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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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bewaffneten Sklaven bestand. Nicht zu vergessen Terentia, die mit dem schweren eisernen Kerzenständer, den sie die ganze Zeit über nicht aus der Hand legte, wahrscheinlich wirkungsvoller sein würde als jeder einzelne von uns. Die Mädchen hatten sich mit Marcus, der sich mit einem Spielzeugschwert bewaffnet hatte, ins Kinderzimmer zurückgezogen.
    Cicero stellte äußerste Gelassenheit zur Schau. Er saß vor seinem Schreibpult, dachte nach, machte sich Notizen und schrieb eigenhändig Briefe. Ab und zu fragte er mich, ob schon eine Antwort von Atticus eingetroffen sei. Er wollte sofort informiert werden, sobald die Verstärkung eingetroffen war. Also bewaffnete ich mich mit einem Küchenmesser und ging wieder hinauf aufs Dach, wickelte mich in eine Decke und behielt die Straße im Auge. Es war dunkel und still, nichts rührte sich. Ganz Rom schien zu schlummern. Ich musste an die Nacht denken, als Cicero zum Konsul gewählt worden war und ich hier oben unter dem Sternenhimmel zusammen mit der ganzen Familie speiste und feierte. Er war sich von Anfang an der Schwäche seiner Stellung und der Gefahren, die ihr drohten, bewusst gewesen, eine Situation wie diese hatte er sich aber wohl kaum vorstellen können. Mehrere Stunden vergingen. Gelegentlich hörte ich Hundegebell, aber keine menschlichen Stimmen, abgesehen von dem Nachtwächter unten im Tal, der die Stunden der Nacht ausrief. Zur üblichen Zeit krähten die Hähne und verstummten dann wieder. Mir kam es so vor, als wäre die Nacht dunkler als sonst und sehr kalt. Laurea rief hoch, dass der Konsul mich sprechen wolle. Ich ging nach unten. Er saß im Atrium auf seinem kurulischen Stuhl, quer über seinen Knien lag ein gezogenes Schwert.
    »Bist du dir sicher, dass du Atticus unmissverständlich um zusätzliche Männer gebeten hast?«
    »Natürlich.«
    »Und du hast auch besonders auf die dringliche Lage hingewiesen?«
    »Ja.«
    »Und der Bote war zuverlässig?«
    »Absolut.«
    »Gut, gut«, sagte Cicero. »Atticus lässt mich nicht im Stich, er hat mich noch nie enttäuscht.« Aber seine Stimme klang so, als wollte er sich selbst beruhigen. Bestimmt gingen ihm die Umstände ihres letzten Zusammentreffens im Kopf herum und die frostige Atmosphäre, in der sie auseinandergegangen waren. Es war kurz vor Morgengrauen. Wieder fing der Hund wie wild zu bellen an. Cicero sah mich mit erschöpften Augen an. Sein Gesicht war sehr angespannt. »Schau nach«, sagte er.
    Ich ging wieder aufs Dach und spähte vorsichtig über die Brüstung nach unten. Erst konnte ich nichts erkennen. Aber dann entdeckte ich Schatten auf der anderen Straßenseite, sie bewegten sich. Eine Schlange Männer, die sich dicht an der Wand hielt, näherte sich dem Haus. Mein erster Gedanke war, dass endlich die Verstärkung eingetroffen sei. Aber in dem Moment verfiel Sargon wieder in sein infernalisches Gebell. Die Schatten verharrten, dann hörte ich eine flüsternde Männerstimme. Ich eilte wieder nach unten zu Cicero. Neben ihm stand mit gezücktem Schwert Quintus. Terentia umklammerte den Kerzenständer.
    »Die Attentäter sind da«, sagte ich.
    »Wie viele?«, fragte Quintus.
    »Zehn. Vielleicht zwölf.«
    Lautes Klopfen an der Vordertür. Cicero fluchte. »Zwölf Männer, die wild entschlossen sind, ins Haus zu kommen, lassen sich nicht aufhalten.«
    »Die Tür hält sie eine Zeit lang auf«, sagte Quintus. »Wenn sie es mit Feuer versuchen, dann wird es gefährlich.«
    »Ich gehe wieder aufs Dach«, sagte ich.
    Ein schwacher Hauch Grau überzog inzwischen den Himmel, und als ich hinunter auf die Straße schaute, sah ich dunkle Umrisse von Köpfen, die sich vor dem Haus zusammendrängten. Sie schienen irgendetwas vorzuhaben. Dann ein Lichtschein, die Köpfe fuhren ruckartig auseinander, und eine Fackel loderte auf. Einer von ihnen musste mein Gesicht gesehen haben, denn ein Mann rief: »He, du da oben! Ist der Konsul zu Hause?« Ich zog den Kopf zurück.
    Ein anderer Mann rief: »Hier ist Senator Lucius Vargunteius, ich muss den Konsul sprechen. Ich habe dringende Nachrichten.«
    Dann hörte ich ein Krachen und Stimmen von der Rückseite des Hauses. Eine zweite Gruppe versuchte, von hinten in das Gebäude einzudringen. Ich hatte das Dach halb überquert, als plötzlich eine wirbelnde Fackel über die Brüstung flog. Zischend schoss sie an meinem Ohr vorbei und knallte neben mir auf die Fliesen, wo das brennende Pech zerplatzte und in einem Dutzend kleiner lodernder Brocken über den Boden

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