Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Greenhorn – ha – haha, Will Parker ein Greenhorn, hörst du es, Sam Hawkens? – ob das Greenhorn etwas gelernt hat?“
    Kaum zwei Schritte von meiner Rechten entfernt stand Old Firehand. Die Art und Weise, wie er mit beiden Händen im Leben der ihn umdrängenden Gegner wühlte, flößte mir die größte Bewunderung ein. Über und über mit Blut bespritzt, lehnte er an der Felsenmauer. Die langen, grauen Haare hingen in zusammengeklebten Strähnen von seinem Kopf; die ausgespreizten Beine schienen in der Erde zu wurzeln, und in der einen Faust das schwere Beil, in der andern das scharfe, leicht gekrümmte Messer, hielt er die mächtig an ihn Drängenden von sich ab. Noch mehr als ich war er mit Wunden bedeckt; aber noch hatte keine derselben ihn zum Fall gebracht, und ich mußte immer wieder von neuem meinen Blick auf seine hohe, reckenhafte Gestalt richten.
    Da entstand eine Bewegung in dem Knäuel der Rothäute, und Parranoh erschien, sich eine Bahn durch ihre dichte Menge brechend. Kaum erblickte er Firehand, so rief er:
    „Endlich habe ich dich; denk an Ribanna und stirb!“
    Er wollte sich an mir vorüber auf ihn stürzen; da packte ich ihn bei der Schulter und holte zum tödlichen Hieb aus. Mich erkennend sprang er zurück, so daß mein Tomahawk durch die Luft sauste.
    „Auch du?“ brüllte er. „Dich muß ich lebendig haben. Gebt ihm ein Lariat!“
    An mir vorbeispringend, noch ehe ich das Beil wieder schwingen konnte, erhob er die Pistole; der Schuß krachte; Old Firehand schlug die Arme weit auseinander in die Luft, sprang mit einem mächtigen, krampfhaften Satz vorwärts mitten unter die Feinde und stürzte dann lautlos zusammen.
    Es war mir, als sei die Kugel in meine Brust gefahren, so durchzuckte mich der Fall des Helden; ich schlug den Indianer, mit welchem ich es in diesem Augenblick zu tun hatte, nieder und wollte auf Parranoh los, als ich eine dunkle Gestalt bemerkte, welche sich mit schlangenhafter Behendigkeit durch die Feinde wand und gerade vor dem Mörder die geschmeidigen Glieder in die Höhe streckte.
    „Wo ist die Kröte von Atabaskah? Hier steht Winnetou, der Häuptling der Apachen, zu rächen den Tod seines weißen Bruders!“
    „Ha, der Hund von Pimo! Fahr zum Teufel!“
    Mehr hörte ich nicht. Der Vorgang hatte meine Aufmerksamkeit in so hohem Grad in Anspruch genommen, daß ich die Verteidigung meiner selbst versäumte. Eine Schlinge legte sich mir um den Hals, ein Ruck – zu gleicher Zeit fühlte ich einen schmetternden Schlag auf den Kopf, und ich verlor das Bewußtsein. Als ich erwachte, war es vollständig dunkel und still um mich, und ich besann mich vergebens auf die Art und Weise, wie ich in diese Finsternis gekommen sei. Ein brennender Schmerz, welchen ich am Kopf fühlte, erinnerte mich endlich an den empfangenen Schlag, und nun reihten sich die Einzelheiten des Vergangenen zu einem vollständigen Bild des Geschehenen aneinander. Zu dem erwähnten Schmerz kam noch die Qual, welche mir von den empfangenen Wunden und den Fesseln verursacht wurde, die man mir mit raffinierter Festigkeit um die Hände und Füße gelegt hatte, so daß sie mir tief in das Fleisch einschnitten und ich kaum zu irgendwelcher Bewegung fähig war.
    Da hörte ich ein Geräusch neben mir, als ob ein Mensch sich räuspere.
    „Ist noch jemand hier?“ fragte ich.
    „Hm, freilich! Fragt der Mann gerade so, als ob Sam Hawkens niemand wäre, wenn ich mich nicht irre.“
    „Ihr seid es, Sam? Sagt doch um aller Welt willen, wo wir sind!“
    „So leidlich unter Dach und Fach, Mann. Haben uns in die Lederhöhle gesteckt; wißt's schon, wo die Felle lagen, meine ich, die wir so schön vergraben haben. Sollen aber keines finden, sage ich, keines!“
    „Und wie ist es mit den anderen?“
    „Passabel, Sir. Old Firehand ist ausgelöscht, Dick Stone ist ausgelöscht, Will Parker ist ausgelöscht – war doch ein Greenhorn, der Mann, hihihi, ein Greenhorn, sage ich, wollt's aber nicht glauben, wenn ich mich nicht irre – Bill Bulcher ist ausgelöscht, Harry Korner ist ausgelöscht, alle, alle sind ausgelöscht, nur Ihr brennt noch und der Apache; auch der kleine Sir lebt ein wenig, wie mir scheint – und Sam Hawkens, hm, vielleicht haben sie auch ihn noch nicht ganz ausgelöscht, hihihi!“
    „Wißt Ihr es gewiß und wahrhaftig, daß Harry wirklich noch lebt, Sam?“ fragte ich angelegentlich.
    „Denkt Ihr wohl, daß so ein alter Skalper nicht weiß, was er sieht, Mann? Haben ihn da neben uns

Weitere Kostenlose Bücher