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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Vorschläge! Edgar Allan Poe ist und bleibt strikt verboten. Es ist durchaus denkbar,
    dass Der Doppelmord in der Rue Morgue einen Zugang zu allen
    späteren Kriminalgeschichten eröffnet, aber das Risiko für die
    Forscher ist viel zu groß. Irgendwelche andere Vorschläge?«
    »Die vergessene Welt?« Wieder gab es unterdrücktes Gelächter, aber es hörte bald auf; denn diesmal meinte es Tweed völlig
    ernst. »Es ist eins der Werke von Conan Doyle, die uns zugäng-lich sind«, sagte er. »Vielleicht können wir von dort aus in die
    Sherlock-Holmes-Reihe vorstoßen.«
    Es entstand eine unbehagliche Unruhe. Die JurisfiktionAgenten begannen aufgeregt miteinander zu flüstern.
    »Was ist denn los?« fragte ich.
    »Abenteuerromane sind immer sehr gefährlich für die Agenten, die nach einer neue Route suchen«, sagte Miss Havisham.
    »In einem Liebesroman kriegt man allenfalls mal eine Ohrfeige.
    Aber der Versuch, einen Zugang zu König Salomos Schatzkammer zu finden, hat zwei Agenten das Leben gekostet.«
    »Der letzte BuchReisende, der in die Vergessene Welt ging«,
    sagte der Protokollführer, »wurde von Lord Roxton erschossen.«
    »Gomez war ein Amateur«, erwiderte Teed. »Ich kann schon
    auf mich aufpassen.«
    Der Protokollführer dachte einen Augenblick nach. Schließlich seufzte er. »Na schön, versuchen Sie's. Aber alle zehn Seiten
    will ich einen Bericht, verstanden? Okay – Tagesordnungspunkt
    vier –«
    Zwei jüngere Mitglieder der Organisation hatten zu kichern
    begonnen.
    »He, zuhören, Leute! Ich rede hier nicht bloß zum Spaß.« Die
    beiden Störenfriede verstummten.
    »Okay. Tagesordnungspunkt vier: Rechtschreibung.«
    Ein Stöhnen ging durch die Versammlung. Jemand rief:
    »Nein, nicht schon wieder.« Und ein anderer: »So 'ne Scheiße!«
    »Also wie gesagt: In Texten des späten zwanzigsten Jahrhunderts sind ein paar sehr merkwürdige Schreibweisen entdeckt
    worden. Wahrscheinlich haben sich ja bloß Qmies und Wält-värbäßärär einen Spaß machen wollen, aber womöglich haben
    sie eine Epidemie ausgelöst, die unsere ganze Bibliothek in
    Gefahr bringt. Also bitte scharf aufpassen! Wenn Sie einen von
    den Kerlen erwischen, der die alten Texte versaut, sofort zuschlagen.«
    Er machte eine Kunstpause und sah uns streng an.
    »Wir dürfen diesen Unfug nicht überhand nehmen lassen.
    Okay. Tagesordnungspunkt fünf: In den Canterbury Tales gibt
    es einunddreißig Pilger, aber nur vierundzwanzig Geschichten.
    Mrs Cavendish, Sie hatten sich der Sache angenommen?«
    »Wir haben die Canterbury Tales die ganze Woche beobachtet«, sagte eine Dame in den verrücktesten Klamotten, die ich je
    gesehen hatte. »Jedesmal, wenn wir kontrolliert haben, fehlte
    wieder eine Geschichte.«
    »Weiß jemand, wer dahinter steckt?«
    »Irgendjemand kann Chaucers kraftvolle Sinnlichkeit nicht
    vertragen«, sagte Deane, der Mann aus der Schnulze von Daphne Farquitt. »Als Erstes verschwand Die Frau des Kaufmanns,
    dann Der wunderbare Arsch des Mädchens und schließlich Des
    Krämers Schwanz.«
    »Da muss eine aktive Zelle von Bowdlerisierern am Werk
    sein«, erklärte der Protokollführer. »Wir brauchen Rund-umdie-Uhr-Bewachung. Und die Zelle muss infiltriert werden.
    Wer meldet sich freiwillig?«
    »Ich gehe«, sagte Deane.
    »Okay«, sagte der Vorsitzende und sah auf die Uhr. »Das
    wär's dann für heute. Die individuellen Einsatzbesprechungen
    beginnen sofort im Anschluss. Wir danken Mrs Dashwood für
    ihre Gastfreundschaft. Ach, und Perkins – Sie sind mit Mor-lock-Füttern dran!«
    Perkins stöhnte, und die Versammlung löste sich auf. Ich
    fing einen Blick von Tweed auf, der mich frech anlächelte,
    seinen Finger zum Revolverlauf formte und abdrückte. Ich
    lachte und machte dasselbe in seiner Richtung.
    Der Protokollführer hatte den ersten Agenten seine Anweisungen gegeben und jetzt rief er uns auf: »Next und Miss Havisham«, sagte er. »Zum Einstieg habe ich eine leichtere Übung
    für Sie. Ein WebFehler, Loch in der Handlung. Befindet sich in
    Große Erwartungen, Miss Havisham; wenn Sie es geflickt haben,
    können Sie also direkt nach Hause.«
    »Gut«, sagte sie. »Worum geht es?«
    »Gleich auf Seite zwei«, erklärte der Protokollführer nach
    einem Blick auf seine Notizen. »Abel Magwitch entkommt –
    schwimmenderweise, muss man wohl annehmen – von einem
    Gefangenenschiff, mit ›einem großen Eisen‹ am Bein. Würde
    natürlich untergehen wie ein Stein. Und wenn es keinen Magwitch, keine Flucht

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