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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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mit Euch zurück.«
    Die junge Frau lächelte kalt, als sie ihre Handschuhe wieder anzog. Alael wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu widersprechen.
    »Einverstanden«, sagte sie und trat von dem Podest herunter. »Hauptmann Ghazrek, wir reiten sofort los, nachdem ich mit dem alten Verwalter gesprochen habe.«
    Ghazrek schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Mylady, er ist tot. Erwürgt. Wir haben ihn in einem Raum im Erdgeschoss gefunden.«
    Alael unterdrückte ihre Empfindungen. Sie legte einen Moment die Hand vor die Augen und atmete tief durch.
Tod, Tod und noch mehr Tod …
    Dann ließ sie die Hand sinken und bedeutete Ghazrek wortlos voranzugehen. Bevor sie die Tür erreichten, hielt die Blinde Rina sie auf.
    »Alael, Ihr müsst Bardow unbedingt mitteilen, dass einer der feindlichen Agenten jetzt weiß, dass wir den Stab der Leere nicht besitzen«, erklärte sie. »Sagt es ihm sofort, wenn Ihr ihn seht.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich freut, das zu hören«, sagte Alael.

15
    Jetzt naht die Stunde der Entscheidung,
Wenn die Geister der Toten sich erheben,
Hohl und heulend umherziehen
Und hungernd nach Zerstörung.
    VOSODA BOROAL,
DER UNTERGANG VON HALLEBRON,
BUCH V, 7
    Der Angriff auf Scallow begann kurz vor Sonnenaufgang. Beim ersten Licht des grauenden Tages stand Keren in den Ställen des Händlerprinzipals Golwyth und überprüfte die Sattelgurte ihres Pferdes, als sie Stimmen auf dem Hof hörte und rasch hinaus ging. Hauptmann Redrigh und einige von Golwyths Leuten scharten sich um einen Botenläufer und hörten ihm aufmerksam zu. Einen Moment später schoss der Läufer aus dem Tor hinaus, während Redrigh und die anderen zu den Ställen liefen. Ihre Gesichter waren gerötet vor Aufregung. »Wir haben Nachricht vom Turm der Großen Marschalle«, erklärte ihr Redrigh. »Küstenkundschafter haben gemeldet, dass eine Flotte in die Meerenge segelt. Es sind offenbar gewaltige Schlachtschiffe, Viermaster, die von Kriegsmaschinen nur so starren.«
    »Patrouillieren wir weiter am Westufer?«, fragte sie.
    Er lächelte sarkastisch. »Die Marschalle glauben, dass wir auf den Südlichen Brücken nützlicher wären.« Keren schüttelte den Kopf. »Von Kavallerie haben sie wirklich keine Ahnung, oder?«
    Der junge Hauptmann zuckte mit den Schultern, drehte sich um und bellte seiner Kompanie letzte Anweisungen und Ermahnungen zu. Keren zog das schwere, nicht allzu gut riechende Reiterwams über, das ihr Golwyths Stallmeister geliehen hatte, und dachte an Gilly, als sie die Haken und Ösen an der Front schloss. Sie vermisste ihn. Vermutlich hätte er sie mit irgend welchen ekelhaften Bemerkungen über die Ursache des Gestanks ihres Wamses dazu gebracht, den Nutzen des Kleidungsstücks zu verteidigen.
    Wo steckst du, Gilly?, dachte sie, während sie ihrem Pferd den Hals tätschelte und sich in den Sattel schwang. In welche Schwierigkeiten hast du dich jetzt wieder gebracht?
    Ihre hastigen Nachforschungen vom Tag zuvor hatten nur spärliche Informationen darüber ergeben, wo Gilly verblieben war, nachdem er das Hohe Haus verlassen hatte. In der Wrackstadt hatten einige mürrische Jugendliche behauptet, er wäre an Bord eines alten Schoners gegangen, der sich anschließend von seinen Leinen losgerissen und ihn mit in die Tiefe gezogen hätte. Andere behaupteten, das Schiff wäre auf die neblige Meerenge hinausgesegelt und von Wiedergängern bemannt gewesen.
    Mit mehr Zeit hätte sie vielleicht Genaueres herausgefunden, aber Medwin hatte ihre Teilnahme an dem Konklave befohlen, das im Anschluss an den Mord an Yared Hevrin und der folgenden Flucht des Hohen Admirals Hevrin und seiner Kapitäne einberufen worden war.
    Die Versammlung war nicht gerade von Ruhe und Besonnenheit geprägt gewesen. Junge Delegierte hatten Klage gegen die ungeheuerliche Nachlässigkeit der Großen Marschalle erhoben. Die grauhaarigen, alten Männer verwiesen darauf, dass eine der Bedingungen für die Teilname des Hevrin an dem Konklave der Abzug sämtlicher Truppen Scallows aus der Umgebung des Hohen Hauses der Kiele gewesen war. Die Marshalle betonten, dass ihr Einspruch gegen eine solche Bedingung überstimmt worden war, und erklärten, dass es eine Torheit wäre, sich jetzt gegenseitig die Schuld zuzuschieben, während der Feind zum Angriff rüstete. Danach wurde Medwin gebeten, das Konklave zu leiten, eine Ehre, die er erleichtert annahm.
    Und deshalb reite ich jetzt in dieser improvisierten berittenen Reserve, die Medwin aus

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