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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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erstreckten sich zu beiden Seiten der Hauptstraße. Während Tauric zusah, quollen Rauchwolken aus den Hütten, welche den Toren am nächsten lagen.
    Das ist die Stadt Choraya in Honjir, aus der die Flüchtlinge auf Byrnaks Befehl hin vertrieben wurden. Zehntausende starben im Feuer, und hunderttausend flohen über die Straße nach Roharka. Hunger und Seuchen forderten noch viel mehr Todesopfer.
    Tauric stand da und schaute betäubt vor Entsetzen zu, als eine Zerstörung nach der anderen sich vor seinen Augen abspielte, Landschaften ineinander übergingen und sich wie ein endloser Teppich unablässiger Vernichtung verwoben. Hier das brennende Tobrosa, dessen gewaltige Rauchwolke nach Osten zum Rukang-Massiv wehte, daneben die Hauptstadt Yularias, Rauthaz, von deren Fried noch Gunderleks zerfetzte Banner flatterten, während in ihren Straßen Fressbiester seine Männer jagten. Dann die zerstörte, schneebedeckte Ruine von Nimas, und in rascher Folge eine Reihe von Dörfern der Anghatani, die in Flammen aufgingen, während ihre Bewohner in Ketten abgeführt wurden.
    Die uralten Ruinen von Alvergost, eine geschleifte Zitadelle unter der Geißel eines grausamen Winters und voller Flüchtlinge, welche die Banden fürchteten, die des Nachts umherstreiften.
    Soldaten und Seeleute kämpften verzweifelt auf den Decks großer Schiffe, die von Rauch umhüllt waren, während am nahen Ufer eine Stadt in Flammen stand.
    In einer Küstenstadt in Yularia fand eine Massenenthauptung von Priestern und Adligen statt… Tauric liefen die Tränen über die Wangen. Er ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm sinken und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
    Es tut mir Leid, dass ich Euch solch schreckliche Dinge zumuten muss,
sagte der Geist des Vater-Baumes.
Aber das ist die Realität der Taten des Bösen Dem müssen wir uns mit aller Kraft widersetzen. Sollten die Schattenkönige gewinnen, wird der Herr des Zwielichts zurückkehren, und all dies wird nur ein Vorgeschmack auf die Torturen sein, die er diesen Ländern zufügen wird. Also … Es tut mir Leid, aber es ist notwendig.
»Ich … ich verstehe«, sagte Tauric. »Aber wenn die Hexenmähren nicht einmal zuhören, wenn wir zu ihnen gehen, warum sollten sie wohl hierher kommen und es sich ansehen?«
    Das müssen sie nicht,
erwiderte der Geist des Vater-Baumes.
All ihre kleinen Refugien sind miteinander verbunden, deshalb können wir diese schrecklichen Bilder durch alle hindurch senden, wie ein Schiff mit einer Fracht des Leidens, das ihr Mitgefühl und ihre Scham provozieren wird. Euer Gefährte hat es recht drastisch ausgedrückt, als wir den Teich verlassen haben …
    Tauric runzelte die Stirn, als er sich an Ghazreks Worte erinnerte, und lächelte. »Wir sollen es ihnen unter ihre rassigen Nüstern reiben?«
    Ganz genau.
    Der Tag der zweiten Schlacht um Besh-Darok dämmerte grau und nebelverhangen herauf, die Luft war eisig von dem starken Nachtfrost, der keinerlei Anstalten machte, in seiner bissigen Kraft nachzulassen. Die Stadt trotzte mit ihren hohen, glatten Mauern, den massiven Türmen und den weiten Wällen und Bollwerken jeder Belagerungsarmee. Die Zinnen waren vollständig bemannt, und unzählige Standarten und Banner hingen von Stangen herunter oder waren einfach über die Befestigungen gelegt worden. Besh-Darok gab sich den Anstrich unbezwingbarer Stärke, aber Byrnak kannte die Wahrheit. Die Garnison der Stadt zählte kaum mehr als dreizehntausend Mann. Darin eingerechnet waren bereits die erheblich zusammengeschmolzenen Streitkräfte, die Yasgur noch ergeben waren, die neuen Ritterorden und die spärlichen Verstärkungstruppen, die vom Meer her eintrafen. Im Gegensatz dazu hatte er Gorla und Keshada beinahe vollkommen geleert und führte über fünfundsiebzigtausend schwarz gewappnete Bewaffnete ins Feld, von denen jeder den Geist eines fanatisch loyalen Brunn-Quell-Kriegers in sich trug, den er von seinen eigenen, seelengebundenen Akolythen aus dem Tal der Linderung hatte stehlen lassen.
    Die wichtigste Wahrheit war jedoch jene Mitteilung, die ihm ein Spion Kodels überbracht hatte, dem es gelungen war, aus Besh-Darok zu entkommen. Die Magier besaßen den Stab der Leere nicht, sondern suchten selbst verzweifelt danach. Als der halbtote Spion nach Einbruch der Dämmerung zu ihm gebracht wurde und ihm alles berichtete, was er wusste, hatte Byrnak lange und laut gelacht. Als Azurech daraufhin eifrig einen sofortigen Angriff auf Besh-Darok vorschlug, verwarf

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