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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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laut aus. Im Moment ist ganz gut, dass niemand weiß, was wir wissen.«
    »Aber wir wissen doch kaum etwas«, wandte Gilly ein und kämpfte gegen ein Grinsen an. Medwin nickte. »Es ist meine Aufgabe, die anderen eben das glauben zu machen. Außerdem bin ich auch viel mehr daran interessiert, was Ihr über die Rebellenhäuptlinge und ihre nicht so heimlichen Bundesgenossen herausfinden könnt, bevor das Hohe Haus zusammengerufen wird. Oder doch wenigstens bis zum Einbruch der Dämmerung. Wie bald könnt Ihr einen Kontakt zu unseren … Geschichtenüberbringern herstellen?« Gilly konnte sich das Lächeln nicht länger verkneifen. »Ihr meint meine schnüffelnden Tavernenratten? Ich habe Namen und Adressen von zwei Mitgliedern aus Süd-Cabal hier in Scallow, aber ich weiß nicht, ob sie nicht schon veraltet sind.«
    »Ihr solltet sie trotzdem aufsuchen, sobald die Konferenz mit den Ratsmitgliedern vorbei ist.« »Ist meine Teilnahme daran denn wirklich nötig?«, fragte Gilly. »Gewiss ist das Hohe Haus der Kiele ein faszinierender Ort, aber ich könnte meine Zeit gewiss nützlicher verbringen.«
    Medwin schüttelte den Kopf. »Offiziell seid Keren und Ihr meine persönlichen Ratgeber, also werden sie uns drei erwarten. Sobald der formelle Teil und der Dialog vorüber sind, kann ich Euch beide unter irgendeinem Vorwand wegschicken.«
    »Dann fangen die Diskussionen erst so richtig an, hm?«
    »Mehr oder weniger. Und jetzt… Golwyths Koch hat uns ein Frühstück zubereitet, also … genug herumgefaulenzt, guter Mann! Es wird Zeit, dass Ihr aufsteht und Euch ankleidet!«
    Noch bevor Gilly eine passende Antwort fand, war der lächelnde Magier verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Gilly starrte einen Moment auf das Holz und überlegte, ob sich unter seinen Kleidungsstücken etwas befand, das leuchtend rot war, aber nach einer kurzen Suche musste er mit Bedauern feststellen, dass er nichts dergleichen eingepackt hatte.
    Kurz darauf ging er über die Steintreppe hinunter in Golwyths niedrigen, von schweren Dachbalken durchzogenen Speisesaal. Dort wurde er herzlich von dem Händlerprinzipal willkommen geheißen, und erntete ein ironisches Lächeln von Keren sowie ein anerkennendes Nicken von Medwin. Gilly trug ein schlichtes Wams aus braunem Leder mit einem hohen Kragen und eine dunkelgrüne Hose, die Golwyth ihm aus seiner Garderobe zur Verfügung gestellt hatte. Auf dem Kopf trug er eine knappe, dunkelbraune Mütze mit heller Stickerei, dazu hohe, schlichte Stiefel, und in einer Hand hielt er seine alten, schiefergrauen Reithandschuhe. Das Frühstück bestand aus köstlichen, frisch gebackenen Kräuterbrötchen, würzigem Käse und Schüsseln mit Sprossen und Mais. Dazu wurde den Gästen gesüßtes Quellwasser gereicht. Nachdem sie die Mahlzeit beendet hatten, führte Golwyth sie zu einer zweispännigen Kutsche, befahl den Wachen, das Tor zu öffnen und sie fuhren los.
    Die kurze Fahrt zum Hohen Haus der Kiele verlief ereignislos. Vor der dunklen Silhouette von Schloss Scallow erhob sich ein hohes Spitzdach auf mächtigen Balken. Nach einer Kurve in der Straße erblickten sie den Rest des Gebäudes. Die massiven Balken ähnelten Schiffskielen, deren Bug zu Klauen gebogen über den First des Daches hinausragte, während sie achtern an beiden Seiten des Hauses bis auf den Boden reichten. Entlang der geraden, hohen Wände verlief unter dem Giebel ein von Pfeilern gesäumter Arkadengang, und als sie näher kamen, sah Gilly, dass sich die hintere Wand des großen Ratsgebäudes an das äußere Bollwerk des Schlosses lehnte.
    Ein Schotterweg führte an kleinen Gärten mit sorgfältig gepflegten Beeten vorbei zu den Schuppen und Stallungen neben dem Hohen Haus. Golwyth übergab Kutsche und Pferde in die Obhut der Stallknechte und geleitete seine Gäste zu einem Weg, der an dem Gebäude unter den großen Kielbalken entlang führte. Am Vordereingang führte eine kurze Treppe mit breiten Stufen zu den geschwungenen Türen hinauf, hinter denen die quadratische Eingangshalle lag. Die Mauern der Halle waren sehr hoch, und an beiden Seiten der Eingangshalle ragten Gerüste bis unter die Decke. Auf jeder Ebene arbeiteten Handwerker an der Restaurierung der ausgedehnten Steinreliefe. Dickes Segeltuch verbarg die meisten Einzelheiten, und der Schein der Öllampen warf die Schatten der Steinmetze auf das Tuch, was den Betrachtern am Boden ein merkwürdiges Schattenspiel zeigte. Trotz des ständigen Kommens und Gehens von

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