02 - Schwarze Küsse
»Die Dunkle Kunst? Vielleicht sollten wir uns nicht mit Sachen abgeben, die von jemandem erschaffen wurden, der die Dunkle Kunst praktizierte.«
Elena hielt ihrem Blick stand. »Die Karten selbst sind weder gut noch böse. Worauf es ankommt, ist die Intention der Person, die sie interpretiert.«
»Und Ihre Intention wäre.?«, fragte Piper.
»Die Zukunft zu sagen, zu unterhalten und meinen Lebensunterhalt zu verdienen«, antwortete Elena sanft. Sie lächelte Phoebe an. »Sie werden zu Geld kommen.«
Phoebe grinste. »Das ist genau das, was ich hören wollte.«
Was für ein Zufall, dachte Prue. Diese Legerin war ein Scharlatan. Hatten sie nicht selbst auf Phoebes Geldsorgen hingewiesen, kaum dass Elena aufgetaucht war? Es brauchte nun wirklich keine Tarot-Karten, um diese Voraussage zu treffen.
Elena wandte sich Prue zu. »Und nun Sie.«
Das wird ein Witz, sagte sich Prue, während Elena die erste Karte auflegte. Es war der Narr. Sicher eine Anspielung darauf, wie dumm es war, sich auf das hier einzulassen.
Elena zog die zweite Karte und legte sie auf.
Prue sah fasziniert zu, wie Elenas Hand zu zittern begann. Sie wandte ihren Blick dem Gesicht der Weissagerin zu. Es wurde bleich, fast schon geisterhaft, als wäre alles Blut daraus entwichen.
»Was ist los?«, fragte Prue, während sie versuchte, das leichte Prickeln zu ignorieren, welches ihre Nackenhärchen aufrichtete.
»Diese. diese Karte gehört zwar zu dem Satz, aber ich habe sie noch nie bei einer Lesung gezogen«, stammelte Elena. Sie legte sie auf den Tisch, und Prue erkannte einen einstürzenden schwarzen Turm, der vom Blitz getroffen wurde.
»Was bedeutet sie?«, fragte Prue.
Elena steckte die Karte schnell wieder zurück in den Stapel. »Es war. ein Fehler«, sagte sie und zog eine neue Karte, diesmal mit einem Mann und einer Frau in inniger Umarmung. »Ich sehe Romantik in Ihrer Zukunft. das ist alles.«
»Sie haben mehr als Romantik gesehen«, insistierte Prue, die von der Reaktion der Weissagerin nun doch etwas irritiert war. »Sagen Sie mir die Wahrheit.«
Elena begann erneut leicht zu zittern. Zögernd legte sie die Karte mit dem Turm wieder vor Prue auf. »Es ist dies die mächtigste Karte im ganzen Satz«, sagte sie langsam, und ihre Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. »Es bedeutet, dass. die Dunkelheit Sie umgeben wird.«
2
»DUNKELHEIT?«, lachte Prue. »Na ja, mit der Voraussage können Sie ja schlecht falsch liegen. Sobald die Sonne untergeht, wird es Nacht, und dann bin ich von Dunkelheit umgeben.«
»Es wird keine natürliche Dunkelheit sein«, sagte Elena, und ihre Stimme zitterte hörbar.
»Welche Art Dunkelheit wird es denn dann sein?«, fragte Prue nach und wollte nach der Turm-Karte greifen.
»Sie sollten sie nicht anfassen«, zischte Elena und griff hastig nach der Karte. »Nur der Besitzer des Packs kann mit den Karten umgehen.«
Unbeeindruckt nahm Prue der Frau die Karte aus der Hand und sah sie sich genau an. Erstaunlicherweise war sie nicht, wie die anderen in dem Stapel, ausgeblichen. Ihr Hintergrund war ein dunkles, sattes Grün. In der Mitte zerschlugen silberne Blitze einen schwarzen Turm. Der Himmel um das Gebäude selbst war mit seltsamen geometrischen Zeichen angefüllt.
Prue hatte in letzter Zeit einen Haufen seltsamer Sachen gesehen. Seit sie ihre wahre Berufung erkannt hatte, war sie Menschen und Dinge gewöhnt, die nicht das waren, was sie zu sein schienen. Warum also beunruhigte sie diese Karte so sehr?
Sie kniff die Augen zusammen und sah Elena an. »Bitte sagen Sie mir genau, was der Turm und all diese Symbole zu bedeuten haben.«
Elena lächelte und hielt ihr die Hand hin, die nun nicht mehr zitterte. »Für weitere zehn Dollar gern.«
Das wiederum hätte ich nun voraussagen können, dachte Prue amüsiert. Sie ließ die Karte auf den Tisch fallen. »Danke, aber ich will das neue Jahr nicht damit beginnen, dass ich mich mit Taschenspielertricks über den Tisch ziehen lasse.« Elenas Gesicht wurde rot. »Sie werden später einen höheren Preis zahlen, wenn sie es jetzt nicht tun!«
Prue schüttelte angesichts dieser Frechheit ungläubig den Kopf. »Das Risiko gehe ich ein«, sagte sie lachend.
Piper stand in der Nähe der Band und bewegte ihren Körper sacht zur hämmernden Musik der Night Owls. Diese Party ist klasse, freute sie sich, und sah zu, wie die Gäste des Restaurants auf der Tanzfläche abrockten.
Eine Tages werden die Night Owls bei jedem Radiosender des Landes zu hören
Weitere Kostenlose Bücher