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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Präriejäger mit einem durch immer neue Berichte wachsenden Nimbus umgab.
    „Old Firehand?“ rief auch der Ingenieur. „Warum habt Ihr mir Euren Namen nicht genannt, als Ihr aufstieget, Mann? Ich hätte Euch einen besseren Platz angewiesen als jedem andern, den man aus Gefälligkeit ein Stück mit in den Westen hineinnimmt!“
    „Danke, Sir; war gut genug! Aber laßt uns die kostbare Zeit nicht verschwatzen, sondern beraten, was wir gegen die Indsmen vorzunehmen haben.“
    Sofort gruppierte sich alles, als wäre er selbstverständlich derjenige, dessen Ansicht die beste sei, um ihn, und ich mußte meinen Bericht eingehender wiederholen.
    „So seid Ihr also Winnetous Freund?“ fragte er, als ich geendet hatte. „Ich mag so leicht nicht von jemandem was wissen; aber wem der seine Achtung schenkt, der kann auch auf mich rechnen. Hier habt Ihr meine Hand!“
    „Ja, er ist mein Freund und Bruder“, erklärte Winnetou. „Wir haben das Blut der Vereinigung miteinander getrunken.“
    „Das Blut getrunken?“ fragte Old Firehand schnell, indem er näher zu mir herantrat, um mich zu betrachten. „So ist dieser Mann wohl gar – wohl gar –  –  –“
    „Old Shatterhand, unter dessen Faust jeder Gegner zusammenbricht“, ergänzte Winnetou.
    „Old Shatterhand, Old Shatterhand!“ riefen die Umstehenden, indem sie sich an mich drängten.
    „Ihr seid Old Shatterhand?“ fragte der Ingenieur in frohem Ton. „Old Firehand, Old Shatterhand und Winnetou! Welch ein glückliches Zusammentreffen! Die drei berühmtesten Männer des Westens, die drei Unüberwindlichen! Nun kann es uns ja gar nicht fehlen! Nun sind die roten Kanaillen verloren! Mesch'schurs sagt uns nur, was wir tun sollen, wir werden euch gehorchen.“
    „Es sind dreißig rote Lumpen“, antwortete Old Firehand, „mit denen wir gar keine Umstände machen werden. Wir schießen sie alle über den Haufen.“
    „Sie sind Menschen, Sir“, warf ich ein.
    „Vertierte Menschen, ja“, entgegnete er. „Ich habe genug von Euch gehört, um zu wissen, daß Ihr selbst in der größten Gefahr noch nachsichtig mit diesen Kerlen seid; ich aber bin ganz anderer Meinung. Wenn Ihr erlebt hättet, was ich erlebt habe, so würde niemand von Old Shatterhand, dem Schonungsvollen, erzählen können. Und da diese Sippe von Parranoh, dem abtrünnigen und hundertfachen Mörder, angeführt wird, so soll mein Tomahawk sie erst recht nun alle, alle fressen! Ich habe eine Rechnung mit ihm auszugleichen, eine Rechnung, welche mit Blut geschrieben ist!“
    „Howgh!“ stimmte der sonst so milde Winnetou bei. Er mußte triftige Gründe haben, ganz gegen seine Gewohnheit heut einmal eine strengere Anschauung der meinigen vorzuziehen.
    „Ihr habt sehr recht, Sir“, erklärte auch der Ingenieur; „Schonung würde hier Sünde sein. Also sagt, welchen Plan Ihr hegt!“
    „Das Zugpersonal hat bei den Waggons zu bleiben. Ihr seid Beamte, die wir nicht mit in den Kampf verwickeln dürfen. Aber die anderen Gentlemen können sich alle das Vergnügen machen, an dem Abenteuer teilzunehmen und den Kerls die Lehre beizubringen, daß es nicht geraten ist, einen Bahnzug auszurauben. Wir schleichen uns im Dunkeln stracks auf sie zu und fallen über sie her. Da sie keine Ahnung davon haben, wird der Schreck noch weit größere Wirkung als ihre Waffen haben. Sobald wir sie verjagt haben, geben wir ein Feuerzeichen, auf welches der Zug nachfolgen kann, aber langsam, denn wir wissen nicht, ob es uns bis zu seiner Ankunft gelingen wird, die Hindernisse wegzuräumen. Also wer will mit?“
    „Ich, ich, ich –  –  –!“ riefen alle, welche außer dem Zugpersonal anwesend waren. Keiner wollte sich ausschließen.
    „So nehmt eure Waffen, und kommt! Wir haben keine Zeit zu versäumen, denn die Roten wissen jedenfalls, wann der Zug zu kommen hat, und wenn er zögert, können sie leicht mißtrauisch werden.“
    Wir brachen auf, Winnetou und ich als Führer voran. Tiefe Stille lag über der Gegend, denn wir bemühten uns, alles und selbst das leiseste Geräusch zu vermeiden. Nichts verriet, daß der auf der weiten Ebene ruhende scheinbare Frieden die Vorbereitung zu einer blutigen Katastrophe in sich berge.
    Zunächst legten wir eine ansehnliche Strecke in aufrechter, bequemer Stellung zurück, dann aber, nachdem wir die Nähe des mutmaßlichen Kampfplatzes erreicht hatten, legten wir uns nieder und krochen, einer hinter dem andern, auf Händen und Füßen an der Böschung entlang.
    Der Mond

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