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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und einen Bogen zeigte, und sie prägte es sich ein.
    Der Weg in die Wrackstadt führte über eine Reihe von niedrigen Rampen, die auf soliden Holzbalken befestigt waren, welche die Gebäude, Straßen und Stege des Südlichen Brückenbezirks stützten. Hinter einem zerfallenen Tor führte die erste Rampe zwischen zwei Lagerhäusern zu einem dunklen Landungssteg hinunter, von dem aus die nächste Rampe schräg unter einem Gewirr von Gebälk und Querstreben verlief. Die feuchte Luft stank nach vergammelndem Fisch und überall lag Abfall herum. Einiges davon war nicht mehr zu erkennen, anderes bedauerlicherweise schon. Sie hatten die dritte und letzte Rampe erreicht, als Keren Hufgetrappel hörte und sie sich im Sattel herumdrehte, um zu sehen, wer ihnen folgte. Es war Medwin.
    »Was macht Ihr hier?«, erkundigte er sich. Sein Haar war zerzaust, und sein normalerweise gepflegter Bart war so strähnig, dass Keren unwillkürlich lächeln musste.
    Redrigh schilderte ihre Begegnung mit dem Offizier, und als Keren ergänzte, welches Emblem der Mann im Wappen führte, schnaubte Medwin verächtlich. »Gaborig von Goldenbogen, ein eingebildeter Dummkopf. Diese Straße hier benutzt fast niemand mehr, weil es zu viele Straßenräuber gibt und die Planken selbst verrottet und gefährlich sind. Sind schon Unfälle passiert, oder haben sich Eure Pferde die Fesseln verdreht?« »Nichts dergleichen, Meister Medwin.«
    »Ein Glück. Dank der Mutter für ihre kleinen Barmherzigkeiten.« Er trieb sein Pferd weiter. »Ich reite den Rest des Weges mit Euch.«
    »Ich war bereits gestern Nacht hier«, sagte Keren. »Aber ich bin über eine abschüssige Straße östlich von hier geritten, nicht weit von einer der Einmündungen des Kanals.«
    »Das ist der einzig sichere Weg hierher«, erklärte Medwin nickend. »Ich habe mit jemandem gesprochen, der Gilly hier mit einer Kutsche ankommen und dann zu Fuß weitergehen sah. Die gleiche Person hat einen Schoner mit gebrochenen Masten gesehen, der von den äußeren Stegen abgelegt und angeblich schwere Schlagseite hatte.«
    Sie erreichten schließlich den Hauptkai der Wrackstadt, eine lange, niedrige Mole, die in tiefstem Schatten lag. Die feuchte Kälte drang durch Kerens Kleidung, und der Atem der Reiter und ihrer Pferde bildete weiße Wolken. Als sie über die fast verlassene Mole ritten, sah Keren Raureif auf den schwarzen Flanken der Rümpfe glitzern, sowie Eiszapfen, die sich unter den Stützpfeilern und dem Gewirr von Tauen bildeten. »Es ist noch früh am Abend und doch schon so kalt!«, sagte Redrigh.
    »Euch wird gewiss wärmer, wenn die Rebellenschiffe erst ankommen«, erwiderte Medwin. »Was ist mit unserer Verstärkung?«, erkundigte sich Keren. »Man hat mir gesagt, dass die ganze Nacht Botenvögel hin und her geflogen sind.«
    »Einige Kompanien Kavallerie rücken vom Nordosten an, aber sie werden frühestens morgen Nachmittag hier eintreffen. Die Invasoren allerdings dürften jedoch bereits innerhalb der nächsten Stunde auftauchen.« Medwin holte tief Luft, stieß eine dicke Atemwolke aus und betrachtete Keren und Redrigh mit besorgter Miene. »Ich möchte, dass Ihr beide vernünftig seid und Vorsicht walten lasst. Keine Heldentaten, bitte. Es gibt genug ordentliche Truppen und Speerträger. Wenn der Feind also versucht, einen Brückenkopf zu bilden, überlasst den Nahkampf gefälligst den anderen. Passt auf unsere Männer auf und kommt hinterher wohlbehalten zum Strand zurück …«
    »Natürlich, Medwin, das machen wir.« Keren lächelte über die offensichtliche Sorge des Magiers. »Wir werden ganz auf unsere Geschicklichkeit vertrauen.«
    »Was ohne Zweifel bedeutet, dass ich mir noch im nächsten Leben Sorgen um Euch machen muss«, gab Medwin zurück. »Vergesst nicht: kein überflüssiges Risiko!«
    Mit diesen Worten wendete er sein Pferd und galoppierte davon. Keren und Redrigh lächelten sich an und schauten ihm nach, als er über die schattige Mole zurückritt. Im nächsten Moment trat ein Offizier der Miliz mit zwei Speerträgern zwischen zwei modernden Schiffsrümpfen hervor. Sie riefen die Reiter an, erkannten Redrighs Rang und salutierten.
    »Sergeant Jirgo, Herr. Seid Ihr die Beshdarer, von denen man uns erzählt hat?«
    »Das sind wir, Sergeant. Ich bin Hauptmann Redrigh, und das ist meine Stellvertreterin, Reiter-Sergeant Asherol. Wie viele Männer habt Ihr hier?«
    Keren musste ein Grinsen wegen ihrer Beförderung unterdrücken, aber sie blieb ernst, als der

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