Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Schritte
    hallten auf dem polierten Fußboden, als wir das Vestibül
    durchquerten. Neben einem in die rote Marmorwand eingelassenen Schalter hing ein Blechkasten mit der Aufforderung, eine
    Nummer zu ziehen. Wir würden dann aufgerufen, stand auf
    dem vergilbten Pappschild daneben.
    »Ein paar Privilegien muss der Mensch haben«, erklärte Miss
    Havisham fröhlich und marschierte an der Warteschlange
    vorbei an den Schalter. Ein paar Agenten hoben die Köpfe, aber
    die meisten waren damit beschäftigt, ihre Marschbefehle und
    Reiserouten auswendig zu lernen.
    Harris Tweed wurde gerade für seinen Trip in Die vergessene
    Welt ausgerüstet. Auf der Theke lagen ein Tropenanzug, ein
    Rucksack, ein Feldstecher und ein wuchtiger Trommelrevolver.
    »So, und jetzt noch ein Rigby-Jagdgewehr Kaliber .416 und
    sechzig Patronen.«
    Der Magazinverwalter legte einen Gewehrkasten aus Mahagoni auf die Theke und schüttelte besorgt den Kopf. »Wollen
    Sie nicht doch lieber ein M-16 nehmen? So ein wütender Stegosauraus ist schwer zu stoppen, könnt ich mir denken.«
    »Ein M-16 müsste unweigerlich Verdacht erregen, Mr
    Wemmick. Außerdem bin ich im Herzen Traditionalist.«
    Mr Wemmick seufzte, schüttelte den Kopf und hielt Tweed
    sein Klemmbrett mit der Empfangsbestätigung hin. Harris
    grunzte dankend, unterschrieb und ließ sich seinen Marschbefehl abstempeln. Dann sammelte er seine Ausrüstung ein,
    nickte Miss Havisham respektvoll zu, murmelte »… in einem
    langen, holzgetäfelten Gang voller Bücherregale …« und war
    verschwunden.
    »Guten Tag, Miss Havisham!« sagte Mr Wemmick höflich,
    als wir an den Schalter herantraten. »Und wie geht es uns
    heute?«
    »Wir sind bei bester Gesundheit, besten Dank. Und wie
    geht's Mr Jaggers?«
    »Danke, recht gut, glaube ich, Miss Havisham, recht gut.«
    »Das ist Miss Next, Mr Wemmick. Sie ist eine neue Mitarbeiterin.«
    »Sehr erfreut«, sagte Mr Wemmick. »Wo wollen Sie beide
    denn hin?«
    »Nach Hause!« sagte Miss Havisham und legte unseren
    Marschbefehl auf den Tisch.
    Mr Wemmick nahm ihn und verschwand damit in den Tiefen des Magazins.
    »Der Fundus von Mr Wemmick ist ganz unersetzlich für
    uns«, erklärte mir Miss Havisham. »Es gibt praktisch nichts,
    was er nicht hat. Stimmt's Mr Wemmick?«
    »Ganz recht!« Die Stimme kam hinter einem Stapel türkischer Kostüme und einem sehr überzeugenden Gummi-Bison
    hervor.
    »Kannst du eigentlich schwimmen?« fragte Miss Havisham.
    »Ja.«
    Mr Wemmick kam mit einem kleinen Stapel von Gegenständen zurück. »Zwei Schwimmwesten. Ein Seil. Ein Rettungsring
    für Mr Magwitch. Bargeld: zehn Shilling, vier Pence. Zwei
    schwere schwarze Mäntel zur Verkleidung der besagten Agenten Next und Havisham. Ein Picknickkorb mit Abendessen.
    Bitte unterschreiben Sie hier!«
    Miss Havisham griff nach dem Kopierstift, zögerte aber noch
    einen Augenblick, ehe sie unterschrieb. »Ich glaube, wir werden
    mein Boot brauchen, Mr Wemmick«, sagte sie und senkte die
    Stimme.
    »Ich werde fußnotofonieren, Miss H«, sagte der Magazinverwalter und zwinkerte fröhlich. »Sie werden es am gewohnten
    Anlegeplatz finden.«
    »Für einen Mann sind Sie gar nicht so übel, Mr Wemmick!«
    sagte Miss Havisham. »Thursday, nimm bitte unser Gepäck!«
    Ich packte den schweren Leinensack.
    »Dickens ist zwar nur ein paar Schritte entfernt«, sagte Miss
    Havisham, »aber übungshalber ist es vielleicht besser, wenn du
    uns hinspringst. Schließlich haben wir über fünfzigtausend
    Meilen Regalmeter in der Bibliothek.«
    »Ah – okay, ich glaube, das kann ich«, sagte ich. Stellte den
    Sack ab, schlug das JurisfiktionBuch auf und fing an zu blättern,
    bis ich zum Kapitel über die Bibliothek kam.
    »Halt mich fest, wenn du springst, und denk an Dickens,
    während du liest.«
    Ich hielt mich an ihre Anweisungen, und im Nu standen wir
    vor dem richtigen Regal in der Bibliothek. »Na, wie war ich?«
    fragte ich stolz.
    »Nicht schlecht«, sagte Miss Havisham. »Aber du hast unser
    Gepäck stehen lassen.«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Ich warte hier auf dich, während du's holst.«
    Als ich zurückkam, stand Miss Havisham vor einem Lesepult. »Das hier ist unser Ausgangsbuch«, sagte sie. »Name,
    Reiseziel, Datum und Uhrzeit – ich habe schon alles ausgefüllt.
    Bist du bewaffnet?«
    »Immer. Erwarten Sie Ärger?«
    Miss Havisham zog ihre kleine doppelläufige Pistole heraus,
    klappte sie auf, entfernte eine abgefeuerte Patrone, ersetzte sie
    durch eine neue und warf mir

Weitere Kostenlose Bücher