02 - Tanz der Sehnsucht
Aber."
„Ich liebe Maddy." Die Abwehrhaltung, die er seit seiner Kindheit aufgebaut hatte, brach langsam in sich zusammen. „Aber wie soll ich wissen, ob nächsten Monat, nächstes Jahr nicht alles anders ist? Wie kann ich wissen, ob ich überhaupt dazu fähig bin, ihr das zu geben, was sie braucht?"
„Das ist auch wieder etwas, das man nicht wissen kann. Das ist etwas, das du riskieren musst, etwas, das du willst und woran du deswegen zu arbeiten hast. Wenn du sie liebst, gelingt es dir auch."
„Meine größte Angst ist es, sie zu verletzen. Sie ist das Beste, was mir jemals geschehen ist."
„Ich nehme an, all das hast du nicht erwähnt, als du von deinen Ehebedingungen gesprochen hast."
„Du hast recht." Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Ich habe alles zerstört. Ich habe sie von mir gestoßen, weil ich Angst hatte, sie an mich zu ziehen."
„Ich will dir etwas sagen. Mein Sohn soll eine Frau wie Maddy O'Hara nicht verlieren, nur weil er glaubt, er wäre nicht der Rieh- tige."
Jetzt hätte Roy doch fast gelacht. „Das klingt wie eine Herausforderung."
„Richtig, es ist eine." Edwin legte die Hände auf Roys Schulter. „Und ich würde mein ganzes Geld auf dich setzen. So wie damals beim Baseballspiel am Ende deiner Highschool-Zeit. Erinnerst du dich noch?"
„Ja, ich erinnere mich." Nun lachte er wirklich.
Edwin grinste ihn an. „Und nun hätte ich gern einen Drink."
In ihrem ältesten Bademantel, das Haar mit einem Stirnband zurückgehalten, saß Maddy vor dem Schminkspiegel und befestigte vorsichtig die falschen Wimpern über ihren eigenen. Ihre Maske war fast fertig und zeigte schon ganz deutlich das verführerische Gesicht von Mary. Noch etwas mehr Farbe auf die Wangen, noch etwas mehr Glitter auf die Lider und ein volles Rot für die Lippen. Als die Wimpern saßen, wartete Maddy darauf, dass sich der Druck in ihrem Magen endlich löste.
Premierenfieber, nur Premierenfieber, sprach sie sich zu, während sie Eyeliner über dem Ansatz der falschen Wimpern auftrug. Doch es war mehr, was sie durcheinanderbrachte, und sie konnte es nicht einfach von sich schieben.
Ehe. Roy hatte vom Heiraten gesprochen - aber in seiner Sprache. Ein Teil von ihr hatte immer gehofft und auf den Moment gewartet, dass er die Tatsache ihres Zusammenseins akzeptierte. Und dieser Teil von ihr war immer zuversichtlich gewesen, dass dieser Moment kommen würde. Nun war er gekommen, und sie konnte nicht zugreifen. Was er bot, waren nicht Jahre des Glücks, sondern ein Stück Papier, das sie vor dem Gesetz verband, aber für Gefühle keinen Raum ließ. Das war nicht das, was sie wollte.
Ich habe zu viele Gefühle, sagte sich Maddy. Zu viele Gefühle, zu wenig vernünftige Logik. Eine logische Frau wäre auf Roys Ebene
eingegangen und hätte das Beste daraus gemacht.
Sie dagegen hatte Schluss gemacht. Maddy starrte ihr Spiegelbild an. Heute war ein Abend des Beginns
- und ein Abend des Verlustes.
Sie erhob sich und trat vom Spiegel weg. Sie hatte genug von sich gesehen. Draußen hetzten Menschen hin und her. Sie hörte den Lärm, die Nervosität, die Anspannung, die zu Premieren gehörten. Ihre Garderobe war jetzt schon voller Blumen und erfüllt von betörendem Duft.
Da waren Rosen von Carrie. Weiße. Die Margeriten waren von ihren Eltern. Bei den Gardenien hatte sie gewusst, dass sie von Terence kamen, bevor sie auf die beiliegende Karte gesehen hatte. Es gab noch viele andere Sträuße, aber keinen von Roy. Sie hasste sich selbst dafür, dass der Gedanke an das Nichtvorhandene sie die Schönheit des Vor-handenen vergessen ließ.
„Noch dreißig Minuten, Miss O'Hara."
Maddy presste eine Hand auf ihren Magen. Noch dreißig Minuten. Warum ließ sie jetzt die quälenden Gedanken an Roy zu? Sie wollte nichts weiter als hinausgehen, singen und tanzen und ein Haus voller Fremder zum Lachen bringen - sich in ihrem Element fühlen und die Schatten vertreiben können.
Es klopfte an der Tür. Bevor sie antworten konnte, steckten ihre Eltern schon ihre Köpfe zur Tür herein.
„Kannst du zwei heitere Gesichter gebrauchen?", erkundigte sich Molly.
„O ja. Ich kann alles gebrauchen, was ich bekommen kann."
„Das Haus füllt sich!" Frank strahlte, als er sich in der Garderobe umsah, an deren Tür ein Stern klebte.
Mehr hätte er sich für seine Tochter nicht wünschen können. „Du hast als Einzige eine Garderobe für dich, Kindchen."
„Tatsächlich?" Wieder legte Maddy die Hand auf ihren Magen und
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