02 - Schwarze Küsse
Trick«, sagte Prue.
»Sie sagt dir irgendetwas Nebulöses, und dann, wenn etwas passiert, denkst du >oh, das haben die Karten gemeinte.«:
»Und Hexen existieren auch nur im Märchen«, hielt Phoebe entgegen. »Komm, lass es uns machen. Nur so aus Spaß. Du musst ja nicht dran glauben.«
»Ich will das nicht«, sagte Prue, denn sie hatte eine Vorahnung, die sie nicht erklären konnte. Sie wusste nur, dass sie momentan niemanden brauchte, der ihr erklärte, was die Zukunft zu bringen hatte. Sie war nie auf Phoebes Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, neidisch gewesen.
»Nun sei nicht so, Prue«, drängte Piper. »Wir machen es alle.«
»Bitte, bitte«, grinste Phoebe.
Prue seufzte resigniert. Ihre Schwestern wollten offensichtlich nicht locker lassen. »Na dann«, stimmte sie schließlich zu.
Mit den Tarot-Karten in der Hand stand die Frau vom Tisch auf, und ihr Blick fiel direkt auf Prue.
Prue spürte, wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinunterlief. Ihre Reaktion ergab keinen Sinn. Diese Frau stellte keine Gefahr dar.
Mit einem geheimnisvollen Lächeln kam die Tarot-Legerin an ihren Tisch. »Guten Tag. Ich bin Elena. Möchten Sie, dass ich mit den Karten in Ihre Zukunft sehe? Es kostet fünf Dollar pro Person.«
Prue griff nach ihrer Handtasche, aber Phoebe hielt sie zurück. »Es war meine Idee. Ich zahle.«
»Womit?«, fragte Prue und starrte sie an. Ihre Schwester hatte keinen Job und keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Sie hatte nie genug Geld, und schon gar nicht, um ihre Schwestern einzuladen.
Phoebe zog eine Grimasse. »Stimmt. Ich habe meinen Rucksack vergessen.«
»Ich habe Prue überzeugt, also bin ich dran«, ging Piper dazwischen.
»Da werde ich nicht widersprechen«, sagte Prue, während Piper das Geld aus ihrer Handtasche kramte.
Piper gab Elena die fünfzehn Dollar. Prue sah, wie sie das Geld zwischen ihre Tücher steckte, anscheinend in eine Geheimtasche.
»Ich beginne mit der, die gezahlt hat«, sagte Elena.
Sie legte die Tarot-Karten vor Piper auf den Tisch. Das Muster der Karten bildete eine Art Kreuz.
Prue hatte schon einige Male Tarot-Karten in Augenschein genommen. Alte europäische Päckchen wurden manchmal im Auktionshaus versteigert. Und dieses Päckchen war definitiv alt - die Farbe der Motive war verblasst, und an den Ecken und Rändern waren deutliche Abnutzungserscheinungen zu erkennen. Aber diese Karten waren anders als die, die Prue gesehen hatte. Sie erkannte die traditionellen Motive des Arcanum Minor und Arcanum Major nicht. Einige der Figuren waren ähnlich: der Narr, der König, der Mann mit dem Bart. Aber es gab viele Figuren, die sie noch nie gesehen hatte.
»Was für ein Satz ist das?«, fragte sie.
Elena zuckte mit den Achseln. »Der Satz einer Weissagerin. Die Karten sagen die Zukunft.«
»Stimmt«, sagte Prue, »aber das habe ich nicht gemeint. Ich arbeite mit Antiquitäten, und mich interessiert die Herkunft der Karten.«
»Diese Karten sind sehr alt«, sagte Elena. »Sie sind seit Generationen in unserer Familie weitergereicht worden. Von der Mutter an die Tochter.«
»Seit wie vielen Generationen?«, fragte Prue skeptisch, aber mittlerweile neugierig.
»Zu viele, um sie zu zählen«, antwortete Elena.
Prue sah, wie Elena Piper anlächelte, nachdem sie die letzte Karte abgelegt hatte.
»Ah«, murmelte Elena, »es ist an der Zeit, dass Sie bemerkt werden.«
Piper grinste. »Ich? Die Frau ohne soziale Kontakte? Das wäre mal was anderes.«
»Ihr Leben wird sich ändern. In der Zukunft, der nahen Zukunft, wird man Sie bemerken«, versicherte ihr Elena. Sie schob die Karten wieder zusammen und wandte sich an Phoebe. »Sind Sie bereit?«
»So bereit, wie ich nur sein kann«, sagte Phoebe.
Prue lehnte sich vor, während Elena die Karten erneut ausbreitete. Obwohl die Karten alt waren, waren sie doch auch wunderschön: mit silbernen und goldenen Einlagen und erstaunlich detaillierten Motiven. Prue versuchte, sich das kunstvolle Muster der Rahmen einzuprägen. Vielleicht konnte sie mehr darüber herausfinden, wenn sie wieder im Büro war. »Wo kommt der Satz her?«, fragte sie.
»Irgendwo aus Frankreich«, antwortete Elena, ohne die Augen von den Karten zu nehmen. »Es ging immer das Gerücht, dass einer unserer Vorfahren, der die Dunkle Kunst praktizierte, die Karten geschaffen hat. Er lehrte seine Tochter, die Karten zu lesen, und dieses Wissen wurde durch die Jahrhunderte weitergegeben.«
Phoebe wurde ein wenig bleich.
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