzte nicht ihre soziale Bedeutung oder bewunderte die Arbeit, die dahintersteckte, sondern man liebte sie ganz einfach, wie man irgendein Naturphänomen verehren würde. Welche Talente ich auch immer besitzen mochte, sie wirkten verwelkt, verblasst und unterentwickelt. Im Vergleichstest unter der Gemeinschaftsdusche der Comedy-Szene schnitt ich schlecht ab, und das tat weh. War das Dasein in der Erwachsenenwelt wie eine Regression in die Schulzeit? Es kam wahrscheinlich vor, erniedrigend wahrscheinlich.
    Wenigstens konnte ich mich noch in das letzte Hurra der Cambridge Footlights stürzen.
     
    Hugh, Emma, Tony, Paul, Penny und ich trafen zu den Fernsehaufnahmen von
The Cellar Tapes
zur selben Zeit bei der BBC ein, als Ben Elton, Lise Mayer und Rik Mayall den Büchern für
The Young Ones
den letzten Schliff gaben und Peter Richardson, Ade Edmondson, Rik, Dawn French, Jenny Saunders und Robbie Coltrane sich darauf vorbereiteten, den Comicstripfilm
Five Go Mad in Dorset
zu drehen. Es dürfte kaum überraschen, dass wir uns vorkamen wie die New Seekers, die bei derselben Veranstaltung auftreten müssen wie die Sex Pistols.
    Wir stießen weiter in die Gefilde des wahrhaft Altmodischenvor, als wir den TV-Produzenten trafen, den die BBC uns zugewiesen hatte. Er war ein dünner, hibbeliger Mann Mitte bis Ende fünfzig, der streng nach Whisky und filterlosen Senior-Service-Zigaretten roch. Das war auch kein Wunder, denn etwas anderes nahm er nicht zu sich. Als er sich vorstellte, dämmerte mir bei seinem Namen etwas, wenn auch nur ganz schwach am Horizont.
    »Wie geht es? Dennis Main Wilson.«
    Dennis Main Wilson
– wieso klang das vertraut? Dennis Main Wilson. Es klang so passend. Wie Chorltoncum-Hardy, Amy Semple McPherson, Ella Wheeler Wilcox oder Ortega y Gasset, einer dieser Dreifachnamen, die einem von der Zunge gehen, als hätte man sie schon immer gekannt, während man in Wahrheit nie ganz sicher ist, zu wem oder zu was sie gehören.
    Dennis Main Wilson war der größte Comedy-Produzent seiner Generation, vielleicht sogar aller Generationen. Fürs Radio hatte er die beiden ersten Staffeln von
The Goon Show
produziert und die ersten vier von
Hancock’s Half Hour
. Allein dafür sollte sein Grab für alle Zeiten mit Blumenkränzen geschmückt und sein Andenken auf ewig in Ehren gehalten werden. Im Fernsehen hatten wir ihm
The Rag Trade
zu verdanken,
Till Death Us Do Part
,
Marty
mit dem großartigen Marty Feldman und
Sykes
mit dem gleichermaßen großartigen Eric Sykes. Von entscheidender Bedeutung für die Fernsehgeschichte waren vielleicht die bei den erhabenen und etablierten Programmmachern seltene Geduld und Offenheit gegenüber neuen Ideen, die ihn veranlassten, eines Tages ein Skript zu lesen, das ihm von einem Kulissenschieber angetragen wurde. Die meisten höhergestellten Rundfunkleute finden so gut wie immer eineMöglichkeit, unverlangtes Material abzuwimmeln. Dennis hatte eine freundlichere Ader und akzeptierte das schüchtern präsentierte Manuskript mit dem für ihn so charakteristischen freudestrahlenden Enthusiasmus. Der Kulissenschieber hieß John Sullivan, und sein Skript hieß
Citizen Smith
. Es wurde produziert, hatte großen Erfolg und begründete die Karriere von Robert Lindsay. Sullivan ließ
Only Fools and Horses
folgen, eine Comedy-Serie, die man, wie ich glaube, getrost als die populärste in der Geschichte Großbritanniens bezeichnen kann.
    Spike Milligan hatte ihm in Anspielung auf seine Vorliebe für Alkohol »Dennis Main Drain« genannt, und es ist keine Frage, dass er spöttische Kommentare herausforderte. Sein Tweedjackett, sein Brylcreem-Haar, der Schildkrötenhals und die nikotingelben Finger gehörten in eine andere Zeit, eine Zeit, die weit weg war von der Inbrunst der alternativen Comedy und der Jugendunterhaltung, die der für die nahe Zukunft geplante Channel 4 der Welt anbieten sollte. Als glühender Anhänger der Radio-Comedy hätte ich ihn sowieso bewundert, wie auch immer sein Charakter sein mochte; so aber idealisierte ich ihn. Das taten wir alle. Zaghaft anfangs und dann mit schnell zunehmender Überzeugung. Eines war jedoch, wie wir bald entdeckten, von grundsätzlicher Bedeutung bei der Arbeit mit Dennis Main Wilson. Egal wie sehr er darauf bestand, sich um zwölf, eins, zwei, drei oder vier Uhr nachmittags zu treffen, mussten wir nachdrücklich sicherstellen, dass es um neun, zehn oder elf Uhr morgens zu unserem Treffen kam. Es war einfach

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