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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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beeilen!« Astalen musste schreien, um das Rattern der Räder auf dem Pflaster zu übertönen. »Die Bodush-Parteien werden bald diesen ganzen Bezirk in ihrer Gewalt haben.« »Was ist mit Gilly?«, erkundigte sich Keren. Medwin drehte sich bereits um und hob einen Stofffetzen am hinteren Ende des Baldachins hoch. Sie spähten gemeinsam durch das Guckloch, und Keren hielt die Luft an, als sie sah, wie Gillys Kutsche von einer Gruppe ebenfalls völlig durchnässter Menschen mit roten Schärpen angehalten wurde. Nach einem kurzen Streit zwischen dem Anführer der Gruppe und Gillys Kutscher Broen wurde der unter einem Hagel von Faustschlägen von seinem Sitz gezerrt.
    »Im Namen der Mutter!« Keren war wütend über diese Brutalität und wünschte sich, freilich vergeblich, dass sie auf Redrigh und seine Männer gewartet hätten.
    Dann jubelte sie beinahe, als Gilly auf den Kutschbock kletterte und sich die Zügel schnappte. Er trat einem Mann auf die Finger, der auf die Kutsche klettern wollte, und trieb die Pferde mit klatschenden Zügeln an. Mitglieder einer anderen Bodush-Fraktion mit schmutzigweißen Schärpen stürmten aus einer Gasse und verspotteten die Roten, während sie die Straße hinter Astalens Kutsche blockierten. Gilly schrie seine Pferde an, riss an den Zügeln und zwang die Kutsche zur Seite, während ihn die heulenden, stockschwingenden Bodush-Spieler immer noch aufhielten.
    »Astalen!«, rief Keren. »Gilly hat Schwierigkeiten.«
    »Wir auch.«
    Sie sah noch kurz, wie ein Mob mit gelben Schärpen aus einer schlammigen Gasse auf sie zustürmte, bevor die Kutsche plötzlich einen Satz nach vorn machte, und Medwin und sie auf ihre Sitze zurückplumpsten. »Entschuldigt!«, rief Astalen. »Wir müssen schleunigst einen anderen Weg einschlagen!«
    Gebäude flogen so rasch vorbei, dass Wände, Fenster und Türen verschwammen. Hunde verfolgten sie mit hängenden Zungen ein Stück, und Städter sprangen erschreckt zur Seite. Sie schüttelten die Fäuste und schrieen ihnen derbe Flüche hinterher. Die Kutsche schwankte und ratterte, und manchmal polterte sie heftig, wenn sie über ein Loch oder einen hervorstehenden Pflasterstein rumpelte. Keren hätte nicht gedacht, dass Astalen ein so geschickter Kutscher war, aber als er um einige sehr enge Ecken schleuderte, änderte sie ihre Meinung. Sie ließen den größten Teil der gelben Fraktion in den ersten fünf Minuten hinter sich. Nur einige besonders hartnäckige Individuen, welche die Gassen und Abkürzungen besonders gut kannten, behielten die Kutsche noch einige Minuten länger in Sichtweite, bis auch sie schließlich zurückblieben. Astalen zügelte das Tempo und folgte den Straßen, die sich an der südlichen Flanke des Hügels entlangschlängelten, auf dem Schloss Scallow lag. Keren hatte gerade angefangen, sich etwas zu entspannen, als sie auch schon vor dem hohen, eisenbeschlagenen Tor von Golwyths Besitz ausrollten. Astalen rief jemandem in dem kleinen Wachturm etwas zu, und die Tore wurden langsam geöffnet, während er sich zu Medwin und Keren herumdrehte.
    »Sobald Händlerprinzipal Golwyth erfährt, was Herrn Cordale und Broen zugestoßen ist, wird er seine Wachen nach ihnen aussenden.«
    Medwin nickte schweigend, aber in Keren stieg erneut Ärger auf.
    »Sagt Eurem Herrn, dass ich sie begleiten werde«, erklärte sie.
    Die Kutsche fuhr durch die nach innen schwingenden Torflügel. Der Besitz des Händlerprinzipals war von hohen Mauern umringt. An einer drängten sich einige Lagerschuppen, ein Stall und ein Wachhäuschen, und vor der ihnen gegenüberliegenden Mauer stand ein großes, zweistöckiges Gebäude. Davor war ein langer, verwitterter Tisch aufgebaut, um den ein Dutzend Männer in Lederharnischen saßen. Sie lachten grölend. Als die Kutsche daneben hielt, stand eine grinsende Gestalt auf, die ihnen seltsam bekannt vorkam, und hob ihren schäumenden Bierhumpen zum Gruß.
    »Ich muss Euch unbedingt eine Geschichte erzählen«, meinte Gilly Cordale und drängte sich zwischen seinen Zuhörern hindurch.
    Keren stieg aus der Kutsche und versuchte vergeblich, ihre Erleichterung hinter einer strengen Miene zu verbergen. »Was ist passiert? Wie bist du diesem Pöbel entkommen, und wie hast du es geschafft, vor uns hier anzukommen?«
    Gilly zuckte mit den Schultern. »Manchmal rollen die Würfel für dich, manchmal gegen dich.« Er trank einen kräftigen Schluck Bier. »Habt Ihr gesehen, wie sie Broen vom Bock gezerrt haben? Aye, also ich habe

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