02 - Winnetou II
zu Eurem Glück hierhergekommen!“
„Wieso?“
„Das will ich Euch sagen! Ihr könntet hier bei mir bleiben, aber nicht bloß für heute, sondern für morgen und übermorgen und immer. Ich brauche einen Boardkeeper, der nicht gleich dreinspringt, wenn er einen derben Tritt bekommt. In unserem Geschäft ist die Ambition oft ein recht überflüssiges und schädliches Ding, und ich habe ja vorhin gesehen, daß Ihr in dieser Beziehung einen guten Puff vertragt. Schlagt ein; es soll Euer Schaden nicht sein!“
Ich hätte dem Mann eigentlich ins Gesicht schlagen mögen; doch war sein Offert wirklich mehr lächerlich als ärgerlich, und so trat ich ohne Erwiderung in das Haus, um die nötigen Einkäufe zu machen. Als ich nach dem Preis des Ausgewählten fragte, blickte er mich erstaunt an.
„Habt Ihr denn nicht gehört, daß Emery Forster alles bezahlen will? Er wird Wort halten, und ich gebe Euch alle diese Sachen, ohne daß Ihr einen Penny dafür habt.“
„Danke! Wenn ich mir etwas kaufe, so habe ich nicht das Geld eines Pferdediebes dazu nötig.“
Er wollte einen Einspruch erheben, als er aber die Handvoll goldener Füchse bemerkte, welche ich unter dem Gürtel hervorzog, nahm seine Miene einen äußerst respektvollen Ausdruck an, und der Handel begann mit jener Schlauheit und Zähigkeit, welche in jenen Gegenden den Unkundigen auf das glänzendste auszubeuten versteht.
Endlich wurden wir einig. Ich kam in den Besitz einer vollständig neuen Trapperkleidung und versah mich gegen schweres Geld mit einigem Proviant und so viel Munition, daß ich es nun wieder eine ganze Weile auszuhalten vermochte.
Der Abend war mittlerweile vollständig hereingebrochen, und tiefes Dunkel hatte sich über das Tal gesenkt. Es war nicht meine Absicht, in dem niedrigen und dunstigen Boarraum Herberge zu nehmen; ich warf daher den neuen, bis oben heraufgefüllten Fouragesack über die Schulter und trat hinaus in das Freie. Ich wollte zu Forster, um ihm eine richtigere Meinung über seine Herrscherrechte beizubringen.
Mein Weg führte längs dem Fluß hin, und was ich vorher nicht bemerkt hatte, das fiel mir jetzt, da meine Aufmerksamkeit nicht mehr von dem kleinen Begleiter in Anspruch genommen wurde, sofort auf: Der Ölgeruch, welcher das ganze Tal erfüllte, verstärkte sich in der Nähe des Wassers; der Fluß mußte also eine nicht unbedeutende Menge des Brennstoffes mit sich führen.
Der Gebäudekomplex, welchem ich zuschritt, lag vollständig schwarz vor mir; aber als ich eine leichte Krümmung des Weges zurückgelegt hatte und nun das Herrenhaus von vorn sehen konnte, fiel ein heller Lichtglanz von der Veranda herüber, und ich erkannte, daß eine kleine Gesellschaft dort versammelt sei. Als ich an der Fenz anlangte, welche den Vorplatz umschloß, vernahm ich ein leichtes Schnaufen, über dessen Ursache ich mir sofort im klaren war.
Ich wußte, daß Swallow von keinem Fremden in einen Stall zu bringen sei. Man hatte ihn im Freien lassen müssen und gerade unter der Veranda angebunden, weil dort das Tier am besten zu bewahren war. Ich schlich mich leise über die dunklen Stellen des erwähnten Vorplatzes bis an das niedere Mauerwerk, in welches die Träger der leichten Überdachung eingesenkt waren. Ich befand mich jetzt ganz in der Nähe meines Pferdes und bemerkte zu meiner Genugtuung auch Harry, welcher in einer der Hängematten lag. Er war eben im Begriff, dem neben ihm sitzenden Forster eine Auseinandersetzung zu machen. Keinen Blick von der Gesellschaft wendend, befestigte ich den mitgebrachten Sack hinter dem Sattel Swallows. Das brave Tier hatte sich das Lederzeug nicht abnehmen lassen; hätte ich, als Forster mit ihm davon ritt, einen Pfiff ausgestoßen, so hätte es ihn ganz sicher abgeworfen und wäre zu mir zurückgekommen.
„Es ist ein unnützes und lästerliches Unternehmen, dear uncle, und du hast dir die Sache wohl nicht ganz richtig berechnet“, hörte ich den Knaben sagen.
„Willst du mich etwa das Kalkulieren lehren? Die Ölpreise sind nur deshalb so gedrückt, weil die Quellen zu viel liefern. Wenn wir also, einer wie der andere, das Öl so einen Monat lang ablaufen lassen, so muß es wieder teuer werden, und wir machen Geschäfte, gute Geschäfte, sage ich dir. Und diesen Coup werden wir ausführen; es ist so beschlossen, und ein jeder wird sein Versprechen halten. Ich lasse aus dem unteren Loch jetzt alles in unseren Venango-River fließen; bis die Preise steigen, werden wir mit dem Bohrer
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