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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Redrighs Männern und der Hälfte von Golwyths Leuten zusammengewürfelt hat. Nur um zu zeigen, dass die Neue Krone bereit ist, ihre Rolle zu spielen …
    Außerdem hatte Medwin den Großen Marschallen versprochen, dass in Kürze Hilfe aus Besh-Darok eintreffen würde, ohne sich dabei allerdings auf Einzelheiten festzulegen. Keren wurde aus seinem Verhalten nicht schlau, obwohl sie irgendwann kurz nach der Ermordung Hevrins beobachtet hatte, wie sich Medwin konzentriert mit zwei Männern unterhielt, die, wie sie später herausfand, die Berater des Kaufmannes gewesen waren. Als sie jetzt von Golwyths Besitz hinunterritt, lächelte sie unwillkürlich. Der Druck des Wamses und ihres Kettenpanzers auf ihrer Schulter, der kleine Schild, den sie über einen Arm geschlungen hatte, und das solide Gewicht des Schwertes an ihrer linken Hüfte riefen wie der Geruch ihres Pferdes Erinnerungen wach. Sie fühlte sich zuversichtlich und bereit. Ihre Erlebnisse mit der Dämonenbrut Orgraaleshenoth vor mehreren Monaten, die sosehr ihren Geist und ihren Körper verändert hatten, schienen eine Ewigkeit zurückzuliegen und wirkten wie Traumbilder aus einer anderen Welt.
    Um diese frühe Stunde waren die Straßen von Scallow noch eisigkalt und grau, wenn auch keineswegs verlassen. Die Kunde von dem bevorstehenden Angriff hatte sich rasend schnell in der Stadt verbreitet, und als Redrighs Reiter zum Fluss trabten, kamen ihnen Frauen und Kinder entgegen. Einige würden vermutlich im Schloss Schutz suchen, während andere sich auf den längeren Marsch zu den Befestigungen machten, die tief in den bewaldeten Hügeln lagen. Viele Männer und einige Frauen waren von den Sergeanten der Stadtmiliz mit Speeren und Äxten bewaffnet worden und marschierten in Richtung Ufer. Keren sah auf den Gesichtern in der Menge alle möglichen Gefühle, von Angst bis zu blankem Zorn.
    Vor ihnen lag der breite Karrenweg, der von großen Pfeilern gestützt zu den kurzen Brücken hinaufführte, welche einige der felsigen Inseln miteinander verbanden, bevor der Pfad den Brückenbezirk selbst erreichte. Während die Kompanie dahintrottete, und die Hufe der Pferde auf den Holzbohlen trommelten, kamen die Molen und Stege auf der anderen Seite langsam in Sicht. Rechts von ihnen, entlang des Westufers, in der Nähe von Scallows Haupthafen, ragten Dutzende von Mastspitzen aus den Wogen, und die Segel und die Takelage einiger Schiffe schwammen in dem dunklen, bewegten Wasser. Ein Schiff, ein langer Küstensegler, lag mit gebrochenen Masten kieloben auf dem Kies des Strandes. In seinem Rumpf gähnten Dutzende dunkler Löcher. Einige Zeugen behaupteten, sie hätten am Tag zuvor Leichen gesehen, die sich im Wasser bewegt hätten, kurz bevor die Schiffe zu sinken begannen und die allgemeine Panik ausbrach. Eine Flotte kleinerer Schiffe war ausgelaufen, um die Überlebenden zu retten, und eine geflüstert erzählte Geschichte wollte wissen, dass ein Bootsmann, der versuchte, eine Person in sein Skiff zu hieven, plötzlich gepackt und unter Wasser gezogen worden wäre. In der Nacht hatte die Flut an den versunkenen Schiffen gezerrt und eine Menge Treibgut an den Strand gespült, während Kisten und hölzerne Trümmer weiter draußen vor dem Hafen dümpelten. Keren sah verhüllte Gestalten in Booten, die mit Haken und Netzen offensichtlich das Treibgut plünderten, doch dann wurde ihr die Sicht genommen, als der Karrenweg sie zwischen zwei Gebäude führte.
    Über die südlichen Straßen marschierten Abteilungen von Bogenschützen und Speerträgern zu ihren Stellungen, und mehr als einmal hörte sie wütende Proteste eines Bootsbesitzers, wenn sein Gefährt konfisziert wurde. Plötzlich tauchte ein gut genährter Offizier zu Pferde vor ihnen auf. Er wurde von einem Bannerträger und einem Schreiber begleitet, und erkundigte sich hochmütig, wer sie waren und was sie hier im Brückenbezirk zu suchen hatten. Nachdem Redrigh es ihm gesagt hatte, betrachtete er sie nicht mehr nur verächtlich, sondern bedachte sie mit herablassendem Spott.
    »Ah, unsere Freunde aus Besh-Darok. Eure Aufgabe besteht darin, auf der Hauptmole der Wrackstadt zu patrouillieren. Dort sind bereits einige Abteilungen Speerträger, also keine Angst, Ihr seid nicht allein.« Er lachte, aber Redrigh und Keren blieben teilnahmslos. »Der Weg dorthin führt an dem Lagerhaus dahinten vorbei, also beeilt euch.«
    Damit wendete er sein Pferd und trabte davon. Keren starrte seinem Banner hinterher, das eine Fackel

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