02 Titan
Staatskasse zusammenraffte.
»Was sollen wir mit ihm tun?«, fragte der Liktor.
»Werft ihn in den Carcer«, befahl Caesar. »Da kann er seine Weisheiten den Ratten predigen.«
Während Cato eilig aus der Kammer geschleift wurde, erhoben einige Senatoren Widerspruch gegen diese Behandlung. Der große Stoiker wurde an mir vorbeigezerrt. Er leistete keinen Widerstand, rief aber noch irgendetwas Unverständliches über die Skantischen Wälder in den Raum. Celer sprang von seinem Platz in der ersten Reihe auf und eilte ihm hinterher. Lucullus und Marcus Bibulus, Caesars Mitkonsul, folgten ihm. Schätzungsweise dreißig bis vierzig Senatoren schlossen sich dieser Demonstration an. Caesar stieg von seinem Podium herunter und versuchte, einige von ihnen zurückzuhalten. Ich erinnere mich, dass er den alten Petreius am Arm packte, den Befehlshaber der Truppen, die bei Pisa Catilinas Armee geschlagen hatten. »Petreius!«, sagte er. »Du bist ein Soldat wie ich. Warum gehst du?«
Petreius riss sich los und sagte: »Ich bin lieber mit Cato im Carcer als hier mit dir.«
»Dann geh doch!«, rief Caesar ihm hinterher. »Geht alle! Aber vergesst eins nicht: Solange ich Konsul bin, wird der Wille des Volkes nicht durch verfahrensrechtliche Winkelzüge und uralte Bräuche verfälscht werden. Dieses Gesetz wird vor die Volksversammlung kommen, ob ihr Herren das nun wollt oder nicht, und noch vor Ende dieses Monats wird
darüber abgestimmt werden.« Er stolzierte zu seinem Stuhl zurück, wobei er die verbliebenen Senatoren mit zornigem Blick davor warnte, seine Autorität anzuzweifeln.
Cicero saß unbehaglich auf seinem Platz, als Caesar damit fortfuhr, die Senatoren einzeln aufzurufen. Nach der Sitzung passte Hortensius Cicero vor dem Senatsgebäude ab und fragte ihn in vorwurfsvollem Ton, warum er nicht zusammen mit ihnen die Kammer verlassen habe. »Gib mir nicht die Schuld an dem Chaos, in das ihr uns gestürzt habt«, sagte Cicero. »Ich habe euch gewarnt, was passieren würde, wenn ihr Pompeius weiter so geringschätzig behandelt.« Trotzdem merkte ich, wie peinlich berührt Cicero war. Bei erstbester Gelegenheit floh er nach Hause. »In eine schlechtere Lage hätte ich mich wirklich nicht hineinmanövrieren können«, jammerte er, als wir zusammen den Hügel hinaufgingen. »Von der Unterstützung Caesars habe ich keinen Vorteil, und von seinen Gegnern werde ich als Überläufer denunziert. Was bin ich doch für ein politisches Genie!«
In jedem anderen Jahr wäre Caesar mit seinem Gesetz gescheitert oder hätte zumindest Abstriche machen müssen. Sein Vorhaben stieß auf Widerstand, und zwar vor allem bei seinem Mitkonsul Marcus Bibulus, einem stolzen und aufbrausenden Patrizier, dessen Laufbahn von dem Unglück überschattet war, zur gleichen Zeit wie Caesar politische Ämter innegehabt zu haben, und der deshalb derart in dessen Schatten stand, dass die meisten Menschen sich nicht einmal seinen Namen merken konnten. »Ich bin es leid, den Pollux für seinen Castor zu geben«, verkündete er aufgebracht und schwor, dass das nun, da er Konsul sei, anders werde. Außerdem stellten sich nicht weniger als drei Volkstribunen gegen Caesar: Ancharius, Calvinus und Fannius,
die alle ihr Veto einlegten. Aber Caesar war fest entschlossen, seinen Kopf durchzusetzen, egal, um welchen Preis, und begann nun mit Vorsatz, die römische Verfassung zu zerstören – wofür ihn die Menschheit, da bin ich mir sicher, auf ewig verfluchen wird.
Als Erstes fügte er eine Klausel in sein Gesetz ein, die unter Androhung der Todesstrafe von jedem Senator verlangte, einen Eid darauf zu schwören, dass er niemals versuchen würde, dieses Gesetz nach Aufnahme in das Gesetzbuch wieder aufzuheben. Dann berief er eine Volksversammlung ein, auf der auch Crassus und Pompeius sprachen. Cicero und die anderen Senatoren erlebten mit, wie Pompeius sich zum ersten Mal in seiner langen Karriere dazu hatte überreden lassen, eine direkte Drohung auszusprechen. »Dieses Gesetz ist ein gerechtes Gesetz«, erklärte er. »Meine Männer haben für römischen Boden ihr Blut vergossen, und es ist nur gerecht, dass sie dafür nach ihrer Rückkehr mit einem Teil dieses Bodens belohnt werden.«
»Und was geschähe«, fragte Caesar scheinheilig, »wenn die Gegner dieses Gesetzes zum Mittel der Gewalt greifen sollten?«
»Sollte jemand das Schwert erheben, so werde ich ihm mit dem Schild entgegentreten«, sagte Pompeius und fügte dann in drohendem Ton hinzu: »Und
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