02 Titan
Männern begleitet, die deine Leibwachen überwältigen sollen. Du darfst sie auf keinen Fall ins Haus lassen.«
»Das werden wir nicht«, sagte Quintus.
»Aber ich hätte sie hereingelassen«, sagte Cicero. »Einen Senator und einen Ritter hätte ich nicht abgewiesen. Ich hätte ihnen die Hand der Freundschaft gereicht.« Er war bestürzt, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wäre es um ein Haar zur Katastrophe gekommen.
»Woher wissen wir, dass der Bursche hier nicht lügt?«, fragte Quintus. »Vielleicht ist das eine List, um uns von der eigentlichen Bedrohung abzulenken.«
»Da hat er nicht ganz Unrecht, Rufus«, sagte Cicero. »Deine Loyalität ist so flatterhaft wie ein Wetterhahn.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Aber du stehst immer noch hinter ihrer Sache, oder?«
»Ihrer Sache ja, aber nicht hinter ihren Methoden – nicht mehr.«
»Was sind das für Methoden?«
»Sie haben sich darauf verständigt, Italien in Militärregionen aufzuteilen. Nach deinem Tod wird Catilina zur Rebellenarmee in Etrurien stoßen. Teile von Rom werden in Brand gesteckt. Sie werden auf dem Palatin ein Massaker unter den Senatoren anrichten, und dann werden die Stadttore für Manlius und seinen Pöbel geöffnet.«
»Und Caesar? Weiß er von all diesen Dingen?«
»Heute Abend war er nicht dabei, aber ich gehe davon aus, dass er über die Pläne Bescheid weiß. Catilina bespricht sich ziemlich oft mit ihm.«
Das war das erste Mal, dass Cicero konkrete Informationen über Catilinas Absichten erhalten hatte. Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er senkte den Kopf und massierte sich mit den Fingerknöcheln die Schläfen. »Was machen wir jetzt?«, brummte er.
»Wir müssen dich noch heute Nacht aus dem Haus schaffen«, sagte Quintus. »Wir verstecken dich irgendwo, wo du sicher vor ihnen bist.«
»Atticus’ Haus«, schlug ich vor.
Cicero schüttelte den Kopf. »Da suchen sie zuerst. Innerhalb von Rom gibt es keinen sicheren Zufluchtsort. Terentia und Marcus können erst mal nach Tusculum.«
»Ich gehe nirgendwohin«, sagte Terentia. »Und du solltest auch hierbleiben. Das römische Volk respektiert alle möglichen Sorten von Führern, aber sie werden nie einen Feigling respektieren. Dies ist dein Haus und war vorher das Haus deines Vaters, bleibe hier und verleite sie dazu, bis zum Äußersten zu gehen. Wenn ich ein Mann wäre, ich würde es ohne Zögern tun.«
Sie schaute Cicero wütend an, und ich fürchtete, wir würden wieder einmal Zeuge eines ihrer gewaltigen Wortgefechte werden, die die Stille dieses bescheidenen Hauses schon so oft wie Donnerhall zerrissen hatten. Aber Cicero
nickte. »Du hast Recht. Tiro, lass Atticus eine Nachricht bringen, dass wir dringend Verstärkung brauchen. Wir verbarrikadieren die Türen.«
»Wir sollten auch ein paar Wasserfässer aufs Dach schaffen«, sagte Quintus. »Falls sie versuchen sollten, uns auszuräuchern.«
»Ich bleibe und helfe euch«, sagte Rufus.
»Nein, mein junger Freund«, widersprach Cicero. »Du hast deinen Teil beigetragen, und dafür bin ich dir dankbar. Am besten verschwindest du sofort aus der Stadt. Warte im Haus deines Vaters in Interamna, bis hier alles vorbei ist. Wie auch immer.« Rufus wollte protestieren, aber Cicero ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. »Wenn Catilinas Mordplan scheitert, dann könnte er dich verdächtigen, ihn verraten zu haben. Und wenn er Erfolg hat, dann reißt dich der Strudel mit in die Tiefe. Weit weg von Rom bist du in jedem Fall besser aufgehoben.«
Rufus versuchte vergebens, ihn umzustimmen. Als er gegangen war, sagte Cicero: »Wahrscheinlich steht er auf unserer Seite, aber wer weiß? Der einzige Ort jedenfalls, an dem ein trojanisches Pferd keine Scherereien macht, befindet sich außerhalb der eigenen Mauern.«
Mit der Bitte um Hilfe schickte ich einen Sklaven zu Atticus. Dann verriegelten wir die Tür und schoben eine schwere Truhe davor. Auch der Hintereingang wurde abgeschlossen und mit Riegeln gesichert, als zweite Verteidigungslinie versperrten wir den Durchgang mit einem hochkant aufgestellten Tisch. Zusammen mit Sositheus und Laurea schleppte ich einen Eimer Wasser nach dem anderen aufs Dach, außerdem Teppiche und Decken, um etwaige Brände zu ersticken. Das Zentrum unserer provisorischen Zitadelle zum Schutz
des Konsuls bildete eine kleine Garnison, die aus drei Leibwächtern, Quintus, mir selbst, Sargon und seinem Führer, einem Türwächter und einigen männlichen, mit Messern und Knüppeln
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