02 - Schatten-Götter
Byrnak diese Idee jedoch.
»Dies könnte die letzte große Schlacht sein, die in diesen Landen stattfindet«, hatte er geantwortet. »Wir wollen sie bei Tagesucht ausfechten, damit das ganze Ausmaß unserer Strafe für alle sichtbar ist.«
Schattenkönig Byrnak saß jetzt auf seinem schwarzen Hengst, trug einen prachtvollen langen, schwarzen Kriegsmantel über seinem silbernen Kettenhemd, gepanzerte Handschuhe und einen schwarzen Helm, der mit einer Krone geschmückt war. Um ihn scharten sich die zweihundert Reiter seiner Leibgarde mit ihren Langschwertern, dazu zwanzig Akolythen, die an seinen Willen gebunden waren sowie zahlreiche Bannerträger mit hohen, dunklen Standarten und einige Diener. Vom Grat eines vollkommen gerodeten Hügels aus überblickte er die dunklen Reihen seiner Krieger und die weiße, schneebedeckte Ebene, in welcher die Stadt lag. Er hatte seine Streitmacht in einem Halbkreis etwa eine Meile vor Besh-Darok aufgestellt. Sie war unterteilt in acht Regimenter mit jeweils fünftausend Mann, hauptsächlich Schwertkämpfer und Speerträger, die von einigen Schwadronen leichter Reiterei und Bogenschützen verstärkt wurden. Sechs Schwadronen Kavallerie von je zweitausend Reitern, fünf Kompanien Bogenschützen von je eintausend Mann und fünf Trupps Elitekämpfer, die je achthundert Mann stark waren. Die Katapult- und Mauerbrecherkompanien zählten ungefähr eintausend Mann, doch ihre kleinere Zahl minderte nicht ihre Bedeutung.
Denn dazu kam die gerade fertiggestellte Kriegsmaschine, deren langsamer Vormarsch aus Gorla sie noch vor den Blicken der Verteidiger verbarg, während der planlose Marsch der Kriegshorden der Mogaun nach Süden offenbar bedeutete, dass sie nicht an dem ersten Angriff teilnahmen. Er verfügte über eine reichliche Zahl von Fressbiestern, konnte jedoch nur auf eine Hand voll Nachtjäger zurückgreifen, welche die Akolythen von Trevada angeblich nur mit Mühe aus einem unvorhergesehenen Winterschlafzyklus hatten wecken können. Byrnak hatte das mit erstaunlichem äußerem Gleichmut aufgenommen, insgeheim jedoch hatte er sich geschworen, dass er die Akolythen gnadenlos bestrafen würde, sobald der Krieg vorbei war. Es rannten weder Läufer zwischen den Formationen hin und her, noch schickte er Botenvögel in die Luft. Er brauchte beides nicht. Alle Kommandeure und Unterführer waren an ihn seelengebunden, sodass er jeden Abschnitt des Schlachtfeldes jederzeit unter seiner Kontrolle hatte. Selbst als er jetzt in seinem Sattel saß und von dem Grat hinunterschaute, war er in der Lage, durch die Augen eines Anführers der Bogenschützen zu blicken, der mit seinen Männern auf dem Hang eines buschbestandenen Hügels wartete, oder eines Unterführers der Kavallerie, der in einer Schlucht im Norden des Angriffsbefehls harrte …
Die ganze Zeit war er sich dabei des Beobachters in dem Hohen Turm hinter den Mauern bewusst, der forschenden Aufmerksamkeit des Erzmagiers Bardow. Er spürte sogar die Gegenwart des Kristallauges, das immer wachsam und auf den Erzmagier ausgerichtet war, und ihn damit zu einem nicht zu unterschätzenden Gegner machte. Aber Bardow war der einzige ernstzunehmende Feind. Die anderen Magier der Stadt waren Narren und unbedeutende Schwächlinge.
Byrnak lächelte, als ihm einfiel, dass er Nerek nicht in sein Kalkül einbezogen hatte. Sie war ein Brunn-Quell-Geschöpf, zur Waffe geformt von seiner eigenen Wut, aber ohne die Sicherheit der Seelenbindung. Mit ihrem freien Willen hatte sie sich gegen ihn gestellt und sich der Sache des Feindes verschrieben. Aber wie gut sie den Brunn-Quell auch beherrschen mochte, sie würde bald lernen, dass die dunkle Macht letztlich seinem Befehl gehorchte, nicht ihrem.
Byrnak sog voller Vorfreude die eisige, trockene Luft tief in seine Lungen. Es wurde allmählich Zeit, den Vorhang zum Schlussakt des großen Dramas zu heben, zuvor jedoch harrte seiner ein aufschlussreiches Zwischenspiel. Eine halbe Meile nördlich seiner Position lag auf einer langen, niedrigen Anhöhe das Fort, in dessen Ruinen Ystregul seine Tücke vor wenigen Monaten bewiesen hatte. Mittlerweile war das Fort neu befestigt und vom Feind besetzt worden, und über seinen Zinnen flatterte stolz die Fahne Besh-Daroks, während sich von den Kochstellen Rauch in die Luft kräuselte. Seine Späher hatten ihm verraten, dass weniger als zweihundert Mann Besatzung in seinen notdürftig geflickten Wällen warteten, also hatte er auf beiden Seiten eine Schwadron
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