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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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erzählt Eure Geschichte.«
    Er hörte zu, wie Nerek, Byrnaks Schöpfung und Kerens Spiegelkind, von dem Hinterhalt auf der Getreidestraße sprach, schilderte, wie ihr und anderen befohlen wurde, in den Wald zu reiten und die Bogenschützen zurückzuholen. Ihre Begegnung mit Azurech gab sie mit ausdrucksloser Stimme wieder, doch hinterher entspannte sie sich sichtlich.
    »… und als ich ihr helfen wollte, jagte sie mir einen Pfeil in den Arm.« Nerek deutete auf ein Loch im Oberarm ihres Wamses. »Sie war wohl nicht sonderlich erfreut, als ich ihr den Bogen wegnahm und ihn in zwei Teile zerbrach.«
    »Und wie fühlt es sich an?«, fragte Bardow. »Ich meine, die Rückkehr der Macht des Brunn-Quell«? »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie. »Manchmal scheint es mir, als wäre ein abgetrenntes Glied wieder da und ich nicht mehr verkrüppelt. Ein- oder zweimal heute morgen habe ich den Fluss in mir gespürt… Ich hatte vergessen, dass der Brunn-Quell fast so etwas wie …«
    »… einen eigenen Willen hat?«, fragte Amral, der bis jetzt schweigend zugehört hatte. »Sollte das nicht in der Absicht seines Schöpfers gelegen haben?« Er sah Bardow an. »Erzmagier, diese Frau ist einem hohen Diener des Feindes begegnet, der sie nicht angegriffen hat, während sie gleichzeitig die Kontrolle über die Macht des Brunn-Quell wiedererlangte. Sie stellt eine Gefahr für uns dar. Wer kann sagen, welche Schrecken sich durch sie entfalten können?«
    Nerek schien seine Worte zu akzeptieren und stand mit hängendem Kopf da, während Alael empört reagierte. »Sie ist nicht die Einzige, die eine Last auf ihren Schultern trägt, Meister«, sagte sie wütend und hob eine Hand in die Luft, in der ein weißes Feuer glühte. Amral starrte sie sprachlos an, und Bardow nutzte den Moment.
    »Nerek, würdet Ihr bitte dasselbe tun?«
    Sie runzelte die Stirn, nickte und hob ihre Hand, in der lautlos eine grelle, grüne Flamme aufflackerte. »Amral, vor Euch seht Ihr zwei sehr mutige Frauen, die beide bereit sind, Ihr Leben für uns zu riskieren, und das auf die nur geringe Chance hin, die Schattenkönige besiegen zu können.« Bardow stand auf, winkte Nerek zu sich und legte zuerst ihr und dann Alael eine Hand auf die Schulter. »Mit diesen Kräften werden wir versuchen, eine Waffe zu schmieden, die unsere Feinde vernichten wird.«
    Der alte Magier wuchtete sich aus seinem Stuhl hoch und stützte sich auf seinen knorrigen Stock. »Mir ist klar, wie verzweifelt unsere Lage ist, Bardow. Aber dieses Unterfangen halte ich für reinen Wahnsinn.« »Hätten wir genügend Zeit und Mittel, könnten wir vielleicht alle Möglichkeiten studieren und bedenken«, erwiderte Bardow. »Leider verfügen wir über diesen Luxus nicht, Amral. Wir können es uns nicht leisten, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.«
    Der verkrüppelte Magier öffnete die Tür und blieb auf der Schwelle stehen. »Das stinkt nach einer Falle des Feindes, Erzmagier, und ich gestehe, dass ich froh bin, nicht unter Eurem Hut zu stecken. Wenn ich Euch helfen kann, lasst es mich wissen.«
    »Meister Amral«, sagte Nerek, »ich schwöre Euch, dass ich keinen von Euch je hintergehen würde.« »Ihr vielleicht nicht, Lady«, erwiderte Amral schroff, »diese Macht jedoch, die ihr in Euch tragt, wird es ganz sicher versuchen.«
    Bardow seufzte, als sich die Tür mit einem vernehmlichen Klacken schloss. »Er ist von Natur aus ein vorsichtiger und verbitterter Mensch, aber er hat ein gutes Herz. Und jetzt…«, er sah die beiden Frauen an, die seinen Blick erwartungsvoll erwiderten, »erwarten Euch einige komplizierte Erklärungen, was wir zu tun haben, und uns bleibt nur sehr wenig Zeit, also hört mir gut zu…«
    Nachdem er mit dem Kapitän gesprochen hatte, ging Atroc an der verlassenen Gutsherrengold-Mole entlang. Er fröstelte in der Kälte und betrachtete das fahle Morgengrauen. Die breiten Bohlen der etwa ein Dutzend Molen, die von dem Kai in die Bucht hinausführten, lagen unter einer dicken Schneeschicht. Einige Fischerboote waren an einem kleinen Pier vertäut, und auch ihre Decks waren weiß, die Quersalings ihrer Masten von dolchartigen Eiszapfen geschmückt, während über seinem Kopf einige Seevögel traurig kreischten.
    Der Atem des alten Sehers dampfte, als er zwei Speerträgern der Miliz zunickte, beides Mogaun, die eine geborstene Tür in dem hohen Holzzaun bewachten, der das eine Ende der Mole abtrennte. Sie ließen ihn ungehindert passieren.
    Auf der anderen Seite

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