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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Alle verachten sie dich. Ich habe wenigstens den Mumm, dir ins Gesicht zu sagen, was andere nur hinter deinem Rücken flüstern. Sie benutzen dich höchstens, um ihren wertvollen Besitz zu schützen. Aber wenn du die Drecksarbeit für sie erledigt hast, dann wollen sie nichts mehr mit dir zu tun haben. Vernichte mich, wenn du willst; am Ende vernichtest du nur dich selbst.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um, stieß die Sextus-Brüder zur Seite und marschierte aus dem Haus. »Woher kommt es nur«, sagte Cicero, »dass er immer einen Geruch nach Schwefel zurücklässt?«
    »Denkst du, dass er wirklich ins Exil geht?«, fragte Celer.
    »Gut möglich. Ich glaube nicht, dass er selbst weiß, was er im nächsten Augenblick tun wird. Er ist wie ein Tier, er folgt seinen Instinkten. Für uns ist es jetzt das Wichtigste, auf der Hut zu sein und wachsam zu bleiben, ich in der Stadt und du auf dem Land.«
    »Ich rücke bei Tagesanbruch aus.« Celer machte einen Schritt zur Tür, blieb dann stehen und drehte sich noch einmal um. »Dieses ganze Gerede, dass wir dich verachten, davon stimmt kein Wort. Das weißt du.«
    »Ja, ich weiß, Celer, danke«, sagte Cicero lächelnd. Das Lächeln blieb, bis die Haustür ins Schloss fiel, dann verschwand es langsam aus seinem Gesicht. Er sank auf dem nächsten Stuhl zusammen, streckte die Arme aus und betrachtete verwundert die nach oben gewendeten Handflächen. Als ob ihr heftiges Zittern das Seltsamste wäre, was er je gesehen hatte.

KAPITEL IX
    A m nächsten Tag tauchte ein höchst erregter Quintus bei Cicero auf und zeigte ihm die Abschrift eines Briefes, den man am Amtssitz der Volkstribunen ausgehängt hatte. Er wandte sich an einige prominente Senatoren, darunter Catulus, Caesar und Lepidus, und war von Catilina unterzeichnet. »Da es mir unmöglich war, den falschen Anschuldigungen meiner Feinde zu begegnen, habe ich mich ins Exil nach Massilia begeben. Ich gehe nicht, weil ich der ruchlosen Verbrechen schuldig bin, deren man mich bezichtigt, sondern um den Frieden im Staat zu bewahren und der Republik das unausweichliche Blutvergießen zu ersparen, würde ich mich gegen mein Schicksal auflehnen. Ich überlasse meine Frau und Familie eurer Obhut und meine Ehre eurem Angedenken. Lebt wohl!«
    »Gratuliere, Bruderherz«, sagte Quintus und klopfte Cicero auf die Schulter. »Du bist ihn los.«
    »Ist das auch sicher?«
    »So sicher, wie es nur sein kann. Er wurde heute in der Frühe dabei beobachtet, wie er zusammen mit einigen seiner Kumpane aus der Stadt geritten ist. Sein Haus ist versperrt und verlassen.«
    Cicero verzog das Gesicht und zupfte sich am Ohrläppchen. »Und trotzdem, irgendwas stimmt da nicht.«
    Quintus, der nur deshalb den Hügel hinaufgelaufen war, um seinem Bruder die gute Nachricht zu überbringen, war
über die vorsichtige Reaktion seines Bruders irritiert. »Catilina blieb gar nichts anderes übrig als die Flucht. Das kommt einem Geständnis gleich. Du hast ihn besiegt.«
    Nachdem auch in den folgenden Tagen keine Nachrichten über Catilina eintrafen, schien es so, als würde Quintus Recht behalten. Trotzdem lehnte Cicero es ab, die Sicherheitsbeschränkungen für Rom zu lockern, er verschärfte sogar die Schutzmaßnahmen für sich selbst, wenn er in der Öffentlichkeit auftrat. In Begleitung von einem Dutzend Männern verließ er die Stadt und besuchte Quintus Metellus, der immer noch über das militärische imperium verfügte, und bat ihn, zum Stiefelabsatz von Italien aufzubrechen und das Kommando über die Region Apulia zu übernehmen. Der alte Mann murrte, aber Cicero schwor, dass ihm nach dieser letzten Mission der Triumph gewährt werde, und Metellus – insgeheim froh über die Beschäftigung, so mein Verdacht – brach sofort auf. Ein weiterer ebenfalls auf einen Triumph hoffender Exkonsul, Marcius Rex, brach nach Norden auf, nach Faesulae. Der Prätor Quintus Pompeius Rufus, der Ciceros Vertrauen hatte, wurde nach Capua beordert, um Truppen auszuheben, und Metellus Celer war weiterhin damit beschäftigt, in Picenum eine Armee aufzustellen.
    Irgendwann während dieser Zeit schickte der Rebellenführer Manlius eine Botschaft an den Senat: »Wir ersuchen Götter wie Menschen zu bezeugen, dass wir nicht deshalb zu den Waffen gegriffen haben, um unser Land zu überfallen oder irgendwen in Gefahr zu bringen, sondern nur um uns selbst vor Unrecht zu schützen. Wir sind arme, bedürftige Teufel. Durch die brutale Rücksichtslosigkeit der Geldverleiher

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