Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
Vom Netzwerk:
Jugend
    – auch im Amt des Konsuls, als Eifer und Tugend dich riefen –,
    Sie blieben fest und nähren stetig deinen Ruhm sowie das Lob des guten Mannes.
    Ich habe meine Fehler, Tiro, ich brauche sie dir nicht aufzuzählen, du kennst sie besser als jeder andere. Aber so wie Pompeius oder Caesar oder Crassus bin ich nicht. Was immer ich auch getan, was immer ich auch für Fehler begangen habe, es war für mein Land. Was immer diese drei tun, sie tun
es für sich selbst, und wenn sie dafür sogar einem Verräter wie Catilina helfen.« Er stieß einen langen Seufzer aus. Fast schien er selbst überrascht über seine Prinzipienfestigkeit zu sein. »Tja, und damit geht wohl alles dahin – ein friedliches Alter, die Aussöhnung mit meinen Feinden, die Macht, das Geld, die Beliebtheit beim Pöbel …« Er verschränkte die Arme und schaute nachdenklich auf seine Füße.
    »Ziemlich viel, was Ihr da preisgebt«, sagte ich.
    »Wie wahr. Vielleicht solltest du Balbus zurückholen und ihm sagen, dass ich meine Meinung geändert habe.«
    »Soll ich?« Meine Stimme muss gierig geklungen haben, so verzweifelt sehnte ich mich nach einem ruhigen Leben. Aber Cicero schien mich nicht zu hören. Er war aufs Neue in seine Grübeleien über Geschichte und Heldentum versunken, und nach einer Weile widmete ich mich wieder seiner Korrespondenz.

    Ich hatte geglaubt, dass das »dreiköpfige Ungeheuer« – wie man das Triumvirat aus Caesar, Pompeius und Crassus schließlich nennen sollte – sein Angebot vielleicht erneuern würde, aber Cicero hörte nie wieder etwas davon. In der nächsten Woche wurde Caesar Konsul und brachte umgehend sein Landgesetz in den Senat ein. Ich stand inmitten einer drängelnden Zuschauermenge an der Tür, als er die ranghöchsten Senatoren um ihre Meinung zu der Gesetzesvorlage bat. Er rief zuerst Pompeius auf. Natürlich befürwortete sie der große General, ebenso wie Crassus. Als Nächster wurde Cicero aufgerufen. Unter den wachsamen Augen von Caesar bekundete er, wenn auch mit zahlreichen Einschränkungen, seine Zustimmung. Hortensius lehnte das Gesetz ab. Lucullus lehnte es ab. Celer lehnte es ab. Caesar rief der Reihe nach die Großen und Mächtigen auf und
kam schließlich zu Cato, der ebenfalls seine Ablehnung bekundete. Aber anstatt einfach seine Meinung zu äußern und sich dann wieder zu setzen, fuhr Cato mit seiner Anklage fort, tauchte tief in die Geschichte ein und brachte Beispiele vor, mit denen er beweisen wollte, dass Land in Gemeinbesitz treuhänderisch zum Wohl der ganzen Nation zu verwalten sei und nicht von skrupellosen, dem augenblicklichen Gewinn nachjagenden Politikern zum eigenen Vorteil parzelliert werden dürfe. Nach einer Stunde war klar, dass er nicht die Absicht hatte, seinen Platz wieder einzunehmen, sondern vielmehr seine alte Masche des Dauerredens anzuwenden gedachte.
    Caesar wurde immer ärgerlicher und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Schließlich stand er auf. »Das reicht jetzt«, sagte er und fuhr Cato mitten im Satz über den Mund. »Verfluchter scheinheiliger Schwätzer, setz dich, und lass jemand anderen zu Wort kommen!«
    »Jeder Senator hat das Recht, so lange zu sprechen, wie er will«, sagte Cato. »Wenn du den Vorsitz über dieses Haus führen willst, dann solltest du dich mit dessen Regeln vertraut machen.« Er fuhr mit seiner Rede fort.
    »Setz dich!«, brüllte Caesar.
    »Ich werde mich nicht von dir einschüchtern lassen«, erwiderte Cato und weigerte sich, das Wort abzugeben.
    Wer jemals gesehen hat, wie der Kopf eines Raubvogels von einer Seite zur anderen zuckt, sobald er eine potenzielle Beute erspäht hat, nun, der weiß, wie Caesar in diesem Augenblick ausgesehen hat. Sein vogelartiges Profil neigte sich erst nach links, dann nach rechts, dann machte er mit dem langen rechten Zeigefinger seinem ranghöchsten Liktor ein Zeichen und deutete auf Cato. »Schaff ihn raus!«, befahl er mit heiserer Stimme. Der Liktor zögerte. »Hast du nicht gehört?«, sagte Caesar mit furchterregender Stimme. »Schaff ihn raus!«
    Jetzt setzte sich der erschrockene Liktor hektisch in Bewegung. Er winkte ein halbes Dutzend seiner Männer zu sich und marschierte mit ihnen durch den Gang auf Cato zu, der auch dann noch nicht aufhörte zu reden, als sie schon über die Bankreihen kletterten. Unter den Augen der entsetzten Senatoren packten zwei Männer je einen von Catos Armen und zerrten ihn zur Tür, während ein anderer seine Unterlagen aus der

Weitere Kostenlose Bücher