02 - Tanz der Sehnsucht
ich mir viele Gedanken gemacht und habe mich in vie-lem geändert. Vorher war meine Welt schön ordentlich schwarz-weiß. Die Farbe hast du geändert, und das möchte ich nicht mehr verlieren.
Nein, sag nichts", wiederholte er. „Öffne zuerst das Paket."
„Roy ..."
„Bitte, öffne nur zuerst das Paket." Wenn er sie so gut kannte, wie er glaubte - wie er hoffte -, würde er ihr auf diese Weise mehr als mit Worten sagen können.
Kraft. Ihre Mutter hatte behauptet, sie sei voller Kraft. Jetzt musste sie es sich beweisen. Maddy wandte sich ab und öffnete das Paket. Einen Augenblick lang konnte sie nur hineinstarren.
„Ich habe dir keine Blumen geschickt", begann Roy. „Ich dachte, davon bekommst du genug. Ich dachte - ich hoffte -, das würde mehr ausdrücken.
Hannah hat sich wirklich selbst übertroffen, sie herzubekommen."
Sprachlos nahm Maddy die Pflanze heraus. Sie hatte sie Roy gelb und dahinsiechend übergeben.
Nun war sie grün und voller Leben,
mit kräftigen jungen Trieben. Weil ihre Hände zittrig waren, stellte sie sie auf den Tisch.
„Ein kleines Wunder", meinte Roy halblaut. „Sie ist nicht eingegangen, als sie sollte. Sie hat dagegen angekämpft und ist wieder gediehen. Man kann Wunder erreichen, wenn man es nur stark genug will. Das hast du mir einmal gesagt, doch ich habe es nicht geglaubt. Jetzt glaube ich es." Er berührte ihr Haar und wartete, bis sie ihn ansah. „Ich liebe dich. Und ich will nichts anderes als es dir ein Leben lang beweisen."
Sie trat dicht an ihn heran. „Dann fang jetzt damit an."
Lachend und erleichtert fand sein Mund ihre Lippen. Mit einem kleinen Seufzer zog sie ihn fest an sich, mit der ganzen Liebe und der ganzen Kraft, die sie ihm versprechen würde.
Er löste sich noch einmal von ihr, da er auch noch das letzte Hindernis nehmen musste. „Das, was ich dir heute Nachmittag gesagt habe ..."
Sie legte ihm nur einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Du willst doch wohl jetzt nicht versuchen, dich davor zu drücken, mich zu heiraten?"
„Nein." Er zog sie wieder an sich. „Nein, aber ich kann dich nicht danach fragen, bevor du alles über mich weißt." Es war schwer, schwerer, als er gedacht hatte. Er ließ die Hände sinken. „Maddy, mein Vater ..."
„Ist ein außergewöhnlicher Mann", beendete sie für ihn und nahm seine Hände. „Roy, er hat mir schon vor Wochen alles erzählt."
„Er hat es dir erzählt?"
„Ja. Hast du gedacht, das würde einen
Unterschied machen?"
„Ich war mir nicht sicher."
Sie schüttelte den Kopf. Dann erhob sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn wieder, mit der ganzen Kraft ihrer Liebe. „Sei ganz sicher. Hier gibt es zwar kein Kerzenlicht, und ich will auch nicht, dass du vor mir auf die Knie sinkst. Aber ich will, dass du mich fragst."
Er umfasste ihre Hände. Als er sie an seine Lippen hob, lag sein Blick fest auf ihr. „Ich liebe dich, Maddy. Ich will mit dir mein Leben verbringen, mit dir Kinder haben, mit dir glücklich sein. Ich will in der ersten Reihe sitzen, dich auf der Bühne vor Energie sprühen se
hen und dabei wissen, nach der Vorstellung kommst du zu mir nach Hause. Willst du mich heiraten?"
Ganz langsam kam das Lächeln, bis es ihr ganzes Gesicht zum Strahlen brachte. Sie öffnete den Mund
- und stöhnte auf, als es heftig an ihrer Tür klopfte.
„Schick sie weg."
Maddy drückte Roys Hand. „Beweg dich nicht.
Atme nicht einmal." Sie schlich zur Tür und riss sie auf, entschlossen, sie ebenso schnell wieder zu schließen.
„Gewonnen, Miss O'Hara!" Ubers ganze Gesicht grinsend, stand einer der Bühnenarbeiter vor der Tür. „Die ,Mets' haben mit vier zu drei gewonnen.
Scheint, heute können Sie einfach nicht verlieren."
Maddy blickte sich um und lächelte Roy zu.
„Wenn Sie wüssten, wie recht Sie haben!"
- ENDE -
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