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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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gelassen.
    »Etwa vor zwei Tagen«, sagte Trawm. »Es gibt keine weiteren Spuren von ihm, also hält er sich vielleicht versteckt.«
    Bardow nickte weise und behielt eine undurchdringliche Miene, während sich seine Gedanken förmlich überschlugen.
Ich muss das im Keim ersticken, sonst wird jeder hier im Palast anfangen, den anderen zu beobachten …
    Er lächelte Trawm herablassend an. »Nun, das klingt jedenfalls nach einer interessanten Übung«, sagte er. »Und diese Pfeifen sind wirklich originell…«
    »Ihr glaubt ihm nicht«, sagte die Blinde Rina plötzlich. »Ihr glaubt, dass unsere Suche nur Zeitverschwendung war.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Bardow. »Ich brauche nur einen überzeugenden Beweis, bevor ich solche Schlussfolgerungen dem Hohen Konklave vortrage. Vielleicht sollte Osper noch ein oder zwei Tage diese Duftnoten verfolgen, dann wissen wir, ob etwas dabei herauskommt.«
    Die Blinde Rina schüttelte den Kopf. »Wie könnt Ihr nur so kurzsichtig sein, ausgerechnet Ihr?« »Uns mangelt es an allem, Rina, nicht nur an Weitsicht, sondern vor allem an Zeit«, erwiderte Bardow gereizt. »Ihr müsst beide schon mehr tun, wenn Ihr mich überzeugen wollt…«
    Trawm löste sich plötzlich aus dem Kreis der Versammelten und eilte zur Tür. Die Blinde Rina wandte Bardow ihr Gesicht zu, das wortlose Missbilligung ausdrückte, und folgte dem Barden hinaus. Dabei wäre sie beinahe mit Alael zusammengestoßen, die mit einem müden Schreiber in der Tür erschien.
    Bei allen Göttern!, dachte Bardow trübe, was wird es wohl kosten, diese zerrauften Federn zu glätten? Wären Osper und sie nur zu mir gekommen, als ich allein war, dann hätte ich ihnen diese öffentliche Demütigung ersparen können. Aber wir können uns im Augenblick keinen Massenwahn leisten, in dem jeder jeden verdächtigt…
    »Erzmagier, mir ist eingefallen, dass bisher noch niemand von der Dalbar-Krise gesprochen hat«, sagte Zanser. »Oder von der Beteiligung der Theokratie von Jefren.«
    »Das, mein Freund, ist deshalb nicht geschehen, weil das Hohe Konklave bereits die nötigen Maßnahmen ergriffen hat.«
    »Die notwendigen Maßnahmen?«, konterte Zanser. »Sie haben drei Unterhändler losgeschickt, von denen auch nicht einer einen Tropfen blauen Blutes in den Adern hat, und einen Trupp von Berittenen. Das sieht aus, als hätten wir Dalbar bereits als Verbündete abgeschrieben.«
    Bardow lächelte ihn scharf an. »Ja, genau das habe ich beabsichtigt. Denn vielleicht kommen unsere Feinde zu genau demselben Schluss, hm?«
    Zanser starrte ihn eine Weile vollkommen verwirrt an, bis er die Worte des Erzmagiers begriff. Bardow drehte sich zu Alael und dem Schreiber herum, den sie mitgebracht hatte. Es war ein junger Mann mit glattrasiertem Kopf, der einen einfachen, braunen Wappenrock trug, ein Stützbrett unter den Arm geklemmt hatte und seine Schreibutensilien in einem Lederbeutel um die Taille trug.
    »Jarl, richtig?«, fragte Bardow.
    »Ja, Erlauchter.«
    »Gut. Erstens geht es um dies hier …« Er tippte auf die feingezeichneten Landkarten der Zwillinge. »Ich möchte, dass du sie in deiner schwärzesten Tinte abmalst, und zwar je zwei Exemplare. Du kannst gleich hier damit beginnen, weil wir noch ein Dokument haben, an das du dich spätestens in einer Stunde setzen wirst. Verstanden?«
    Der junge Schreiber sah Bardow staunend an und nickte.
    »Ausgezeichnet.« Bardow musterte der Reihe nach die erwartungsvollen Gesichter am Tisch. »Und nun, meine Freunde, wollen wir uns auf die Formulierung unseres Vorschlages konzentrieren. Wir müssen einige Personen auf unsere Seite ziehen, einschließlich der des Kaisers selbst, also sollten wir uns klar und deutlich ausdrücken.« Und danach, dachte er, muss ich behutsam überzeugend vorgehen, um Rina und Trawm zu überreden, ihre Suche nach unserem versteckten Spion fortzusetzen, und zwar im Geheimen.
    Und dann, endlich … finde ich vielleicht etwas Schlaf.
    Byrnak führte die beiden Oberhäuptlinge der Mogaun gemächlich durch den geschmückten Korridor und zeigte stolz auf die prunkvollen Einzelheiten. Kleine Öllampen aus Glas waren hoch oben an der Decke aufgehängt und spendeten nur ein gedämpftes Licht, aber der Stein bestand an dieser Stelle vorwiegend aus schwarzem Marmor oder poliertem Granit, der das Licht sanft schimmernd reflektierte, und dessen zahlreiche, kunstvolle Intarsien in seinem Schein funkelten. Ein häufig wiederkehrendes Motiv in diesem Korridor war das

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