02 - Schwarze Küsse
einen unglaublich attraktiven Typen bei einem leidenschaftlichen Kuss um Punkt zwölf zeigt.« Sie blickte hoffnungsvoll zu Piper. »Der Drummer der Night Owls wäre schon nicht schlecht. Du hattest echtes Glück, die Band heute Abend für das quake zu verpflichten. Die werden noch ganz groß rauskommen.«
Prue schaute kurz auf, denn die Bestimmtheit, mit der Phoebe das sagte, erregte ihr Interesse. »Eine Vorhersehung?«, fragte sie.
Phoebe rollte die Augen. »Kannst du dir gar nicht vorstellen, dass ich auch einen Riecher für solche Sachen haben könnte, ohne dafür meine Kräfte zu brauchen? Ich erkenne ein Talent, wenn ich es höre. Die Jungs sind echt süß. Besonders der Drummer.«
»Ich wünschte, du wärst auch auf der Party im quake, Prue«, sagte Piper. »Ohne dich ist Silvester nicht dasselbe.«
»Ich werde da sein«, versprach Prue. Sie wusste, dass es Piper viel bedeutete. »Ich muss nur vorher noch bei Lloyd Claibornes Party vorbeischauen.«
»Hartes Los«, sagte Phoebe zu Prue, »bei einer Party der Reichen und Schönen in einem der elegantesten Herrenhäuser von ganz Pacific Heights vorbeischauen zu müssen...«:
»Tja, schade, dass es dienstlich ist«, erklärte Prue. »Lloyd Claiborne ist einer von Bucklands wichtigsten Klienten und einer der größten Sammler in der Stadt. Er hat alle Schätzer und Gutachter des Auktionshauses eingeladen. Meine Chefin Claire hat deutlich gemacht, dass sie unsere Anwesenheit wünscht. Sie will niemandem auf die Füße treten.«
»Ich frage mich, welches Essen dort wohl aufgefahren wird«, murmelte Piper. »Vermutlich asiatisch und total kulinarisch.«
»Giovanni's kümmert sich um den Partyservice«, sagte Prue.
»Oh, dann ist es klassisch italienisch. Aber das passt. Ist ja nur das exklusivste Restaurant der Stadt.«
»Ich wünschte, ihr beiden könntet mitkommen«, sagte Prue ehrlich, »alleine ist es auf Partys nie sonderlich lustig.«
»Du wirst doch wirklich versuchen, später noch im quake vorbeizuschauen, oder?«, wollte Piper wissen.
Prue nickte. »Das habe ich doch versprochen. Ich komme, aber wahrscheinlich nicht vor Mitternacht.«
»Ooohhhh«, flüsterte Phoebe plötzlich, als ihr Blick kurz an Prue vorbeiging. »Piper, den müssen wir auf der Party haben. Hast du zufällig ein paar von den Handzetteln dabei? Ich will sichergehen, dass er einen bekommt.«
Prue sah über ihre Schulter. Ihr stockte der Atem, und sie wusste sofort, von welchem Mann Phoebe gesprochen hatte. Groß, schwarzes glänzendes Haar und strahlend blaue Augen. Er kam direkt auf ihren Tisch zu.
»Lade ihn nicht ein«, verkündete sie leise, aber bestimmt.
»Bist du verrückt? Er ist umwerfend«, flüsterte Piper.
»Bitte nicht«, wiederholte Prue.
Der Mann blieb vor ihr stehen, nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Hallo, Prue. Es ist viel zu lange her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben. Ich habe oft an Sie denken müssen.«
Prue versuchte, den charmanten französischen Akzent des Mannes zu ignorieren, der Schauer über ihren Rücken jagte. Sie zog ihre Hand zurück. »So lange ist es nicht her.«
»Zweihundertfünfundachtzig Nächte«, sagte der Mann leise.
Prue starrte ihn an. »Sie haben die Nächte gezählt?«
»Ich wollte Sie beeindrucken«, grinste er. »Werden Sie heute Abend bei der Claiborne-Party sein?«
Prue nickte.
Er neigte leicht seinen Kopf zu Seite. »Ich freue mich schon auf Mitternacht.«
»Mitternacht«, echote Prue. Sie wusste, er spielte auf einen Kuss an, und sie wusste auch, dass sie diesem Mann kaum widerstehen konnte. Aber das konnte zu allem Möglichen führen, und für alles Mögliche hatte sie momentan überhaupt keinen Nerv. »Ich halte nichts davon, Männer an Silvester zu küssen, die ich kaum kenne«, sagte sie kühl.
»Eine Schande.« Er sah allerdings nicht entmutigt aus. Die Herausforderung schien ihn zu reizen. »Vielleicht können wir uns dann wenigstens ein bisschen unterhalten? Passen Sie auf sich auf, Prue.«
Er verließ das Restaurant, und Prue atmete erleichtert auf. Es wäre zu einfach gewesen, ihn zu fragen, ob er mit ihr zusammen auf die Claiborne-Party gehen wollte.
»Wer war das?«, fragte Piper, nachdem der Fremde ihr Blickfeld verlassen hatte.
»Sein Name ist Robert Galliard«, erklärte Prue, »ein Pariser Antiquitätenhändler, der jeden Winter ein paar Monate in San Francisco verbringt. Wir haben uns letztes Jahr kennen gelernt.«
»Warum hast du ihn denn so frostig behandelt?«,
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