02 - Winnetou II
sondern mit dem Bowiemesser vor.“
Sein Auge blitzte mit einem raschen, leuchtenden Blick von Forster auf mich herüber. Ich bemerkte, daß ich ihm aus der Seele gesprochen hatte. Dennoch aber konnte er eine Berichtigung nicht unterlassen.
„Ich will Euch nicht ganz Unrecht geben, Sir, aber es gibt doch vielleicht hier und da einen Trapper oder Squatter, der nicht lachen würde, wenn ich ihn nach dem ‚Metall‘ fragte. Habt Ihr einmal von Old Firehand gehört?“
„Warum sollte ich nicht? Er ist einer der angesehensten unter den Waldläufern. Begegnet freilich bin ich ihm noch nicht.“
„Nun seht, er und Winnetou, den Ihr ja kennt, also ein Weißer und eine Rothaut, gehören zu denen, die ich meine. Diese beiden Männer kennen jedes ‚Open‘ und jedes ‚Shut‘ des Gebirges und könnten Euch zu Gold- und Silberlagern führen, von deren Dasein und Reichhaltigkeit kein anderer eine Ahnung hat. Ich glaube nicht, daß einer von ihnen mit irgendeinem Ölmann tauscht!“
„Pshaw, Harry“, fiel Forster ein; „ich hoffe nicht, daß du anzüglich sein willst!“
Er vermied zu antworten, und ich meinte kalt:
„Der Ölmann hätte diese Schätze jedenfalls nicht entdeckt und würde sich wohl auch hüten, ihre Ausbeutung mit seinem kostbaren Leben zu bezahlen. Übrigens gebt Ihr wohl zu, mein junger Master, daß Eure Entgegnung nur eine Bestätigung meiner Behauptung enthält. Der richtige Jäger mag eine Ader aufgefunden haben, aber er verkauft gegen ihren Inhalt die kostbare Freiheit nicht, die ihm über alles geht. Doch, da ist ja der Bluff und mit ihm unser Ziel.“
Wir hielten am Rand der Schlucht und blickten auf die kleine Niederlassung hinab, deren Häuserzahl ich mir höher vorgestellt hatte. Das vor uns liegende Tal bildete eine schmale Pfanne, welche, rings von steil aufsteigenden Felsen umschlossen, in ihrer Mitte von einem ansehnlichen Fluß durchströmt wurde, der sich zwischen nahe zusammentretendem Gestein unten einen Ausweg suchte. Das ganze unter uns liegende Terrain war mit Anlagen, wie sie die Petroleumerzeugung erfordert, bedeckt; oben, ganz nahe am Wasser, befand sich ein Erdbohrer in voller Tätigkeit; am mittleren Lauf stand etwas vor den eigentlichen Fabrikräumlichkeiten ein trotz des Interims doch ganz stattliches Wohngebäude, und wo das Auge nur hinblickte, waren Dauben, Böden und fertige Fässer, teils leer, meist aber mit dem vielbegehrten Brennstoff gefüllt, zu sehen.
„Ja, das ist der Bluff, Sir“, antwortete Harry. „Da drüben seht Ihr den Store, zugleich Restauration, Boardinghouse und alles sonst noch mögliche, und hier führt der Weg hinab, ein wenig steil zwar, so daß wir absteigen müssen, aber doch immer noch ohne Lebensgefahr zu passieren. Wollt Ihr mitkommen?“
Ich schnellte mich rasch aus dem Sattel; aber er war abgesprungen und meinte:
„Nehmt Euer Tier an die Hand.“
„Swallow kommt von selbst nach. Steigt immerhin voran!“
Er ergriff die Zügel seines Pferdes; mein Mustang folgte ohne besondere Aufforderung, und während Forster mit seinem Gaul langsam und zaghaft nachgestiegen kam, hatte ich Gelegenheit, an dem Vorangehenden die Gewandtheit und Sicherheit des Schrittes zu bewundern. Diese Übung hatte er sich ganz bestimmt nicht im Osten aneignen können, und mein Interesse für ihn wuchs von Minute zu Minute. Auf der Sohle des Tales angekommen, setzten wir uns wieder zu Pferde. Ich wollte mich verabschieden, weil ich annehmen mußte, daß die beiden direkt nach dem bereits angegebenen Wohngebäude reiten würden, während mich mein Weg nach dem Laden führte, da aber fiel Forster mir in die Rede:
„Laßt das sein, Mann. Wir kommen mit nach dem Store, denn ich habe noch irgendeine Kleinigkeit mit Euch abzumachen!“
Es war mir um des interessanten Jünglings willen ganz lieb, die bisherige Gesellschaft noch für kurze Zeit genießen zu können, aber ich hatte keine Lust, Forster eine Frage über seine Kleinigkeit vorzulegen. Ich brauchte indes nicht lange zu warten, um Aufklärung über dieselbe zu erhalten. Bei dem ‚Store and Boardinghouse‘, wie die einfache Blockhütte mit Kreidestift an ihrer Tür bezeichnet war, angekommen, hatte ich kaum den Sattel verlassen, so war er auch von dem seinen herunter und faßte Swallow am Zügel.
„Ich werde Euch das Pferd abkaufen! Was kostet es?“
„Ich verkaufe es nicht!“
„Ich gebe zweihundert Dollars.“
Ich lachte verneinend.
„Zweihundert und fünfzig!“
„Gebt Euch keine Mühe,
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