02 - Schatten-Götter
Kavallerie und eine Einheit seiner Elitekämpfer aufgestellt. Niemand würde entkommen.
Er führte konzentriert seine Gedanken das seelengebundene Netz entlang, erteilte Befehle und gab Anweisungen. Die Reiter richteten ihre Speere und Streitäxte aus, während die gezückten Schwerter der Elitetruppen grünlich im Feuer der Macht funkelten. Seine Vision wechselte rasch die Perspektiven, bis sie zu den Kommandeuren der beiden Kompanien Bogenschützen gelangte, die südlich des Forts Stellung bezogen hatten. Er hielt einen Moment inne und genoss das Gefühl, mitten zwischen tausenden von maskierten Schützen zu stehen, alle mit bereiten Bögen, die nur auf seinen Befehl warteten, zu spannen und ihr Ziel zu erfassen. Er fühlte die Aufmerksamkeit der beiden Kommandeure, während er sie instruierte, als wären auch sie Bögen, die seine eigenen Hände spannten …
Und sie schrieen wie ein Mann seinen Befehl: »Feuer!«
Yasgur hastete über den Wall vom Gallaro-Tor zum Schild-Tor, als einer seiner Stabshauptleute plötzlich aufschrie: »Sie greifen das Alte Fort an!«
Yasgur wirbelte herum und sah eine gewaltige, dunkle Wolke von Pfeilen aufsteigen. Nachdem der Scheitelpunkt erreicht war, senkte sich der Geschosshagel langsam auf die unvollständigen Mauern des Forts. Man konnte aus dieser Entfernung nichts hören, in seiner Vorstellung jedoch nahm er das Rauschen wahr, die scharfen, klirrenden Einschläge, wenn die Pfeile auf Rüstungen trafen, das Stöhnen, das Ächzen und die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. Eine zweite Wolke von Pfeilen erhob und senkte sich, und dann flog ein größeres, schwarzes Geschoss hinter dem Kamm empor und schlug in das Fort ein. Mittlerweile standen alle Soldaten auf den Bastionen und verfolgten den brutalen Angriff.
Einen Moment schien nichts weiter zu geschehen, dann sah Yasgur, wie eine große Formation von Fußtruppen den Hügelkamm hinaufmarschierte. Weiter rechts galoppierte eine dunkle Masse von Reitern die sanfteren Hänge des Hügels empor. Sie vereinigten sich mit den anderen, die hinter dem Hügel hervorkamen und ähnelten jetzt eher einem Schwärm von schwarzen Insekten, denn einer Armee aus Menschen.
Außerdem fiel Yasgur auf, dass er weder Hörner noch Trommeln hörte, welche die Bewegungen und Angriffe der Armee des Schattenkönigs dirigiert hätten.
»Es ist nichts zu hören«, murmelte er.
»Sie hören seine Befehle in ihren Köpfen, Lordregent«, sagte eine Frau neben ihm.
Es war Nerek. Die Frau, die, wie behauptet wurde, einst die Geliebte des Schattenkönigs Byrnak gewesen war. Sie trug einen dunkelblauen Mantel über einem schlichten Lederwams und war mit einem Langdolch und einem Krummsäbel bewaffnet. Sie war barhäuptig und ihre Miene wirkte unbeteiligt, ihre Augen jedoch verrieten Müdigkeit und Trauer. Yasgur bemerkte zudem einen grünlichen Schimmer auf ihrer blassen Haut. »Was meint Ihr damit?«
Nerek sah ihn an. »Byrnak hat seine hohen Offiziere seelengebunden. Er sieht, was sie sehen, und sie hören jeden seiner Befehle in ihrem Kopf.«
Als Yasgur die Konsequenzen ihrer Worte begriff, rang er mühsam seine Verzweiflung und seine Wut nieder. »Das heißt… die Armee ist der Mann, und der Mann ist die Armee.« Er starrte Nerek an. »Wo liegen seine Schwächen?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich fürchte, er hat keine. Er ist ein vollendeter Stratege und Taktiker, dennoch …« »Dennoch?«
Nerek zuckte mit den Schultern. »Er hat die Instinkte eines Raubtiers, und manchmal setzt er zu früh zum tödlichen Schlag an.«
Yasgur dachte über ihre Worte nach und überlegte, wie er diese Frau zu seinem Vorteil einsetzen konnte. Da Byrnak die Stadt mit seinen Streitkräften eingeschlossen hatte, schien es keine Möglichkeit für die Kriegshorde der Mogaun zu geben, ihm zu Hilfe zu kommen, ohne sich selbst einem brutalen Angriff auszusetzen. Es würde verlustreiche und unerwartete Manöver erfordern, um Byrnaks Angriff zurückzuschlagen. Er wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, als verzweifelte Schreie auf den Zinnen aufbrandeten, und er blickte erneut zum Alten Fort.
Der Fahnenmast war verschwunden, und vor Yasgurs Augen zogen hunderte von schwarzmaskierten Kämpfern an langen Seilen. Die Wälle des Forts wurden methodisch und erschreckend schnell eingerissen, bis kein Stein mehr auf dem anderen stand. Die Botschaft an Besh-Darok war unmissverständlich. Als sich Yasgur auf den Zinnen umsah, auf denen Todesstille herrschte, sah er überall
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