Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
andere Comedys der siebziger oder frühen achtziger Jahre anschaut, offenbart sich sehr deutlich und fast schon lachhaft der Unterschied zwischen den körnigen Filmbildern der Außenaufnahmen und den leuchtenden Bildern, die von der Videokamera innen gemacht wurden. Es schien aber niemanden zu stören, was vielleicht daran lag, dass der Fernsehempfang und die Bildauflösung schlechter waren, oder daran, dass wir einfach akzeptierten, was man uns von jeher vorsetzte.
    Der Ablauf der Aufzeichnung gestaltete sich folgendermaßen: Man ging hinaus in die Welt und machte die Außenaufnahme nach den Anweisungen des Drehbuchs. Dann verbrachte man eine Woche in North Acton und probte den Rest, den Studioteil. Traditionsgemäß wurde die Show sonntags aufgezeichnet, und das mag daran gelegen haben, dass vielbeschäftigte Schauspieler an den anderen Abenden im Theater auftraten. Für denFreitagmorgen war in Acton der technische Durchlauf angesetzt. Die Kamera- und Ton-Crews, Szenenaufbau, Produktion, Kostüm- und Maskenbildner kamen in den Proberaum marschiert, um sich einen Durchlauf der Show anzusehen. Und genau dabei traf im März 1982 der schlimmste Schlag, den wir je erlebt hatten, unsere Comedykünstler-Egos.
    Stille.
    Stille, der Feind jedes Comedian.
    Wir spielten Sketch auf Sketch und sangen Song auf Song. Nicht ein Schmunzeln. Nur verschränkte Arme, Saugen an den Zähnen und gelegentlich eine Anmerkung, die in die Fotokopie des Drehbuchs gekritzelt wurde.
    Als wir die letzte Nummer beendet hatten und die Techniker langsam den Raum verließen, zogen wir uns in eine Ecke zurück, steckten die Köpfe zusammen und sahen eingeschüchtert zu, wie der lichtsetzende Regisseur und erste Kameramann dem Regisseur John Kilby noch ein, zwei Fragen stellten. Als sie schließlich ebenfalls gegangen waren, gesellte sich Dennis zu uns.
    »Drink?«
    »Oh, Dennis«, sagten wir. »Wird es denn trotzdem was?«
    »Was meint ihr?«
    »Es war doch eine Katastrophe. Eine totale Katastrophe. Kein Schmunzeln, kein Kichern, gar nichts. Die haben uns
gehasst

    Dennis setzte sein breites Lächeln auf, und der Schleim tief in seinen Lungen zischte, blubberte und grummelte wie ein Milchschäumer in einem Café, bevor das röchelnde Lachen hervorbrach.
    »Die machen nur ihre Arbeit, ihr Lieben«, sagte er.»Niemand, nicht einmal die von der Ton-Crew, haben zugehört. Sie sehen sich genau an, wohin die Kameras fahren, wo die Bildränder sind, tausend verschiedene Sachen. Haha! Ihr dachtet, dass sie euch beurteilen? Wie komisch, ha!« Dennis tränten die Augen, als er lachte und keuchte und aus den tiefsten Tiefen seiner Lungen nach Luft rang.
    Am Sonntag führten wir unsere Show vor einem Publikum auf. Einem Publikum, das von Clive Anderson in Stimmung gebracht worden war, dem ehemaligen Mitglied der Footlights und Rechtsanwalt, der sich noch endgültig entscheiden musste, ob er als Darsteller vor den Kameras auftreten wollte. Die Aufzeichnung schien gut gelaufen zu sein, aber wir machten sie ja nicht fürs Studiopublikum, sondern für die Fernsehzuschauer, und ob sie denen gefallen hatte, würden wir erst Monate später erfahren.
    Bis dahin mussten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Granada-Show richten.

Chelsea, Coleherne Clones and Conscience – Chelsea, Coleherne-Klone und Gewissen
     
    Kim und ich zogen aus Hadley Wood in eine Wohnung in Drayton Place, ganz in der Nähe des Sloane Square in Chelsea, wo die Freundinnen der gerade unter die Royals aufgenommenen Lady Diana zwischen dem Peter-Jones-Kaufhaus, der General Trading Company und Partridge’s Feinkostgeschäft hin und her huschten, alle in identischen grünen Husky-Steppjacken und hohen Laura-Ashley-Kragen. Ihre Boyfriends fuhren Golf GTi-Cabrios, die in SW3 so weit verbreitet waren, dasssie Hämorrhoiden genannt wurden (»Früher oder später kriegt jedes Arschloch eine«). Großspurige Oberklassenknilche betranken sich ebenso sinnlos wie selbstverliebt in den eben in Mode gekommenen Weinbars, während ihre jüngeren Brüder sich Seidenschals um die langen, blassen Hälse schlangen und sich hängen ließen wie Lilienblüten, immer in der Hoffnung, so einnehmend und verloren auszusehen wie Anthony Andrews in
Wiedersehen mit Brideshead
. In den Pubs hallten die Geräusche des Videospiels
Space Invaders
wider, und aus den offenen Türen der Friseursalons hinaus in den Tumult der King’s Road dröhnte der Sound von Adam and the Ants’ »Goody Two Shoes«, Dexy’s Midnight Runners’

Weitere Kostenlose Bücher