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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Trawm«, sagte er. »Welche Überraschung. Was führt Euch nach Besh-Darok und vor allem zu diesem Konzil?«
    »Seid gegrüßt, Erzmagier. Ich gestehe, dass meine natürlichen Instinkte nach wie vor die eines Beobachters sind, aber ich konnte der Bitte einer alten Freundin dennoch nicht widerstehen.« Er stand auf. Trawm war ein großer Mann und gekleidet wie ein Künstler. Er kletterte über die Sitzreihen, hielt inne und zwinkerte Nerek zu, bevor er zur Blinden Rina ging und ihre Hand an seine Lippen hob. Sie schüttelte den Kopf und lächelte, bevor sie ihre blicklosen Augen auf den Erzmagier richtete.
    »Ihr müsst wissen, Bardow, ich hatte nur wenig Erfolg, den Mann aufzuspüren, der versucht hat, Nerek zu töten, und kam zu dem Schluss, dass ich Hilfe benötigte. Da fiel mir Osper ein, der tatsächlich auf mein Ersuchen hin erschien.«
    Bardow betrachtete den rothaarigen Mann mit einem starren Lächeln. Osper Trawm war bis zur Invasion ein sehr talentierter, aber disziplinloser Student der Macht der Wurzel gewesen.
    Obwohl er einer der wenigen war, welche die völlige Ausrottung der Wurzelmacht überlebt hatten, war er vor dem Konflikt geflohen und hatte das Leben eines fahrenden Barden aufgenommen, der über die Inseln und durch die abgelegensten Ortschaften von Ogucharn bis Dalbar wandelte. Vor sieben Jahren war Bardow ihm rein zufällig kurz vor den Landungsbrücken von Port Caeleg auf der Insel Sulros über den Weg gelaufen, und seitdem schien sich Trawm kaum verändert zu haben. Das glänzende Instrument, das um seinen Hals hing, sah dagegen neu aus.
    »Es freut mich, dass Ihr Euch unseren gemeinsamen Bemühungen anschließt«, sagte Bardow vorsichtig. »Wie bald könnt Ihr anfangen, Euch mit der Blinden Rina ans Werk zu machen?«
    Trawms glänzende Augen verrieten gleichermaßen Ärger und Eifer. »Ich habe bereits begonnen, Erzmagier«, sagte er und betastete die Pfeifen des Instruments. »Und habe die Fährte unseres Möchtegern-Meuchelmörders aufgespürt, jedenfalls zum Teil.«
    »Wir haben keine Spur gefunden«, sagte Luri. »Gar keine.«
    »Und wir haben sehr sorgfältig gesucht«, fügte ihre Zwillingsschwester Rilu hinzu. »Es gab nirgendwo eine Spur der Magie, die er benutzt hat. Wie konnte Euch gelingen, was uns versagt blieb?«
    Trawm grinste breit. »Indem ich seine Luft einatmete, schöne Damen. Indem ich dies benutzte, mein Ventyl.« Alle reckten ihre Hälse und starrten misstrauisch auf das Musikinstrument, das an seinem Hals hing, Bardow eingeschlossen.
    »Es sieht aus wie eine bessere Syrena«, erklärte die Nachtkrähe.
    »Nach ihrem Vorbild habe ich es gestaltet«, erwiderte Trawm. Er deutete auf die Reihe mit runden Kammern. »In einer oder allen diesen Kammern kann ich den Gedankengesang des sanften Windes anregen, welcher dann süße Töne erzeugt, je nachdem welche Tasten und Pfeifen ich benutze. Ich kann auch den Gedankengesang der Kadenz benutzen und ihm eine stimmhafte Qualität geben.«
    »Und welchen Zweck hat dieses Mundstück?«, erkundigte sich Amral skeptisch.
    »Es ist eine kleine Täuschung«, gab Trawm zu. »Es gibt vor, dass meine Lungen die Arbeit tun.« »Und wie soll uns das Instrument bei der Suche nach Nereks Angreifer helfen?«, erkundigte sich Bardow. »Indem ich den Gedankengesang des sanften Windes unmerklich verändere, verwandle ich mein Ventyl in eine Retorte, welche Düfte aus der Luft destilliert! Die Blinde Rina hat mich an die Orte geführt, an denen Nerek und ihr Feind aufeinander gestoßen sind, und trotz der beträchtlichen Zeitspanne, die seitdem verstrichen ist, konnte ich die persönliche Duftnote dieses Mannes herausfiltern.«
    »Keine angenehme Aufgabe, scheint mir«, murmelte die Nachtkrähe.
    »Allerdings nicht!«, gab Trawm amüsiert zu. »Mit Rinas Hilfe habe ich schwache Spuren seiner Schweißspur an verschiedenen Orten gefunden. Einschließlich in unmittelbarer Nähe des Kaiserlichen Palastes.« Unbehagliches Schweigen antwortete auf diese Nachricht, und Bardow spürte sofort eine Veränderung im Tonfall der Versammlung.
    Warum sollte der Attentäter herkommen, dachte er, wenn er nicht einen weiteren Anschlag auf Nereks Leben vorhätte? Oder hat er sich vielleicht mit jemandem innerhalb dieser Mauern in Verbindung gesetzt? Bei der Leere, das könnte dazu führen, dass wir vor unseren eigenen Schatten zurückschrecken! Aber wie soll ich das verhindern …?
    »Könnt Ihr mir sagen, wann das gewesen ist?«, erkundigte sich Bardow

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