02 - Tanz der Sehnsucht
sehen. Ja, für mich ist es wichtig."
„Es ist nur ein Vertrag", fiel er ein, schien es aber eher sich selbst zu sagen. „Und nicht einmal ein sehr bindender. Wir haben beide Erfahrung mit Verträgen, Maddy. Wir könnten einen unterschreiben."
Sie öffnete den Mund und schloss ihn langsam wieder, ehe sie erneut zum Sprechen ansetzte. „Wie bitte?"
„Ich habe gesagt, wir unterschreiben einen. Für dich ist es wichtig, wichtiger, als mir bewusst war.
Und mir macht es wirklich nichts aus. Wir machen Bluttests, besorgen uns eine Eheerlaubnis, und damit hat es sich."
„Bluttests." Gepresst atmete sie aus und stützte sich auf den kleinen Tisch hinter ihr. „Eine Eheerlaubnis. Damit ist selbstverständlich jeder romantische Unsinn ausgeschlossen."
„Es ist nur eine Formalität." Er spürte einen merkwürdigen Druck im Magen, als er sich wieder zu Maddy umdrehte. Es war klar, was er gerade machte: Er schloss die Tür seines eigenen Käfigs.
Warum er es tat, stand auf einem anderen Blatt. „Ich kenne mich mit den gesetzlichen Bestimmungen nicht so genau aus. Doch wenn es sein muss, könnten wir Montag nach New York fahren und es erledigen. Du könntest Dienstag rechtzeitig zur Abendvorstellung zurück sein."
„Dann würde es unseren Terminkalender nicht durcheinander
bringen", fügte sie ruhig hinzu. Sie hatte gewusst, er würde sie verletzen, aber sie hatte nicht gewusst, dass er ihr ganz einfach das Herz brechen würde.
„Ich weiß das Angebot zu schätzen, Roy, aber ich verzichte." Entschlossen drückte sie wieder die Starttaste des Rekorders und ließ die Musik laufen.
„Was meinst du damit?" Er fasste sie am Arm, bevor sie wieder ihre Grundstellung einnehmen konnte.
„Genau das, was ich gesagt habe. Und jetzt entschuldige mich, ich muss arbeiten."
Noch nie war ihre Stimme so kalt und
ausdruckslos wie jetzt gewesen. „Du wolltest die Ehe, und ich habe eingewilligt. Was willst du noch, Maddy?"
Sie trat zurück und musterte ihn. „Mehr, viel mehr, als du bereit bist zu geben ... Und ich fürchte, mehr als du fähig bist zu geben. Verdammt, ich will kein Stück Papier. Ich will nicht, dass du mir einen Gefallen tust. Also, Maddy will heiraten, denkst du, und da es mir so oder so recht ist, da unterschreiben wir doch einfach an der bezeichneten Stelle, um sie glücklich zu machen. Du kannst dich zum Teufel scheren!"
„So habe ich es nicht gemeint." Er wollte sie bei den Schultern fassen, doch sie wich zurück.
„Ich weiß, was du meinst. Ich weiß es nur zu gut.
Ehe ist nichts als ein Vertrag, und Verträge kann man aufheben. Vielleicht möchtest du in diesen Vertrag sogar eine Sicherheitsklausel einfügen, sodass alles sauber geregelt ist, wenn du des Vertrages überdrüssig wirst. Nein, danke."
War sie es, die so kalt, so verächtlich sprach? Er wusste nicht mehr aus noch ein. „Maddy, ich bin nicht mit dem Vorsatz zu dir gekommen, uns in diese Situation zu bringen. Es ist einfach so geschehen."
„Zu spontan für dich?" Dieses Mal war deutlich Sarkasmus zu hören. Wieder etwas
Ungewöhnliches. „Warum lässt du dich auch auf etwas für dich so Schwieriges ein?"
„Was willst du überhaupt? Kerzenlicht und mich auf Knien vor dir? Sind wir darüber nicht hinaus?"
„Ich habe es satt, dir zu sagen, was ich will." Aus ihrem Blick sprach nur noch Kälte und, zum ersten Mal, Verschlossenheit. „Ich
muss bald auf die Bühne. Und für den Augenblick hast du genug getan, um es mir zu erschweren." Sie spulte die Kassette wieder zum Anfang zurück.
„Lass mich allein, Roy."
Sie wartete auf ihren Einsatz und begann. Sie tanzte weiter, als sie allein war und ihre Augen sich mit Tränen füllten.
12. KAPITEL
ls Roy die Treppe hinunterging, traf er seinen Vater.
„Ist Maddy noch oben?" Edwin legte seinem Sohn den Arm um die Schulter. „Ich habe gerade mit dem Direktor gesprochen. Die Premiere ist ausverkauft und ebenso die ganze nächste Woche. Das wollte ich ihr nur mitteilen."
„Lass ihr etwas Ruhe." Roy vergrub die Fäuste in seinen Taschen und kämpfte gegen ein Gefühl grenzenloser Frustration an. „Sie tanzt sich ein."
„Ich verstehe." Er glaubte, dass er verstand.
„Komm einen Augenblick hier herein." Er öffnete die Tür zum Büro des Direktors. Sie traten ein, und er schloss sie wieder. „Du hast immer mit mir gesprochen, wenn du Probleme hattest. Möchtest du das nun nicht auch machen?"
„Manchmal kommt man an einen Punkt, wo es besser wäre, sie allein zu
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